Die Würde der Stammzelle ist unantastbar!
Diesen Satz muss man einmal aufgeschrieben haben, um zu erkennen, wie absurd es ist, in der Frage der Stammzellenforschung mit dem philosophischen Begriff der Menschenwürde zu argumentieren.
Ich fühle mich bei einer Gleichsetzung meiner Würde mit der angeblichen Würde eines Zellhaufens verletzt. Ein Zellhaufen! Da kann man mich ja gleich mit einem Schwein oder einer Kakerlake gleichsetzen. Das würde mich sogar weniger beleidigen, denn im Gegensatz zu einem lebenden Schwein atmet ein Zellhaufen nicht einmal. Ein Zellhaufen hat nicht mal Angst zu sterben; ein Schwein schon! Da fühle ich mich rein empathisch dem Schwein schon näher als dem Inhalt einer Petrischale.
Was geht nur in einer Person vor, die eben noch auf ein Reagenzglas geschaut hat und nun ihren Blick hebt, mich ansieht und sagt: „Wenn es nach mir geht, dann bist Du auch nicht viel mehr wert als der Inhalt in dieser Schale!“ Wie tief muss ein Mensch in ein Reagenzglas geschaut haben, um so ein Urteil zu fällen?
Als in Deutschland darüber diskutiert wurde, ob im Falle der Gefahrenabwehr ein von Terroristen entführtes und mit Passagieren besetztes Flugzeug, das geradewegs aus ein Hochhaus zusteuert, abgeschossen werden dürfe, da urteilte das Bundesverfassungsgericht, dass ein solcher Abschuss nicht mit der Verfassung in Einklang gebracht werden könne. Menschliches Leben dürfe niemals instrumentalisiert werden, selbst dann nicht, wenn dieses Leben dem Tode geweiht sei. Andernfalls würde man die Ideologie der Terroristen übernehmen, die kein Problem damit haben, menschliches Leben zum Wohle ihrer Ideologie zu opfern.
Jeder Mensch hat eine gewisse Hemmung, ein Flugzeug voller unschuldiger Passagiere abzuschießen, auch wenn dadurch unzählig viele andere Menschen gerettet werden können. Ich möchte sogar behaupten, dass jeder Mensch selbst dann noch diese gewisse Hemmung verspüren würde, wenn er durch die Tötung eines einzigen unschuldigen Menschen, Millionen anderer Menschen retten könnte.
Das Leben eines Menschen darf einfach nicht mit dem Leben eines anderen Menschen verrechnet werden. Das Leid eines einzelnen Menschen wird nicht durch das Leid Millionen anderer Menschen relativiert. In der Mischna findet sich folgendes Gebort: „Wer sagt dir, dass dein Blut röter ist als das Blut des anderen? Vielleicht ist das Blut der anderen röter d.h. kostbarer als das deine.“ Die Mischna spricht allerdings von Blut! Befruchtete Eizellen aber haben keinen Blutkreislauf.
Stellen wir uns einmal vor, nicht ein Flugzeug voller Menschen steuerte auf ein Hochhaus zu, sondern eine Bombe voller befruchteter lebensfähiger Eizellen. Ich möchte behaupten, niemand würde auch nur eine Sekunde zögern und dieses Flugzeug vom Himmel holen. Ich bin mir sogar sicher, dass selbst dann niemand zögern würde, wenn im Hochhaus nur ein Mensch säße, aber in der Bombe eine Millionen befruchteter lebensfähiger Eizellen.
Ich kann zwar nicht mit Sicherheit sagen, wo menschliches Leben beginnt, aber eins kann ich mit Sicherheit sagen: Die befruchtete Eizelle liegt weit jenseits der Grenze!
Eizellen, ob befruchtet oder nicht, haben keine Würde, würden sie eine haben, dann müsste in Deutschland auch der Schwangerschaftsabbruch unter allen Umständen verboten werden! Der Schwangerschaftsabbruch aber ist in Deutschland möglich. Präimplantationsdiagnostik allerdings ist verboten. In Deutschland ist es einer Frau somit verboten, befruchtete Eizellen zu untersuchen, bevor sie sie einpflanzen lässt, um zu schauen, ob sie gewillt ist, daraus menschliches Leben werden zu lassen, es ist jener Frauen allerdings erlaubt, die befruchtete Eizelle zu untersuchen, nachdem sie sie in ihrem Leib eingenistet hat, um sie dann gegebenenfalls abzutreiben, sollte ihr irgendetwas nicht gefallen.
Das ist die Logik jener, die von einer Würde der befruchteten Eizelle ausgehen: Wenn sich nach dem Sex Mann und Frau im Bett auf den Rücken legen, schweißgebadet an die Decke starren, bevor sie selig einschlafen, liegen spätestens schon am nächsten Morgen drei Personen im Bett!