Der moderate Islam

„Der moderate Islam ist eine Erfindung. Der Islam hat den Anspruch das Leben eines Muslims zu regulieren, von dem Moment an, wo er aufwacht, bis hin zum Moment, wo er zu Bett geht. Wenn man sagt, es gibt einen moderaten Islam, der auf den Dschihad, auf die Scharia, auf Geschlechterapartheid und die Durchregulierung des Alltags verzichtet, was bleibt dann vom Islam übrig? Es gibt moderate Muslime, aber keinen moderaten Islam. Sie sind dann nicht wegen des Islams, sondern trotz des Islams moderat.“

Diese Worte stammen von Hamed Abdel-Samad. Sie sind für Menschen, die unter dem Islam leiden, so wichtig wie die Worte von Bertrand Russel für jene Menschen wichtig sind, die unter dem Christentum leiden:

„Die Christen versichern uns, dass ihre Religion eine Religion der Liebe sei, aber die Annahme des Christentums durch den römischen Staat zu Zeiten Konstantins trug nichts zur Verminderung der Kriege bei, und in unseren Tagen waren viele der fanatischsten Kriegshetzer Christen.“

Wenn ich mir die Länder anschaue, wo der Islam herrscht, dann stelle ich fest, dass dort Homosexuelle hingerichtet, kritische Geister verfolgt, Ungläubige gesteinigt und Frauen verschleiert werden. Vor all diesen Dingen habe ich berechtigte Angst! Der Kabarettist Dieter Nuhr bringt es mit diesen Worten auf den Punkt:

“Die rufen Tod bis … Krieg. Das ist für mich … hat einen Grad von Lächerlichkeit, dem dürfen wir uns nicht anpassen. Und wir passen uns reihenweise da an. Mich macht das wütend. Islam ist ausschließend dann tolerant, wenn er keine Macht hat und da müssen wir unbedingt für sorgen, dass das bei uns so bleibt.”

Als in Europa das Christentum herrschte, wurden kritische Geister verfolgt und ermordet. Jeder, der es damals wagte, das Christentum zu kritisieren, wurde von der Inquisition heimgesucht. Man erklärte die Kritiker für besessen und somit geisteskrank. Heute wird vollkommen legitime Kritik am Islam als Geisteskrankheit bezeichnet. Wer den Islam kritisiert, gilt für viele als islamophob und Rassist. Bertrand Russel war in dieser Logik ein widerlicher christophober Rassist als er schrieb:

„Wenn man sich auf der Welt umsieht, so muss man feststellen, dass jedes bisschen Fortschritt im humanen Empfinden, jede Verbesserung der Strafgesetze, jede Maßnahme zur Verminderung der Kriege, jeder Schritt zur besseren Behandlung der farbigen Rassen oder jede Milderung der Sklaverei und jeder moralische Fortschritt auf der Erde durchweg von den organisierten Kirchen der Welt bekämpft wurde. Ich sage mit vollster Überzeugung, dass die in ihren Kirchen organisierte christliche Religion der Hauptfeind des moralischen Fortschrittes in der Welt war und ist.“

Hamed Abdel-Samad ist mit seiner Kritik am Islam nicht weniger zimperlich:

„Dass es ein paar kluge Theologen gibt, die etwas Modernes und Säkulares im Islam sehen wollen, ist lobenswert und kreativ, aber es ist eigentlich eine Umgehung der Kernbotschaft des Islams. Die Kernbotschaft ist, dass die Menschen Gott dienen und seine Gesetze auf Erden vollenden sollen. Natürlich gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen einem Menschen im Irak oder in Syrien, der Ungläubigen den Kopf abschneidet, und einem Vater in Wien oder Berlin, der seine Tochter zwingt, ein Kopftuch zu tragen. Aber beide handeln aus dem Motiv heraus, sich Gottes Willen zu beugen, und ich habe als Mensch keine andere Wahl als Gottes Willen zu vollstrecken und da liegt das Problem.“

Für die Süddeutsche Zeitung schrieb Joseph Croitoru jüngst eine Kritik an Hamed Abdel-Samad. Seine Worte machen klar, worum es den meisten Menschen, die Religionskritik als Rassismus und Phobie brandmarken, wirklich geht:

„Die Grenze zur Demagogie überschreitet Abdel-Samad auch, wenn er den Propheten Muhammad als grausamen Mörder und Vergewaltiger erscheinen lässt, Abraham als Faschisten verunglimpft und behauptet, „Faschismus ist in gewisser Weise mit dem Monotheismus verwandt“. Man wundert sich, dass hier dem als „Islamkritiker“ derzeit allseits hofierten Publizisten nicht auch von christlicher und jüdischer Seite vehement widersprochen wird.“

Genau! Das ist es, was unsere Welt jetzt ganz dringend braucht: Christen und Juden, die leberwurstbeleidigt durch die Straßen marodieren und Menschen morden, weil irgendwo irgendjemand, vermutlich in Dänemark, Jesus und Abraham veräppelt hat. Richard Dawkins jedenfalls gehört als Antisemit sofort vor das Kriegsverbrechentribunal, spätestens seit diesem rassistischen, judeophoben Ausspruch:

„Der Gott des Alten Testaments ist – das kann man mit Fug und Recht behaupten – die unangenehmste Gestalt der gesamten Literatur: Er ist eifersüchtig und auch noch stolz darauf; ein kleinlicher, ungerechter, nachtragender Überwachungsfanatiker; ein rachsüchtiger, blutrünstiger ethnischer Säuberer; ein frauenfeindlicher, homophober, rassistischer, Kinder und Völker mordender, ekliger, größenwahnsinniger, sadomasochistischer, launisch-boshafter Tyrann.“

Wer Kritik an den Islam und damit Ideologie- und Religionskritik als Phobie und Rassismus brandmarkt, ist ein mittelalterlicher Inquisitor, der die Aufklärung auf dem Scheiterhaufen der guten Absichten verbrennt. Karlheinz Deschner schrieb einst:

„Viele, vielleicht die meisten Menschen scheuen sich, gröbsten Betrug gerade auf dem für sie »heiligsten« Gebiet anzunehmen. Gleichwohl wurde nie gewissenloser, nie häufiger gelogen und betrogen als im Bereich der Religion (…) Die frommen Geistlichen pflegten schon im Mittelalter alles zu vögeln, was eine Vagina hatte, Ehefrauen, Jungfrauen, kleine Mädchen und wie wir nicht ohne Grund vermuten dürften, weibliche Tiere. Die Homosexualität florierte in den Klöstern seit deren Bestehen. Wo es an Männern mangelte, man den Nonnen nicht einmal die Beichtväter gönnte, mussten sie oft mit Kindern vorliebnehmen.“

Uta Ranke-Heinemann ist in ihrer Kritik am Christentum noch deutlicher:

„Das Christentum ist theoretisch der friedliebendste, praktisch aber der blutrünstigste Glaubensverband der Weltgeschichte. Nach intensiver Beschäftigung mit der Geschichte des Christentums kenne ich in Antike, Mittelalter und Neuzeit, einschließlich und besonders des 20. Jahrhunderts, keine Organisation der Welt, die zugleich so lange, so fortgesetzt und so scheußlich mit Verbrechen belastet ist wie die christliche Kirche, ganz besonders die römisch-katholische Kirche. Seit Konstantin wurden Heuchelei und Gewalt zum Kennzeichen der Kirchengeschichte, wurde der Massenmord zur Praxis einer Religion. Einen zu töten war strikt verboten, Tausende umzubringen ein gottgefälliges Werk. Das Ganze nennt man nicht Geisteskrankheit, das Ganze heißt Christentum.“

Vermutlich hat sich Uta Ranke-Heinemann mit diesen Worten als christenfeindliche Rassistin geoutet, die niemals wieder in eine Talkshow eingeladen werden sollte. Sie vergisst schließlich die Milliarden friedliebender Christen und klingt schon so wie der Chefideologe des deutschen Christenhasses, Friedrich Nietzsche:

„Das Christentum war bisher das größte Unglück der Menschheit (…) Ich verurteile das Christentum, ich erhebe gegen die christliche Kirche die furchtbarste aller Anklagen, die je in Ankläger in den Mund genommen hat. Sie ist mir die höchste aller denkbaren Korruptionen. Sie hat aus jedem Wert einen Unwert, aus jeder Wahrheit eine Lüge, aus jeder Rechtschaffenheit eine Seelen-Niedertracht gemacht (…) Ich heiße das Christentum den einen großen Fluch, die eine große innerlichste Verdorbenheit, den einen großen Instinkt der Rache, dem kein Mittel giftig, heimlich, unterirdisch, klein genug ist – ich heiße es den einen unsterblichen Schandfleck der Menschheit.“

Widerlich! Nietzsches Bücher sollten verboten werden! Und Heinrich Heines Werke sollte man lieber verbrennen. Was der so alles geschrieben hat:

„Ärgert dich dein Auge, so reiss es aus, ärgert dich deine Hand, so hau sie ab, ärgert dich deine Zunge, so schneide sie ab, und ärgert dich deine Vernunft, so werde katholisch.“

Am schlimmsten sind ja jene, die sich über das Christentum lustig machen. Sie trampeln auf den Gefühlen der Christen herum. Muss das denn sein? In Amerika gab es sogar mal eine Präsidenten, der es vollkommen legitim fand, sich über das Christentum lustig zu machen. Unfassbar! Thomas Jefferson schrieb einst:

„Die einzige Waffe, die man gegen unverständliche Aussagen einsetzen kann, ist der Spott. Vorstellungen müssen klar umrissen sein, erst dann kann die Vernunft sich mit ihnen beschäftigen; und von der Dreieinigkeit hatte kein Mensch jemals eine klar umrissene Vorstellung. Es ist nur das Abrakadabra jener Scharlatane, die sich als Priester Jesu bezeichnen (…) Die Geschichte gibt uns, wie ich glaube, kein Beispiel für ein priesterverseuchtes Volk, das eine freie zivile Regierung unterhält.“

Haben Sie das gelesen? „Priesterverseucht“ steht da! Das ist sie Sprache der Nazis. Okay, Thomas Jefferson lebte vor den Nazis, aber das sind doch nur Details. Die Amis sollten sich was schämen. Einen solchen Krieg gegen das Christentum zu führen. Mit solchen Aussprüchen zeigen die Amis, dass sie auch nicht besser sind als die christlichen Fundamentalisten in Europa. Thomas Jefferson und der Großinquisitor sind im Grunde Brüder im Geiste!

Merken Sie, wie albern die letzten Sätze klingen? Wenn es jedoch um den Islam geht, da wird so ein Unfug selbst von den sogenannte Qualitiätsmedien gedruckt. Im September 2012 wurden der amerikanische Botschafter Christopher Stevens und drei weitere Mitarbeiter in Bengasi von einem aufgebrachten Mob ermordet. In Kairo stürmten aufgebrachte Islamisten die Mauer der Botschaft und rissen die US-Flagge herunter. An die Wand des Botschaftsgebäudes sprühten sie am Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September den Namen Osama bin Laden. Als Grund für die Tat geben die Fundamentalisten an, durch einen Film beleidigt worden zu sein, in dem der Prophet veralbert wurde. Teile der Presse waren außer sich, aber nicht aufgrund der Gewalt und der Morde, sondern wegen des Films:

„Zu dem Film, der den Anlass für den Mord an Stevens hergegeben hat, fällt mir nichts ein. Die Redefreiheit zu verteidigen, kann nicht heißen, dass man diesen Schwachsinn auch verteidigen muss. Natürlich handelt es sich um eine gezielte Hassattacke (…) Denn in unseren Zeiten hat auch ein solcher unspeakable idiot die Möglichkeit, die Welt in Brand zu stecken.“ (Die ZEIT)

„Es ist müßig, hier nach Tätern und Opfern zu unterscheiden. Diesmal ging die Provokation von amerikanischen Extremisten aus, islamistische Fanatiker haben sie angenommen und nicht minder radikal zurückgezahlt.“ (Süddeutsche Zeitung)

„Nicht minder“ steht da! Man lese und staune. Fünf Tage nach einem Mordversuch an den dänischen Zeichner Kurt Westergaard, der es gewagt hatte, Mohammed zu zeichnen, schrieb Eugen Röttinger von der Südwestpresse diesen Kommentar:

„Westergaard wollte bewusst provozieren. Und er provoziert, fern jeder Verantwortung unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit, munter weiter: Für ihn sponsort pauschal der Islam den Terror. Er ist mindestens (sic!) so verblendet wie sein Attentäter. Deshalb sind beide gefährlich.“

„Mindestens“ steht da! Man lese und staune. Ein Mann, der Mohammed malt ist für Eugen Röttinger mindestens so schlimm wie ein Mann inmitten einer Meute von Fundamentalisten, der bereit ist, einen Menschen zu töten, weil er etwas gezeichnet hat. Dieses Verständnis für den Islamismus ist jedoch purer Rassismus.

Während bei Christen allgemein davon ausgegangen wurde, dass die Mehrheit sehr wohl mit harscher Kritik und sogar mit Beleidigungen des eigenen Glaubens leben kann, werden die toleranten Muslime ignoriert. Beim Islam wird so getan, als müssten aus Sorge um den Religionsfrieden Teile der aufgeklärten Freiheit aufgegeben werden. Das ist jedoch die Logik der Fanatiker und Rassisten!

Wer Muslimen nicht das selbe zumuten will wie Christen, ist ein Rassist. Wer nach Einschränkungen der Meinungs- und Kunstfreiheit ruft, weil Muslime angeblich nicht ertragen können, was Christen selbstverständlich ertragen, ist ein Rassist! Wer in Muslimen nur Menschen erkennt, die gar nicht anders können, als marodierend die Straßen zu stürmen, wenn Mohammed auch nur dargestellt wird, ist ein Rassist! Ein moderater Rassist.

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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