Olympische Spiele: Erste Transgender-Athletin kämpft in der Frauenklasse

Laurel Hubbard wurde im Jahr 1978 als Sohn des späteren Bürgermeisters von Auckland geboren. Bis 2001 nahm Hubbard an Wettkämpfen der Männer in der Sportart Gewichtheben teil. Im Alter von 34 begann Hubbard damit, Operationen an sich vornehmen zu lassen, um den eigenen Körper phänotypisch weiblich scheinen zu lassen. Hubbard wurde danach von den neuseeländischen Behörden auf eigenen Antrag als Frau anerkannt und registriert. Einige Jahre später nahm sie im Gewichtheben bei den Frauenwettkämpfen an. Am 2. August 2021 wird sie Neuseeland bei den Olympischen Spielen in Tokio in der Kategorie Gewichtheben der Frauen über 87 Kilogramm vertreten.

Die ersten vierunddreißig Jahre ihres Lebens lebte Laurel Hubbard als Junge und Mann. Ihre Muskeln, ihre Knochen und ihr ganzer Körper wurden als Mann groß. Die Frau Laurel Hubbard ist biologisch, genotypisch männlich.

Warum treten bei den Olympischen Spielen Männer und Frauen überhaupt noch getrennt an?

Von 1972 bis 1980 traten bei den Olympischen Spielen in der Disziplin Schießen Männer und Frauen gegeneinander an. In dieser Zeit holte sich Margaret Murdock für die Vereinigten Staaten von Amerika die Silbermedaille bei den Spielen 1976 in Montreal. Beim Wurfscheibenschießen traten von 1968 bis 1992 Männer und Frauen gegeneinander an. Danach wurde die Disziplin geschlechtergetrennt. Was kann wohl der Grund dafür gewesen sein?

Im Jahr 1992 schlug die Chinesin Zhang Shan bei den Olympischen Spielen in Barcelona alle Männer und holte Gold. Sie stand somit auf dem Treppchen höher als die Männer Juan Jorge Giha aus Peru und Bruno Rossetti aus Italien. Frauen, die Männer schlagen, das war wohl zu viel für einige Männer. Die Disziplin wurde nach Geschlechtern getrennt.

Im Jahr 1999 erklärte die Tennisspielerin Serena Williams im Wettkampf gegen Männer antreten zu wollen. Man ließ sie nicht. Die Vereinigung der Tennisprofis ATP untersagte der US-Open-Siegerin beim ATP-Turnier den Start in der Männerklasse.

Im Jahr 2012 wurde der US-Nationaltorhüterin Hope Solo von der FIFA untersagt, einem Männer-Fußballverein in St. Louis beizutreten. Hope Solo kommentierte damals: „Ich denke, ich hätte das geschafft. Es ist bedauerlich, dass es von der Fifa nicht erlaubt wurde. Es gibt nicht so viele Möglichkeiten, die Beste der Welt zu werden.“

Ich kann Serena Williams und Hope Solos Willen sehr gut verstehen. Es ist sportlicher Ehrgeiz. Solange Frauen nicht gegen die Besten der Besten konkurieren dürfen und das sind nun mal zur Zeit in fast allen sportlichen Kategorien Männer, können sie auch nicht so gut werden wie die Besten der Besten. Solange Frauen nicht gegen Männer kämpfen können, werden sie auch nicht so gefördert wie Männer.

Serena Williams und Hope Solo haben Männer herausgefordert. Von Laurel Hubbard darf ein ähnlich sportlicher Ehrgeiz erwartet werden.

All der sportliche Ehrgeiz darf aber nicht über biologische Fakten hinwegtäuschen. Im Durchschnitt sind Männer körperlich größer und stärker als Frauen und zudem werden Männer sportlich viel intensiver gefördert. Man vergleiche nur die Unterstützung des Mannerfußballs mit der Unterstützung des Frauenfußballs. Die ersten Jahren spielen Kinder vielleicht noch gemeinsam im Team, aber irgendwann kommt die Trennung der Geschlechter und von dem Moment an beginnt eine hochspezialisierte Ausbildung der Jungen und ein Hobbytraining bei den Mädchen.

Frauen kann nichts Besseres passieren, als mit Männern und Frauen zu trainieren. So werden Frauen am besten gefordert, gefördert und zu Höchstleistungen getrieben. Allerdings macht gemeinsames Trainieren auch die Leistungsunterschiede deutlich.

Im Jahr 2017 spielten die damaligen Weltmeisterinnen im Frauenfußball aus den Vereinigten Staaten von Amerika in Vorbereitung auf anstehende Spiele gegen die U-15-Jungen-Akademiemannschaft des FC Dallas. Die Frauen verloren mit 5:2.

Es gibt somit durchaus biologische Gründe, an einer Geschlechtertrennung im Sport festzuhalten, aber wenn es auch nur eine Frau gibt, die alle Männer in einer Sportart schlagen kann, sollte sie die Möglichkeit dazu bekommen. Wie wäre es jedoch mit dieser Lösung: Es gibt eine Kategorie, in der sich alle Menschen messen können und eine Kategorie, an der nur Frauen teilnehmen dürfen. Die Definition von Frau ist dabei eine rein biologische: Wer zwei X-Chromosomen hat, ist berechtigt, in der Kategorie „Frauen“ anzutreten, niemand sonst.

Dies gilt natürlich auch für alle Personen mit zwei X-Chromosomen, die sich als Mann definieren oder juristisch als Mann registriert und anerkannt sind. Jeder Mann, jede Frau, alle Nichtbinären und Transsexuellen, alle Menschen mit zwei X-Chromosomen sind berechtigt, in der Kategorie „Frauen“ anzutreten, wie zum Beispiel Quinn.

Quinn spielt Fußball für die kanadische Nationalmannschaft der Frauen, definiert sich selbst als nichtbinär und tritt dennoch in der Frauenklasse an, weil dort das biologische Geschlecht ausschlaggebend ist.

Wenn das biologische Geschlecht ausschlaggebend ist, darf Laurel Hubbard nicht in der Frauenklasse starten und das ist vielleicht auch richtig so, denn ist nicht wirklich sportlich fair, wenn ein biologisch männlicher Mensch, der mehrere Jahrzehnte lang alle männlichen Vorzüge und Privilegien hatte, gegen einen biologisch weiblichen Menschen antritt.

Sollten Sie mich, Gerd Buurmann, in meiner Arbeit als Autor, Künstler oder Betreiber von „Tapfer im Nirgendwo“ unterstützen wollen, überweisen Sie gerne einen Betrag Ihrer Wahl auf mein Konto oder nutzen Sie PayPal.

https://www.paypal.me/gerdbuurmann

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
Dieser Beitrag wurde unter Feminismus, Olympia veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.