Frage an die Stadt Köln bezüglich der Religionsfreiheit

Sehr geehrte Verwaltung der Stadt Köln,

Hiermit bitte ich um Klärung der Frage, in welcher Zeit der Woche ich den folgenden Aufruf laut via elektronischer Verstärkung durch die Straßen und über die Dächer Kölns erschallen lassen darf:

„Allah ist nicht groß! Ich glaube, dass es keinen Gott gibt, auch nicht Allah. Ich erkläre, dass Mohammed kein Gesandter Gottes war. Lasst das Gebet! Auf zum besten Zweifeln! Auf zur Ketzerei! Allah ist nicht groß! Es gibt keinen Gott, auch nicht Allah.“

Bei der Aussage handelt es sich um das pazifistische und nur durch Worte artikulierte Bekenntnis, nicht an die Religionsprinzipien des Islams zu glauben.

Die Stadt Köln erlaubt es muslimischen Glaubensgemeinschaften jeden Freitag gegen die Mittagszeit für ein paar Minuten die Rufe des Muezzins via elektronischer Verstärkung ertönen zu lassen. Wann darf ich im öffentlichen Raum den ebenso lauten Ruf zur Ablehung formulieren?

Oberbürgermeisterin Henriette Reker erklärt:

„Ich freue mich, dass wir mit diesem Modellprojekt den berechtigten religiösen Interessen der vielen Muslim*innen in unserer weltoffenen Stadt Rechnung tragen, damit ein Zeichen der gegenseitigen Akzeptanz der Religion setzen und ein Bekenntnis zur grundgesetzlich geschützten Religionsfreiheit abgeben – aber auch die Interessen der hier lebenden Muslim*innen akzeptieren. Muslim*innen, viele von ihnen hier geboren, sind fester Teil der Kölner Stadtgesellschaft. Wer das anzweifelt, stellt die Kölner Identität und unser friedliches Zusammenleben infrage. Wenn wir in unserer Stadt neben dem Kirchengeläut auch den Ruf des Muezzins hören, zeigt das, dass in Köln Vielfalt geschätzt und gelebt wird.“

Im Gegensatz zu rein instrumentalen Geräuschen, handelt es sich bei dem Ruf des Muezzins um deutliche Worte der Erhöhung der eigenen Ideologie über alle anderen Weltanschauungen. Es wird mit dem Ruf unter anderem erklärt, es gäbe nur einen Gott, der Allah heiße, groß sei und dass Mohammed sein Prophet sei.

Selbstverständlich ist es jedem erlaubt, fest daran zu glauben, dass der Islam über alles geht, so wie es Menschen gibt, die im Brustton der Überzeugung rufen: „Deutschland, Deutschland über alles!“

Wenn jedoch die Parolen des Islams via Lautsprecher übertragen werden, dann muss gleiches Recht für alle gelten, zumindest auch für jene, die in diesem speziellen Fall anderer Meinung sind. Zur Religionsfreiheit gehört auch das Recht, sich offen gegen eine Religion auszusprechen, wenn sie erklärt, sie sei im Gegensatz zu allen anderen Weltanschauungen die einzig richtige. Wenn also der Islam laut tönt, Allah sei groß, dann will ich ebenso laut und an selber Stelle das genaue Gegenteil rufen können.

Ich hoffe, dass sie den berechtigten Interessen der vielen Nicht- und Ex-Muslim*innen in unserer weltoffenen Stadt Rechnung tragen, um ein Zeichen der gegenseitigen Akzeptanz der Religion und des Atheismus zu setzen und ein Bekenntnis zur grundgesetzlich geschützten Religionsfreiheit, die auch das Zweifeln und Ablehnen mit einschließt, zu geben. Nur so werden auch die Interessen der hier unter dem Islam leidenden Menschen vertreten und ihre individuelle Geschichte mit dem Islam akzeptiert.

Menschen, die unter einem fundamentalistischen Islam leiden, viele von ihnen hier geboren, sind fester Teil der Kölner Stadtgesellschaft. Wer das anzweifelt, stellt die Kölner Identität und die individuellen Leidensgeschichten infrage. Wenn wir in unserer Stadt neben dem Ruf des Muezzins auch den Ruf der Kritiker des Islams hören, zeigt das, dass in Köln Vielfalt geschätzt und gelebt wird.

Der Gebetsruf darf freitags in der Zeit zwischen 12 bis 15 Uhr und für die Dauer von maximal fünf Minuten erfolgen. Wann genau darf der Ruf zur Kritik am Islam ebenso lang und ebenso laut erfolgen?

Alles Liebe, 
Gerd Buurmann

Sollten Sie mich, Gerd Buurmann, in meiner Arbeit als Autor, Künstler oder Betreiber von „Tapfer im Nirgendwo“ unterstützen wollen, überweisen Sie gerne einen Betrag Ihrer Wahl auf mein Konto oder nutzen Sie PayPal.

https://www.paypal.me/gerdbuurmann

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
Dieser Beitrag wurde unter Israel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.