Gedanken zur Trump-Harris-Debatte

In der Bewertung der ersten Präsidentschaftsdebatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump hört man aus manchen Kreisen die Behauptung, die beiden Moderatoren der Debatte, David Muir und Linsey Davis, hätten keine gute Arbeit geleistet. Diese Kritik trifft jedoch nicht ganz zu.

Wenn es um den ehemaligen Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten Donald Trump ging, bewiesen die Moderatoren durchaus ihre journalistischen Fähigkeiten. Sie stellten Trump mehrfach zur Rede und korrigierten ihn live, wenn er in ihren Augen Falschaussagen getätigt hatte. Muir und Davis führten eine hartnäckige Befragung durch, die von Trump verlangte, sich zu rechtfertigen und Verantwortung zu übernehmen. Einen solchen Umgang mit einem Kandidaten darf man von einem Menschen erwarten, der erneut das höchste Amt der Vereinigten Staaten anstrebt.

Die beiden Moderatoren kritisierten Trump offen, was wichtig ist, denn als Präsident muss Trump in der Lage sein, nicht nur mit Kritikern im eigenen Land, sondern auch mit internationalen Politikern wie Putin oder anderen autokratischen Herrschern umzugehen. Die Moderation zeigte, dass Trump durchaus in der Lage ist, solchen Herausforderungen zu begegnen, Kritik zu ertragen und Druck auszuhalten.

Anders sah es hingegen bei Kamala Harris aus. In Bezug auf sie machten die Moderatoren einen mangelhaften bis ungenügenden Job. Obwohl Harris mehrere Falschaussagen tätigte, wurde sie kein einziges Mal von Muir und Davis zur Rechenschaft gezogen. Als sie behauptete, Donald Trump habe mit einem Blutbad gedroht, falls er die Wahl nicht gewinnt, wurde sie nicht von den Moderatoren korrigiert. Trump hatte nämlich nicht mit einem Blutbad gedroht, sondern lediglich erklärt, es würde wirtschaftlich ein Blutbad geben, falls die Wirtschafts- und Zollpolitik der Biden-Harris-Administration nicht überdacht würde. Sogar mit der „Feine-Leute-Lüge“ kam Harris um die Ecke und wurde von den Moderatoren nicht korrigiert.

Während Trump mehrmals hart ins Verhör genommen wurde, blieb Harris ohne kritische Rückfragen und wurde im Vergleich buchstäblich mit Samthandschuhen angefasst. Das lässt die Frage offen, ob sie in der Lage ist, mit echtem Gegenwind umzugehen, eine Frage, die in einer Präsidentschaftsdebatte jedoch von zentraler Bedeutung sein sollte.

Die Debatte lieferte kaum Hinweise darauf, ob Harris in der Lage ist, dem außen- und innenpolitischen Druck, der mit dem Amt der Präsidentin verbunden ist, standzuhalten. Es wurde lediglich gezeigt, dass Donald Trump das Potenzial hat, als Präsident mit Kritik und Widerständen umzugehen, während bei Kamala Harris große Zweifel bestehen bleiben.

Donald Trump selbst stellte in der Debatte eine entscheidende Frage: Warum hat Harris, die seit dreieinhalb Jahren als Vizepräsidentin im Amt ist, nicht bereits das umgesetzt, was sie als zukünftige Präsidentin verspricht? Er sagte sinngemäß, sie solle doch jetzt die Diskussion verlassen und nach Washington gehen, um das zu tun, was sie hier behauptet, tun zu wollen, denn sie könne das ja jetzt schon, da sie als Vizepräsidentin Teil der Regierung ist. Dies war ein klarer Seitenhieb auf ihre bisherige, sehr bescheidene politische Bilanz.

Trump bemerkte in der Debatte ebenfalls, dass Kamala Harris nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kurz darauf gemeinsam mit der ganzen Welt Zeugin des Ausbruchs des Ukraine-Krieges wurde. Kamala Harris traf den ukrainischen Präsidenten Selenskyj erstmals im Februar 2022 während der Münchner Sicherheitskonferenz. Dies geschah nur wenige Tage vor Beginn der russischen Invasion in die Ukraine. Trump deutete dies als Zeichen dafür, dass Harris nicht die nötige Durchsetzungskraft gegenüber Putin besessen habe, um den Krieg zu verhindern. Er erklärte zudem, dass der Biden-Harris-Administration generell das Geschick fehle, in herausfordernden Zeiten entschlossen zu handeln, was sich besonders an der desaströsen Lage im Nahen Osten sowie an der Südgrenze zu Mexiko mehr als deutlich zeige.

Ein Tiefpunkt der Debatte wurde erreicht, als die Moderatoren gemeinsam mit Kamala Harris spekulierten, ob Donald Trumps Rhetorik zur Spaltung Amerikas beigetragen habe. Ausgerechnet der Mann, über den seitens der Demokraten behauptet wurde, er sei eine Bedrohung für die Demokratie, ein abgrundtief böser Mensch, der die Republik gefährde, musste sich gegen Vorwürfe verteidigen, seine Worte könnten das Land spalten. Ironischerweise wurde in diesem Zusammenhang nicht einmal der kürzliche Attentatsversuch auf Donald Trump erwähnt. Trump selbst musste die Debatte auf dieses ernste Thema lenken, indem er erklärte: „Ich habe wahrscheinlich eine Kugel in den Kopf bekommen wegen dem, was sie über mich sagen.“

„I probably took a bullet to the head because of what they say about me.“

Die Moderatoren und Kamala Harris ignorierten diese berechtigte Klage von Donald Trump. Zudem wurde die Frage, ob die Aussagen von Harris oder anderen führenden Demokraten zur Polarisierung beigetragen und womöglich sogar Hass gegen Trump geschürt haben könnten, nicht gestellt.

Trump wurde in der Debatte gefragt, ob seine Aussagen über Kamala Harris Rassismus befördern könnten und ob ihre Hautfarbe für ihn eine Rolle spiele. Seine Antwort war klar: Ihm sei es egal, welche Hautfarbe Kamala Harris habe. Was ihm jedoch auffalle, sei, dass für Harris ihre Hautfarbe und ihr Geschlecht eine bedeutende Rolle zu spielen scheinen. Trotz dieser klaren Antwort unterstellte Harris ihm Rassismus. Sie wurde jedoch nicht gefragt, ob ihre eigenen Aussagen über Trump möglicherweise zu dem Hass geführt haben könnten, der in einem Mordversuch gegen ihn gipfelte.

Ein weiteres Beispiel für diese unausgewogene Behandlung zeigt sich darin, dass Harris nicht dazu befragt wurde, wie sie damit umgeht, dass einige Menschen öffentlich ihr Bedauern darüber geäußert haben, dass der Anschlag auf Trump nicht erfolgreich war. Es war eine erschreckende Doppelmoral seitens der Moderatoren, die nicht nur in diesem Zusammenhang deutlich wurde.

Die Debatte zeigte, wie unterschiedlich Politiker von den Medien behandelt werden, je nachdem, welchem Lager sie angehören. Streng genommen fand bei der Präsidentschaftsdebatte keine Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump statt, moderiert von zwei Journalisten, sondern eine Debatte zwischen Donald Trump auf der einen Seite und Kamala Harris gemeinsam mit den zwei Journalisten auf der anderen Seite. Es gab teilweise Momente, in denen man sich fragte, warum Harris die Debatte nicht tatsächlich verließ, da sie gar nicht mehr gebraucht wurde. Sollte Kamala Harris und ihr Vize Tim Walz aus irgendeinem Grund in den nächsten Tagen vom Wahlzettel entfernt werden, wie vor ein paar Wochen Joe Biden, könnte man einfach das Moderatorenteam auf den Wahlzettel setzen, da sie sich in der Debatte klar wie Kandidaten der demokratischen Partei verhalten haben und nicht wie Journalisten. 

Dennoch muss man der Moderation eines zugestehen: Sie hat gezeigt, dass Trump ein Präsident ist, der mit feindlich gesinnten Gegnern und harscher Kritik umgehen kann. Im Gegensatz dazu ließ die Behandlung von Kamala Harris die Frage offen, ob sie das gleiche Durchhaltevermögen besitzt. Die Erkenntnis aus der Debatte ist also nicht, dass Donald Trump an einigen Stellen laut, harsch, ungehalten und nervös wurde, sondern dass er all dem Druck standgehalten hat, während wir bei Kamala Harris nicht wissen, ob sie einem solchen Druck standhalten kann, da sie ihm nicht ausgesetzt wurde, obwohl es durchaus möglich gewesen wäre und geboten war.

Die Debatte zeigte somit einen ehemaligen Präsidenten, der auch in Zeiten größter Angriffe standhaft bleibt, und eine als Vizepräsidentin amtierende Präsidentschaftskandidatin, geschützt von einer millionenschweren Propagandaindustrie der Medien, von der niemand weiß, wie sie mit Widerständen umgeht. Wir wissen jedoch, dass unter ihrer Administration die Welt in ein kriegerisches Chaos gestürzt ist, ob nun in der Ukraine oder in Israel und die Grenze im Süden keinen Schutz mehr bietet vor Menschenhändlern und anderen Kriminellen.

Die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten ist kein Hofstaat, in dem der Präsident oder die Präsidentin hofiert wird. Vielmehr muss sich eine Person in dieser Position der Kritik und den Herausforderungen stellen. Trump bewies, dass er dazu in der Lage ist, während bei Harris große Zweifel bleiben. Daher ist es eindeutig: Donald Trump ging als eigentlicher Sieger des Abends hervor.

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About tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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1 Response to Gedanken zur Trump-Harris-Debatte

  1. Avatar von Roland Giessel Roland Giessel sagt:

    Vielen Dank für die Analyse. Du hast mal wieder eine interessante Perspektive eröffnet nach dem Motto „stimmt, so kann man das auch sehen“. Grüße aus Unterfranken.

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