Wer Machtmissbrauch und gewalttätige Ausschreitungen nur dann verurteilt, wenn sie entweder von links oder von rechts verübt werden, ist Teil des Problems.
Wer glaubt, die Gegner der Republik stünden nur links, ist selbst zu rechts und wer glaubt, sie stünden nur rechts, ist zu links. Die eigene Position bestimmt, was man sieht. Woher kommen die beiden Begriffe überhaupt?
In der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Julimonarchie Frankreichs saß die Regierung rechts im Parlament und die Opposition links. Als links wurde somit die Opposition bezeichnet. Die Monarchiegetreuen saßen rechts und die Sozialisten und Liberalen links. Warum wird im 21. Jahrhunderts eine Sprachreglung aus dem 19. Jahrhundert zur Verortung einer politischen Orientierung genutzt?
Fragen Sie mal einen Linken, was rechts bedeutet und Sie werden die schroffesten Urteile hören. Fragen Sie einen Rechten, was links bedeutet und das Ergebnis wird ähnlich vernichtend ausfallen. Die Zuschreibungen „rechtspopulistisch“ und „linksgrün versifft“ sind gängige Diffamierungen und ein „Faschist“ ist jeder mit anderer Meinung.
Immer mehr Menschen werden danach beurteilt, wie andere sie politisch verorten und nicht danach, was sie tun.
Respekt gebührt Menschen, nicht aber ihren Ideologien, Religionen und Überzeugungen. Wenn jemand glaubt, man beleidige ihn, nur weil zu hart über den Koran, das Evangelium, ein Manifest, Marx, Mohammed oder Jesus gesprochen wird, verwechselt sich mit seinen Überzeugungen. Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Ideen!
Wenn ein Mensch aufgrund seiner Herkunft kritisiert wird, ist es Rassismus. Wenn ein Mensch jedoch für seine Überzeugung kritisiert wird, ist es Aufklärung. Für die Herkunft kann niemand was, für die Überzeugungen jedoch schon! Das Gegenteil von Herkunft ist nämlich Zukunft! Mit jedem Schritt, entscheide sich ein Mensch frei für die weitere Richtung. Religionen und Ideologien sind Überzeugungen. Sie dürfen jederzeit kritisiert, beleidigt und verarscht werden!
Wenn zwei Menschen eine Beziehung miteinander eingehen, mag sie privater oder geschäftlicher Natur sein, müssen sie dies so frei und unabhängig wie möglich tun können. Jede Freiheit eines Individuums, die eingeschränkt wird, muss gut begründet sein.
Der Staat schenkt die Freiheit nicht. Der Mensch hat die Freiheit in sich! Organisierte Menschen erlauben dem Staat lediglich Einschränkungen in ihre Freiheit und wenn eine Einschränkung keinen Sinn (mehr) macht, sollte sie aufgehoben werden, um mehr Freiheit zu wagen.
Freiheit ist die stete Kritik an herrschenden Konventionen. Leider wird viel zu oft die Autorität der Freiheit vorgezogen. Dabei kamen Veränderungen immer, weil jemand damit angefangen hatte, anders zu denken und zu sprechen. Das Recht auf eine eigene, freie Meinung hat jeder. Dummheit muss nicht verboten werden. Dummheit entlarvt sich von selbst.
Sowohl linke als auch rechte Extreme zeichen sich dadurch aus, dass sie glauben, der Mensch sei so schlecht, dass er Führung braucht. Die einen sehnen sich nach einem starken Mann, die anderen nach Vater Staat. Nach starken Frauen sehnen sich jene, die immer noch in links und rechts denken, eher seltener. Warum auch? Als die politischen Begriffe „links“ und „rechts“ etabliert wurden, durften Frauen weder wählen noch gewählt werden.
Der Mensch ist besser als sein Ruf. Ich sehne mich nach mehr Freiheit und Respekt gegenüber anderen Meinungen und Ideen.
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