Ein kleiner Ausschnitt aus meinem Stück „Gehirne am Strand“. Es ist ein Stück für drei Frauen und einem Mann. Die Rechte liegen bei mir. Für die Aufführungsrechte kontaktieren Sie mich.
„Mit knappen Dialogen zeigt Buurmann den Untergang einer äußerlich heilen, unter der Oberfläche jedoch maroden Beziehung. Am Abend vor der Abreise treffen sich Sarah und Christian wieder. Was bleibt sind „zwei Fremde am Strand“ (Kölnische Rundschau)
„Gedächtnisverlust und der schwerste Papagei der Welt, die Abgründe des menschlichen Geistes und die Vorzüge männlicher Beschneidung: Auseinanderstrebende Themen bindet Gerd Buurmanns “Gehirne am Strand” zu einem mal derben, mal erstaunlich feinsinnigen Stück zusammen.“ (Kölner Stadtanzeiger)
Szene 2. Am Strand. 12 Monate vorher
Frau: Hörst Du?
Mann: Hmmm.
Frau: Die Vögel.
Mann: Hmmm.
Frau: Sie singen.
Mann: Die kriegen wir auch noch ruhig.
Frau: Lass uns ins Hotel gehen?
Mann: Warum denn? Es ist doch gerade erst so schön kühl geworden.
Frau: Ich bin aber müde.
Mann: Dann lass uns doch hier schlafen.
Frau: Am Strand?
Mann: Ist doch romantisch.
Frau: Und unser Zimmer?
Mann: Das kann ruhig mal eine Nacht leer stehen.
Frau: Aber wir haben für das Zimmer bezahlt.
Mann: Ja genau. Für ein Zimmer mit defekter Klimaanlage.
Frau: Wer wollte denn unbedingt ins billige Hotel?
Mann: Klar, jetzt bin ich wieder schuld.
Frau: Wer denn sonst?! Ich hab dir von Anfang an gesagt, dass wir uns ein besseres Hotel leisten können.
Mann: Mir egal. Ich bleibe hier am Strand.
Frau: Ich nicht.
Mann: Aber ich habe keine Lust wieder die ganze Nacht wach zu liegen. Letzte Nacht habe ich die ganze Zeit nur geschwitzt.
Frau: Wann werden hier eigentlich mal die Laken gewechselt?
Mann: Keine Ahnung.
Frau: Und die Kissen sind auch viel zu hart.
Mann: Siehst du?
Frau: Hmmm?
Mann: Na, für Dich wäre es auch besser, wenn Du hier bleibst, bei mir, am Strand.
Frau: Wir werden einen steifen Hals bekommen.
Mann: Mir egal.
Frau: Also, ich gehe jetzt!
Mann: Gute Nacht.
Frau: Chris, bitte. Komm mit.
Mann: Nein!
Frau: Ich kann doch nicht hier mit dir auf diesem Ding schlafen.
Mann: Warum denn nicht?
Frau: Liegen eignen sich nicht zum schlafen. Höchstens fürs Dösen.
Mann: Aber nun schau doch mal, wie schön es hier ist. Das Meer. Die Wellen. Die Gischt.
Frau: Ich werde Rückenschmerzen bekommen.
Mann: Und dann die Geräusche. Und der Wind.
Frau: Noch schlimmer.
Mann: Und der Himmel. Nun schau doch mal.
Frau: Ja. Echt schön. Man sollte sich die Sterne viel öfter anschauen. Sieht ganz anders aus, als bei uns.
Mann: Stimmt. Von hier kann ich endlich mal mein Sternzeichen sehen.
Frau: Echt? Wo.
Mann: Da.
Frau: Und wo ist mein Sternzeichen?
Mann: Zu Hause.
Frau: Schade.
Mann: Also, bleibst Du jetzt hier?
Frau: Lieber nicht. Hier kann uns ja jeder sehen.
Mann: Na und? Kennt uns doch keiner.
Frau: Ich will das trotzdem nicht.
Mann: Wieso denn nicht?
Frau: Weiß nicht. Ich will einfach nicht!
Mann: Also, mir ist das egal. Mich können sie ruhig beobachten. Alle. Sollen sie doch gucken. Ich hab nichts zu verbergen.
Frau: Glaubst Du.
Mann: Hmmmm?
Frau: Na, Du glaubst, dass Du nichts zu verbergen hast. Aber in Wirklichkeit, glaub mir, wenn Du Dich auch nur einmal selbst schlafen gesehen hättest, würdest Du wissen, dass Du einiges zu verbergen hast.
Frau: Was meinst du?
Frau: Na, wie du aussiehst – wenn du schläfst. Mit weit aufgerissenem Mund. Ekelhaft.
Mann: Du bist auch keine Offenbarung in der Nacht.
Frau: Was Du nicht sagst.
Mann: Ja.
Frau: Und?
Mann: Hmmm?
Frau: Was gefällt dir an mir nicht, wenn ich schlafe.
Mann: Ach lass doch.
Frau: Nein, ich will das jetzt wissen.
Mann: Das gibt doch nur wieder Streit.
Frau: Nein, nein. Ich verspreche es Dir. Ich werde nicht böse sein.
Mann: Das sagst du jetzt.
Frau: Ich mache nachts also Sachen, die Dich böse machen.
Mann: Was?!
Frau: Du bist nicht ehrlich zu mir.
Mann: Was willst du denn?
Frau: Ich möchte, dass du mir sagst, was dir an mir nicht gefällt, wenn ich schlafe.
Mann: Nun?
Frau: Ja?
Mann: Na, zum Beispiel …
Frau: Was?
Mann: Na, …
Frau: Was?
Mann: Du knirscht mit den Zähnen.
Frau: Wie bitte?
Mann: Das ist echt nervig.
Frau: Ich knirsche mit den Zähnen?
Mann: Ja, die ganze Nacht.
Frau: Und das konntest du mir nicht sagen?
Mann: Nun, …, und schmatzen tust Du auch.
Frau: Schmatzen und knirschen. Na, das ist ja echt mal eine Katastrophe. Weißt Du, was du machst, wenn du schläfst?
Mann: Ich will es nicht wissen.
Frau: Du stinkst.
Mann: Was?
Frau: Aus dem Hals. Und dann die Speichelfäden, die da raus fließen. Manchmal bist du so hässlich, dass ich aufstehen muss.
Mann: Findest du das jetzt komisch oder was?
Frau: Nein, aber ich finde, wir könnten langsam mal anfangen, ehrlich miteinander sein können.
Mann: Bist Du Dir da sicher.
Frau: Warum denn nicht? Wir sind doch nun echt lange genug zusammen. .
Mann: Also gut. Was gefällt dir noch nicht an mir?
Frau: Du schnarchst.
Mann: Okay. Damit kann ich leben.
Frau: Siehst Du. War doch gar nicht so schlimm. Ehrlich sein.
Mann: Du aber auch.
Frau: Mmmmh?
Mann: Du schnarchst auch.
Frau: Ja, aber bestimmt nicht so, wie Du. Bei dir sind es richtige Grunzgeräusche.
Mann: Dafür lässt Du nachts immer so piepsende Fürze los.
Frau: Was?
Mann: Und wie die riechen.
Frau: Gut das ich da schlafe.
Mann: Ja.
Frau: Und dann diese Geräusche, die du machst, wegen deinen Atemaussetzern.
Mann: Was?
Frau: Ja, so ganz groben Japser.
Mann: Ich hab Atemaussetzer?
Frau: Machst du Witze?
Mann: Oft?
Frau: Jede Nacht.
Mann: Jede Nacht?
Frau: Mehrmals.
Mann: Was?
Frau: Ja.
Mann: Lange?
Frau: Schon. Ja.
Mann: Wie lange?
Frau: Weiß nicht. Eine Minute vielleicht.
Mann: Was? Eine Minute?
Frau: Vielleicht auch weniger.
Mann: Und du machst mich nicht wach?
Frau: Nicht mehr.
Mann: Nicht mehr?
Frau: Na, am Anfang schon. Da hab ich dich noch geweckt. Aber irgendwann habe ich einfach damit aufgehört.
Mann: Und warum?
Frau: Na, Du nörgelst dann immer so.
Mann: Ich bin halt am schlafen.
Frau: Und wehe, wenn ich es wage, dich zu wecken, dann brüllst du immer wie ein Wahnsinniger und schlägst um dich.
Mann: Was?
Frau: Ja. Einmal hast Du mir sogar ein blaues Auge geschlagen. Weißt Du noch?
Mann: Das war ich?
Frau: Ich musste über eine Woche lang mit einer Sonnenbrille zur Arbeit gehen.
Mann: Ich dachte, du wärst gegen den Schrank gelaufen.
Frau: Klar.
Mann: Das hast du mir doch selbst erzählt.
Frau: Was hätte ich denn sonst sagen sollen? Hör bitte auf, mich zu schlagen?
Mann: Das war im Schlaf.
Frau: Eben.
Mann: Mach mich gefälligst wach, wenn so etwas passiert.
Frau: Warum denn?
Mann: Mach mich wach, verdammt noch mal.
Frau: Ist ja gut.
Mann: Ich hab keine Lust, einfach so neben dir zu sterben.
Frau: Ich mach dich ja wach.
Mann: Versprochen?
Frau: Versprochen.
Mann: Danke.
Frau: Du solltest echt mal zum Arzt gehen.
Mann: Geht das schon lange so?
Frau: Jetzt weißt Du es ja.
Mann: Ich hoffe es ist nichts Schlimmes.
Frau: Bestimmt nicht.
Mann: Kommst du mit?
Frau: Ins Hotel?
Mann: Nein, zum Arzt, wenn wir wieder zu Hause sind.
Frau: Warum denn?
Mann: Damit du dem Arzt alles erklären kannst.
Frau: Warum ich denn?
Mann: Wer denn sonst? Ich kann es ihm ja nicht erklären. Ich bin ja am schlafen, wenn es passiert.
Frau: Ich kann es dir ja aufschreiben.
Mann: Danke.
Frau: Aber weißt du was ich am schlimmsten finde?
Mann: Mein Tattoo?
Frau: Nein nicht das Tattoo, aber das Ding direkt da neben.
Mann: Was?
Frau: Ja.
Mann: Und was ist jetzt bitte daran so schlimm?
Frau: Na, wenn du schläfst. Auf dem Rücken.
Mann: Was ist dann?
Frau: Und das alles bei Dir raus hängt.
Mann: Hä?
Frau: Na, aus der Unterhose.
Mann: Ja?
Frau: Ich finde das einfach ekelig.
Mann: Du findest Lanzelot ekelig?
Frau: Nur wenn er einfach so da liegt – so schlaff, mit der faltige Vorhaut, wie ein Wattwurm.
Mann: Du findest mich ekelhaft?
Frau: Nicht dich, nur Lanzi.
Mann: Na, Danke.
Frau: Ich find ihn ja nicht immer ekelig. Nur wenn er da so schlapp liegt.
Mann: Aber sonst nicht.
Frau: Nö, dann ist es okay. Irgendwie. Du solltest dich wirklich beschneiden lassen. Bei Simon fand ich ihn nie ekelhaft.
Mann: Jetzt fang nicht wieder mit Simon an.
Frau: Ich meinen doch nur seinen Penis.
Mann: Ich will diesen Namen nicht mehr hören.
Frau: Ich wollte doch nur …
Mann: Du hast es mir versprochen.
Frau: Hast ja recht.
Mann: Immer dieser Simon.
Frau: Tut mir leid.
Mann: Simon hier. Simon da.
Frau: Ich hab mich entschuldigt.
Mann: Du vermisst ihn immer noch, nicht wahr?! Warum hast Du wieder damit angefangen. Du musst auch alles kaputt machen. Hast du es denn schon vergessen? Wie er dich sitzen gelassen hat. Für eine Andere? Eine Orthodoxe. Mutter seiner Kinder. Sie kann Kinder kriegen, weißt Du?
Frau: Das ist nicht fair!
Mann: Ja, renn nur weg. Das macht es auch nicht besser. Es ist mein Urlaub, hörst Du. Ich habe mich das ganze Jahr darauf gefreut. Den lass ich mir vor Dir nicht versauen. Wunderschön.