Wodurch verwandelte sich der Frosch in einen Prinzen?

In den von den Brüdern Grimm gesammelten deutschen Märchen gibt es einige Frauenfiguren, die sich nicht als weibliche Vorbilder eignen. Dornröschen muss sich von dem Tag an, da sie blutet, still verhalten, bis ein Mann sie wach küsst. Schneewittchen ist auf ihr Aussehen reduziert und muss für kleine Männer schuften, bevor sie von einem deutlich größeren Mann in die Ehe geküsst wird.

Wie anders ist da die Prinzessin, deren goldene Kugel beim Spielen in einen Brunnen fiel. Ein Frosch bot sich darauf an, die Kugel wiederzuholen, wenn sie ihm dafür nur verspräche, seine Spielkameradin zu werden und Tisch und Bett mit ihm zu teilen. Die Prinzessin willigte ein. Als sie jedoch die Kugel zurück hatte, lief sie davon. Der Frosch folgte ihr und traf auf ihren Vater und König. Der Vater hörte den Frosch an und forderte schließlich von seiner Tochter die Einhaltung ihres Versprechens.

Das ist spannend. Nehmen wir an, der Vater wohnte, obwohl er König ist, in Deutschland, also einem Land, in dem Prostitution legal ist; nehmen wir weiter an, seine Tochter wäre volljährig und ein Frosch geschäftsfähig, ich weiß, wir nehmen da etwas viel an, aber müsste die Prinzessin dann mit dem Frosch ins Bett gehen? Sie hat schließlich in einen mündlichen Vertrag eingewilligt. Wenn sie sich weigert, mit dem Frosch zu schlafen, muss sie dann eine Entschädigung entrichten und wenn ja, in welcher Form? Darf der Vater sie zur Vertragserfüllung drängen oder ist er dann ein Zuhälter?

Die Brüder Grimm sind da sehr eindeutig: Sie muss es nicht!

Als der Frosch einfordert, dass die Prinzessin mit ihm ins Bett geht, wirft sie das Tier an die Wand. Im gleichen Augenblick verwandelte sich der Frosch in einen Prinzen. Man kann es gar nicht oft genug betonen, weil heute immer noch viele glauben, der Frosch sei geküsst worden.

Die Prinzessin hat den Frosch nicht geküsst! Sie hat den Frosch an die Wand geworfen!

Eine Frau muss nie und nimmer und unter keinen Umständen mit jemandem ins Bett, wenn sie nicht will. Ein Widerling ändert sich nicht, wenn man ihn küsst. Ein Widerling gehört an die Wand geklatscht! Nur wer Widerlingen nicht entgegenkommt, sondern sie konsequent an die Wand klatscht, wird vielleicht einen Prinzen finden. Wer sich mit einem Frosch einlässt, wird irgendwann selbst zum Frosch.

Viele Menschen, die gefragt werden, wie sich der Frosch im Märchen zum Prinzen verwandelt, glauben, dass es ein Kuss war. Da liegt das Problem. Zu viele Frauen glauben, einen aufdringlichen Frosch küssen zu müssen, statt ihn an die Wand zu klatschen. Darum gibt es heute vermutlich immer noch mehr aufdringliche Frösche als echte Männer.

Das Märchen lehrt uns, dass Gewalt manchmal die Lösung sein kann. Wer einen Menschen zur Intimität zwingen will, gehört an die Wand geklatscht!

Das Märchen ist übrigens das älteste Märchen der Brüder Grimm und taucht daher in fast allen Märchenbüchern als erstes auf. Allerdings ist der Name des Märchens nicht „Der Froschkönig“, sondern: „Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich“.

Nachdem der Frosch wieder zum Prinzen geworden ist, wird er von seinem Diener Heinrich mit einer Kutsche abgeholt. Während der Fahrt springen dem treuen Diener aus Freude über die Erlösung seines Herrn mit lautem Krachen drei eisernen Bande entzwei, die er, der „eiserne Heinrich“, sich um sein Herz hatte legen lassen, nachdem sein Herr in einen Frosch verwandelt worden war.

»Heinrich, der Wagen bricht.« »Nein, Herr, der Wagen nicht, es ist ein Band von meinem Herzen, das da lag in großen Schmerzen, als Ihr in dem Brunnen saßt, als Ihr eine Fretsche wast«

Heinrich liebte den Prinzen so sehr! Tja, die besten Männer sind nun mal schwul. Liebe Frauen, dass ist nun leider Euer Problem.

20131216-182307.jpg (Foto: Tom Wolff)

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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