Margot vs Jesus

Im Interview mit der Bild am Sonntag sagte Margot Käßmann:

„Einen gerechten Krieg kann es nicht geben. Selbst beim Zweiten Weltkrieg war es so, dass am Ende bei allen die Vernunft aussetzte. Da wurden Städte voller Flüchtlinge bombardiert oder die ,Wilhelm Gustloff‘ mit Tausenden von Flüchtlingen an Bord versenkt. Da wird auch für die, die den Krieg für Gutes wollen, der Krieg zur zerstörerischen Kraft.“

Vermutlich hat sie recht. Einen gerechten Krieg kann es vielleicht wirklich nicht geben. Eine Sache gibt es jedoch unzweifelhaft: Ungerechten Frieden!

Es muss nicht gleich ein Krieg sein, aber selbst Jesus predigte manchmal mit heiligem Furor und nutzte dabei Worte und Taten, die heute dazu führen würden, ihn von einigen Seiten als Hassprediger zu bezeichnen.

Tapfer im Nirgendwo präsentiert ein paar Zitate aus dem Evangelium, natürlich völlig aus dem Zusammenhang gerissen, denn Christentum heißt selbstverständlich Friede:

„Glaubet nicht, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit der Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.“ (Mt 10, 34-35)

„Meinet ihr, daß ich hergekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage: Nein, sondern Zwietracht.“ (Lukas 12, 51)

“Es ging eine große Menge mit Jesus; und er wandte sich um und sprach zu ihnen: Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. Denn wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor hin und überschlägt die Kosten, ob er genug habe, um es auszuführen? Damit nicht, wenn er den Grund gelegt hat und kann’s nicht ausführen, alle, die es sehen, anfangen, über ihn zu spotten, und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und kann’s nicht ausführen. Oder welcher König will sich auf einen Krieg einlassen gegen einen andern König und setzt sich nicht zuvor hin und hält Rat, ob er mit Zehntausend dem begegnen kann, der über ihn kommt mit Zwanzigtausend? Wenn nicht, so schickt er eine Gesandtschaft, solange jener noch fern ist, und bittet um Frieden. So auch jeder unter euch, der sich nicht lossagt von allem, was er hat, der kann nicht mein Jünger sein.” (Lukas 14, 25-33)

„Und das Passafest der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Und er fand im Tempel die Händler, die Rinder, Schafe und Tauben verkauften, und die Wechsler, die da saßen. Und er machte eine Peitsche aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um und sprach zu denen, die die Tauben verkauften: Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus!“ (Johannes 2, 13-17)

„Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Haus sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ (Lukas 9, 60-62)

„Da sprach er zu ihnen allen: Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s erhalten. Denn welchen Nutzen hätte der Mensch, wenn er die ganze Welt gewönne und verlöre sich selbst oder nähme Schaden an sich selbst?“ (Lukas 9, 23-26)

Jesus bedient sich hier einer bekannten Methodik. Das Abkapseln der Mitglieder aus dem Familien- und Freundeskreis ist hinlänglich bekannte Taktik von Sekten. Wir kennen es von Scientology, den Zeugen Jehovas und den Salafisten. Apropos Salafisten, so ein bißchen Scharia kann auch Jesus:

„Wenn deine Hand dich zum Bösen verführt, dann hack sie ab! Es ist besser, du gehst verstümmelt in das ewige Leben als mit beiden Händen in das unauslöschliche Feuer der Hölle. Wenn dich dein Fuß auf Abwege führt, dann hack ihn ab! Es ist besser für dich, mit nur einem Fuß zum ewigen Leben zu kommen, als mit beiden Füßen geradewegs in die Hölle zu marschieren. Wenn dich dein Auge zur Sünde verführt, dann reiß es heraus. Es ist viel besser, einäugig in Gottes neue Welt zu gelangen, als mit zwei gesunden Augen schließlich ins Feuer der Hölle geworfen zu werden. Dort wird die Qual nicht enden und das Feuer nicht verlöschen.“ (Markus 9, 43-49)

Es gibt nicht wenige Christen, die behaupten, der Gott der Christen unterscheide sich vom Gott der Juden dadurch, dass der christliche Gott ein versöhnender Gott sei. Ich werde nie verstehen, wie man zu dieser Behauptung gelangen kann. Der Gott des sogenannten Alten Testaments kann ganz schön hart drauf kommen, keine Frage, er vernichtet Städte und schickt die Sintflut, aber sein Zorn und seine Rache beschränken sich nur aufs Diesseits. Der Gott des sogenannten Neuen Testaments jedoch weitet die Kampfzone aus und lässt seinen Zorn und seinen Hass im Jenseits wirken und zwar für immer. Die Schere Gottes ging auseinander. Der Gott der Christen liebt zwar ewiglich, aber er straft auch ewiglich. Versöhnlichkeit sieht für mich anders aus.

Der Gott der Juden ist da schon ein wenig entspannter. Wenn er mal wieder einen schlechten Tag hat und Menschen schlachten will, lässt er sich durchaus bequatschen. Einst wollte Gott Sodom und Gomorrah vernichten. Er war bereit, den Tod vieler Unschuldiger als Kollateralschaden hinzunehmen. Doch da kam Abraham und es entwickelte sich folgender Dialog:

Abraham: “Willst du wirklich den Bewährten raffen mit dem Frevler? Vielleicht sind fünfzig Bewährte anwesend drin in der Stadt, willst du die wirklich raffen?”

Gott: “Finde ich in Sodom fünfzig Bewährte, drin in der Stadt, will ichs all dem Ort tragen um ihretwillen.”

Abraham: “Da habe ich mich doch vorgewagt zu meinem Herrn zu reden, und ich bin ja Staub und Asche, vielleicht fehlen an den fünfzig fünf – willst du um die fünf all die Stadt verderben?”

Gott: “Nicht will ich verderben, finde ich dort fünfundvierzig.”

Abraham: “Vielleicht finden sich dort nur vierzig.”

Am Ende hatte Abraham Gott tatsächlich auf ganze zehn Menschen runtergehandelt. Nicht schlecht! Denn wie heißt es im Koran:

„Wer einen Menschen tötet, für den soll es sein, als habe er die ganze Menschheit getötet. Und wer einen Menschen rettet, für den soll es sein, als habe er die ganze Welt gerettet.“ (Koran 5:32)

Schön gesagt, aber keine Angst, der Gott der Muslime ist in Sachen Hass und Zorn auch ein Meister wie seine Vorgänger. Der Gott der Juden hat im Diesseits seine Tage, der Gott der Christen im Jenseits, der Gott der Muslime jedoch ständig. Aber auch auf Allah warten die Wechseljahre. Irgendwann wird sie milder werden, da bin ich sicher.

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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