Lange Zeit dachte der Mensch, die Erde stünde im Zentrum des Universums und Mond, Sonne und Planeten würden die Erde umkreisen. Dann kam die kopernikanische Revolution. Plötzlich war nicht mehr die Erde im Mittelpunkt des Universums, sondern die Sonne. Für viele Menschen damals war die kopernikanische Wende ein Schlag ins Gesicht. Sie wollten nicht akzeptierten, dass die Erde nicht im Mittelpunkt des Universums steht.
Lange Zeit glaubten die Menschen, die Krone der Schöpfung zu sein. Dann kam die revolutionäre Theorie der Evolution, die besagt, dass der Mensch nur das Resultat einer zufälligen Entwicklung ohne schöpferische Absicht ist. Für viele Menschen war dies wieder ein Schlag ins Gesicht.
Der Mensch hat ein Problem damit zu akzeptieren, nicht so wichtig zu sein. Er wehrt sich händeringend gegen die eigene Ohnmacht.
So wie der Mensch einst die Erde im Mittelpunkt des Universums verortete und den Menschen zur Krone der Schöpfung erklärte, so will er heute im Zentrum des Klimawandels stehen.
Das Klima hat sich schon immer gewandelt, auch in Abwesenheit des Menschen. Das Klima wandelt sich stetig. Seit einigen Jahren aber will der Mensch die Hoheit über den Klimawandel erlangen und erklärt neben seiner Hauptschuld am Klimawandel auch seine Macht, den Wandel steuern und vorhersagen zu können.
Der Mensch liebt es, schuldig und mächtig zugleich zu sein. Schuld, das klingt nach Adam, Eva und Sündenfall. Da kann der Mensch endlich wieder mächtig nach der Krone der Schöpfung greifen, die ihm von Darwin aus der Hand geschleudert wurde.
Viele Menschen sehnen sich danach, so richtig wichtig zu sein. Sie glauben sogar, der Erde gefährlich werden zu können? Sie sind es nicht!
Der Mensch ist nur eine kurze Epoche in der Geschichte der Erde, die schon deutlich größere Herausforderungen als den Menschen überstanden hat. Der Mensch ist höchstens sich selbst gefährlich.
Natürlich nimmt der Mensch mit seinem Verhalten Einfluss auf das Klima. Jede Pflanze, jedes Tier, jeder Vulkan ist Teil des chaotischen Komplexes, das wir Klima nennen. Das Klima ist ein komplexes, nichtlineares dynamisches System. Solche Systeme zeichnen sich durch eine große Empfindlichkeit selbst auf kleine Abweichungen aus. Geringfügig veränderte Bedingungen können im langfristigen Verlauf zu einer völlig anderen Entwicklung führen. Es gibt hierzu eine bildhafte Veranschaulichung dieses Effekts. Er wird Schmetterlingseffekt genannt:
„Der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien kann einen Tornado in Texas auslösen.“
Der Mensch kann daher das Klima nicht bewusst steuern.
Immer wenn Menschen um ihre Bedeutung und Wichtigkeit beraubt wurden, waren es vornehmlich die Mächtigen, die sich gegen die Idee sträubten, dass der Mensch nicht im Mittelpunkt des Universums steht. Sie wollten, dass der Mensch schuldig bleibt. Schuld ist schließlich die beste Waffe in der Hand des Mächtigen. Nur, wer sich schuldig fühlt, unterwirft sich einem Seelenretter und ist bereit, Steuern für das Seelenheil zu zahlen. Die Schuld ist das Öl im Getriebe des Ablasshandels.
Wenn die Schuld dann noch mit Panik verbunden wird, steht einer Politik der Verfolgung kaum noch was im Weg. Wer einen einredet, Angst haben zu müssen, will in Wirklichkeit nur Kontrolle.
Im Mittelalter wurden immer dann Hexen verbrannt, wenn schlechtes Wetter eine Missernte nach sich gezogen hatte. Heute ist das nicht anders. Jeder Sturm ist gleich der schlimmste Sturm ever, jede Flut sofort eine Jahrhunderflut und was früher Sommer genannt wurde, heißt heute Hitzekatastrophe. Schuld daran ist natürlich immer der Mensch. Er muss es sein.
Wenn der Mensch sich nicht schuldig fühlen kann, ist er hilflos. Dann muss er erkennen, dass er die Natur nie vollkommen verstehen wird und sie nicht sicher vorherbestimmen kann. Es ist aber so: Manche Dinge passieren einfach!
Dennoch gibt es Menschen, die behaupten, beweisen zu können, das sich das Klima nur deshalb wandelt, weil der Mensch zu viel CO2 produziert. Es ist interessant, welche Lobby zuerst diese Behauptung propagiert hat. Es war die Lobby der Atomenergie! Im Jahr 1998 schrieb der britische Wissenschaftsjournalist Nigel Calder:
„Am Anfang war die CO2- und Erderwärmungstheorie eine angelsächsische Erfindung, die nicht zuletzt von der Nuklearindustrie gefördert wurde, die für sich eine Wiederbelebung erhoffte. Aber dann wurde daraus mehr und mehr ein Szenarium für den Weltuntergang und das widerstrebt den nüchternen Angelsachsen. Da erinnerte man sich im IPCC: The Germans are best for doomsday theories!“
Es gibt viele Menschen, die sich aufmachen, das Große zu retten, obwohl sie schon am Kleinen verzweifeln. Es gibt Leute, die zwar nicht ihre eigene Familie zusammenhalten können, aber die europäische Gemeinschaft retten wollen. Es gibt Menschen, denen die Blumen auf dem Balkon verwelken, die aber den Regenwald retten wollen. Und es gibt Experten, die zwar über einen Handyvertrag verzweifeln, aber glauben, die Weltwirtschaft durchschaut zu haben.
Das heißt nicht, dass der Mensch keine Verantwortung trägt. Eine Stadt, die im Smog erstickt, tut gut daran, weniger Abgase in die Luft zu pumpen. Wenn es aber um das Weltklima geht, ist kein Mensch so klug, einen Computer zu bauen, der so exakt ist, dass er vorausberechnen kann, was mit dem Klima passiert, wenn die Regierung in Deutschland beschließt, mehr Windräder zu bauen. Das Klima ist einfach zu komplex für eine Politik in Deutschland, die schon am Bau eines Flughafens in Berlin scheitert.
Jede Mathematikerin weiß, dass schon eine Gleichung mit vier Unbekannten unendlich ist und das Klima hat deutlich mehr Unbekannte. Eine Vielzahl der auftretenden physikalischen Phänomene (Wolkenbildung, Wolkenalbedo, Sonneneinfluß, Aerolsoleinflüsse, Rückkopplungseffekte) sind noch nicht zureichend modelliert.
Es braucht nur ein Vulkan in Island ausbrechen und schon steht alles, was der Mensch getan oder unterlassen hat, unter anderen Bedingungen.
Der Mensch kann nicht vorhersagen, was geschieht, wenn er etwas tut oder unterlässt. Dafür ist das System Klima viel zu komplex und so chaotisch, dass es nicht mal einen Vulkanausbruch braucht, um alle Berechnungen überflüssig zu machen. Manchmal reicht auch schon ein Schmetterling.
Wissenschaft ist eine komplexe Sache. Deshalb sollte man immer kritisch bleiben, wenn sich Propheten aus der Wissenschaft erheben, die behaupten, über alle Zweifel erhaben zu sein. Der Zweifel ist und bleibt das Öl im Getriebe der Wissenschaft. Menschen jedoch, die mit der Schuld hantieren und Panik verbreiten, sind mit Vorsicht zu genießen!