Seit einigen Tagen wandert ein wunderbarer Kalauer durch das Internet: „Selfiestick auf Kölsch heißt: Bilderstöckchen!“
Mir gefällt das sehr. Ich rufe daher auf, den Begriff „Bilderstöckchen“ in den Duden aufzunehmen als Synonym für Selfiestick. Dafür müssen wir den Begriff von nun an nur konsequent nutzen. Ich werde es tun!
Ich bin ein großer Freund davon, die deutsche Sprache kreativ zu nutzen, um neue Worte zu erfinden. In der Geschichte gibt es eine Menge kreativer Menschen, die neue deutsche Worte erfunden haben, die heute alle nutzen.
Philipp von Zesen zum Beispiel ist so ein Mann.
Er hat all diese Worte erfunden:
Ableitung (für das Fremdwort Derivation),
Abstand (Distanz),
Angelpunkt (Pol),
Anschrift (Adresse),
Augenblick (Moment),
Ausflug (Exkursion),
Besprechung (Rezension),
Bücherei (Bibliothek),
Emporkömmling (Parvenü),
Entwurf (Projekt),
Farbgebung (Kolorit),
Freistaat (Republik),
Glaubensbekenntnis (Credo),
Gotteshaus (Tempel),
Grundstein (Fundament),
Kreislauf (Zirkulation),
Leidenschaft (Passion),
Letzter Wille (Testament),
Mundart (Dialekt),
Nachruf (Nekrolog),
Rechtschreibung (Orthographie),
Sterblichkeit (Mortalität),
Verfasser (Autor),
Vollmacht (Plenipotenz),
Wahlspruch (Devise),
Weltall (Universum).
Es gibt auch Erfindungen von Philipp von Zesen, die es nicht in unseren aktiven Wortschatz geschafft haben. Tapfer im Nirgendwo stellt eine kleine Auswahl dieser Worte vor. Wenn Sie wissen möchten, was das Wort bedeutet, einfach darauf klicken.
Beistrich,
Blitzfeuererregung,
Blutzeuge,
Dörrleiche,
Entgliederer,
Erzvater,
Gesichtskreis,
Gottestum,
Jungfernzwinger,
Kirchentisch,
Krautbeschreiber,
Leuthold,
Lotterbett,
Lusthöhle,
Lustkind,
Meuchelpuffer,
Schalksernst,
Spitzgebäude,
Spottnachbildung,
Tageleuchter,
Weiberhof,
Zeugemutter.
Das Wort Meuchelpuffer gefällt mir sehr. Ich werde es in meinen aktiven Wortschatz aufnehmen. Auch andere Personen haben die deutsche Sprache mit ihren Verdeutschungen bereichert, zum Beispiel der Schriftsteller und Pädagoge Joachim Heinrich Campe.
Ihm verdanken wir folgende Wörter:
altertümlich (antik),
Erdgeschoss (Parterre),
Esslust (Appetit),
Feingefühl (Takt),
fortschrittlich (progressiv),
herkömmlich (konventionell),
Hochschule (Universität),
Lehrgang (Kursus),
Randbemerkung (Glosse),
Stelldichein (Rendezvous),
Streitgespräch (Debatte),
tatsächlich (faktisch),
Voraussage (Prophezeiung),
Wust (Chaos)
Zerrbild (Karikatur).
Campe erfand ebenfalls auch Wörter, die es nicht in unseren Sprachgebrauch geschafft haben, zum Beispiel diese:
Freigläubiger,
Zwangsgläubiger,
Heiltümelei,
Menschenschlachter.
Die Wörter: Aufmerksamkeit, Bedeutung, Bewußtsein, Grundlage und den in der deutschen Philosophie nicht mehr wegzudenkenden Begriff an sich verdanken wir dem Philosophen Christan Wolff.
Dem Generalpostdirektor Heinrich von Stephan wiederum verdanken wir folgende Wörter:
postlagernd (poste restante)
freimachen (frankieren)
Fernsprecher (Telefon)
Ein recht neues Wort, dass er jüngst in den Duden aufgenommen wurde, ist Rudelgucken. Ich habe keine Ahnung, wer für dieses Wort verantwortlich ist, aber es ist ein deutlich besseres Wort als „public viewing“, vor allem wenn man bedenkt, dass „public viewing“ in den USA nicht das gemeinsame Anschauen von auf Großbildschirmen übertragenen Veranstaltungen bezeichnet, sondern Leichenschau bedeutet.
Auch einige Leserinnen und Leser von Tapfer im Nirgendwo haben neue Worte erfunden.
Bürgerei (Politik)
einsnullig (digital)
Klangschachtel (iPod)
Gottesburg (Kathedrale)
Tonfuchtler (Dirigent)
Tannenturm (Pagode)
Verkrankung (Epidemie)
Krankling (Virus)
Mendeling (Gen)
Mendelei (Gentechnik)
Anschläger (Terrorist)
Heiligenglied (Reliquie)
Erdkundekugel (Globus)
Zwischennetz Erforscher (Internet Explorer)
Winzigweich (Microsoft)
Luststock (Joystick)
DuRohr (YouTube)
Gesichtsbuch (Facebook)
Wer Lust hat, möge weitere deutsche Worte erfinden und sie unten in die Kommentarspalte schreiben. Es gibt auch Wörter, die sind so deutsch, dass andere Sprachen sie einfach übernommen haben. Hier ein paar Beispiele
Russisch:
Schlagbaum: „schlagbaum“
Butterbrot: „buterbrod“
Eintopf: „aintopf“
Achtung: „achtung“
Waldschnepfe: „wal’dschnep“
Inzucht: „inzucht“
Landschaft: „landschaft“
Unteroffizier: „unterofizer“
Streikbrecher: „schtreikbrecher“
Jagdtasche: „jagdtasch“
Japanisch:
Arbeit: „arubaito“
Gemeinschaft: „gemainshafuto“
Weinglas: „waingurasu“
Sauerkraut: „zawakurauto“
Gasmaske: „gasumasku“
Schwedisch:
Besserwisser: „besserwisser“
gefundenes Fressen: „gefundenes fressen“
ungefähr: „ungefär“
Französisch:
Berufsverbot: „le berufsverbot“
Gemütlichkeit: „la gemütlichkeit“
Glockenspiel: „le glockenspiel“
Waldsterben: le waldsterben
Zuckerwatte: „la zuckerwatte“
Tschechisch:
Hochstapler: „hochštapler“
Liebesbrief: „líbesbríf“
Meisterstück: „majstrstyk“
Stammgast: „stamgast“
Albanisch:
Baustelle: „baushtell“
Duschkabine: „dushkabin“
Tankstelle: „tankshtell“
Kroatisch:
Gastarbeiter: „gastarbajter“
Bademantel: „bademantil“
Bohrmaschinie: „bormasina“
Frühstück: „frustuk“
Hausmeister: „hausmajstor“
Kurzschluss: „kurcslus“
Reißverschluss: „rajsferslus“
Schmirgelpapier: „smirgl papir“
Trinkgeld: „tringelt“
Dänisch:
ungefähr: „ungefær“
besoffen: „besoffen“
Weltschmerz: „weltschmerz“
Finnisch:
Kaffeepause: „kahvipaussi“
Holländisch:
Fingerspitzengefühl: „Fingerspitzengefühl“
Norwegisch:
Umsonst: „omsonst“
Polnisch:
Schlafmütze: „szlafmyca“
Türkisch:
Heimatlos: „haymatlos“
Dies sind nur ein paar Beispiele. Klicken Sie hier für weitere deutsche Wörter, die es in andere Sprachen geschafft haben.