Nach jedem Terroranschlag höre ich es immer wieder. „Wir lassen uns unsere Freiheit nicht nehmen!“ Wer ist eigentlich dieses „Wir“?
Der deutsche Journalist Hamed Abdel-Samad lebt in Deutschland unter ständiger Lebensgefahr. Er kann nur mit Personenschützern sein Haus verlassen und seine Freunde nur geheim treffen. Er schwebt in permanenter Lebensgefahr, weil er den Islam kritisiert. Seine Freiheit auf ein unbeschwertes Leben wurde ihm genommen, weil er Artikel 5 des Grundgesetzes lebt.
Die deutsche Juristin Seyran Ateş lebt in Deutschland unter ständiger Lebensgefahr, weil sie eine liberale Moschee in Berlin eröffnet hat, wo Männer und Frauen gemeinsam beten, Homosexuelle Willkommen sind und Frauen kein Kopftuch tragen müssen. Ihre Freiheit auf ein unbeschwertes Leben wurde ihr genommen, weil sie die Artikel 3 und 4 des Grundgesetzes lebt.
Entweder lügt die Person, die sagt, „Wir lassen uns unsere Freiheit nicht nehmen“, oder sie sagt, Seyran Ateş und Hamed Abdel-Samad gehören nicht zu uns!
Natürlich gehören sie zu uns!
Lieber Hamed Abdel-Samad,
Liebe Seyran Ateş,
Liebe Muslime, die Ihr unter dem Islam leidet, wie er gerade zum großen Teil gelebt wird und dagegen kämpft,
Ihr kämpft für mich. Ihr kämpft für uns. Ihr bezahlt einen hohen Preis dafür. Ich glaube nicht an Helden, aber ich glaube an heldenhafte Taten. Ihr vollbringt sie jeden Tag. Danke, vielen, vielen Dank!
Es wird Zeit, dass wir zu Euch stehen und Euch verteidigen, allein schon, weil Ihr zu uns gehört, zu unseren Werten der Freiheit, Gleichberechtigung und Aufklärung. Statt zynisch zu behaupten, „Wir lassen uns unsere Freiheit nicht nehmen“, sollten wir endlich aktiv erklären:
„Wir erkämpfen uns Eure Freiheit zurück!“