Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat alle Karnevalstermine für heute abend abgesagt. Sie nimmt stattdessen an der Demo „Köln gegen Rechts“ vor dem Kölner Dom teil. Sie erklärt:
„Nach dem furchtbaren rassistischen Mordanschlag in Hanau mit zehn Toten, vielen Verletzten und dem unfassbaren Leid, das über Familien und Freunde der Opfer und die ganze Stadt Hanau gebracht wurde, ist es mir wichtig, als Oberbürgermeisterin der Stadt Köln ein Zeichen zu setzen“, begründet Henriette Reker ihre Absage. „Ich werde deshalb am Freitagabend um 18 Uhr auf dem Roncalliplatz an der Demo von ‚Köln gegen Rechts‘ teilnehmen. Wir müssen gemeinsam gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf die Straße gehen.“
Apropos Kölner Dom. Als das Richter-Fenster von Gerhard Richter im Südquerhausfenster des Kölnern Doms am 25. August 2007 im Rahmen einer Messfeier eingeweiht wurde, da dauerte es nicht lange, bis sich Kardinal Meisner zu dem neuen Fenster äußerte.

„Wenn wir schon ein neues Fenster bekommen, soll es auch deutlich unseren Glauben widerspiegeln. Und nicht irgendeinen“, ließ der Kardinal in einem Interview mit der Express verlauten und fand sogar noch deutlichere Worte. Das Fenster passe „eher in eine Moschee oder ein anderes Gebetshaus“ als in die gotische Kathedrale. Was Kardinal Meisner bei seinen Ausführungen jedoch nicht bedacht hatte: Im Jahr 1965 war der Kölner Dom eine Moschee.
Als in den 1960er Jahren muslimische Gastarbeiter nach Deutschland kamen, gab es in Köln noch kein Haus, wo die Gläubigen zu Allah beten konnten. Darum stellte der Kölner Dom kurzerhand seine beiden nördlichen Seitenschiffe islamischen Gottesdiensten türkischer Arbeitsmigranten zur Verfügung. Die Gebetsbänke wurden weggeräumt und die Gebetsteppiche ausgerollt!
Am 3. Februar 1965 betraten rund 400 türkische Gastarbeiter mit zusammengerollten Gebetsteppichen unter ihren Armen den Kölner Dom, um das Ende des Ramadans zu feiern. Jene Muslime, die sich keinen Teppich leisten konnten, hatten Zeitungen mitgebracht. Auf den Steinfliesen des Kölner Doms breiteten sie ihre Gebetsteppiche und Zeitungen aus und neigten ihr Haupt gen Mekka. Ein Imam leitete den Gottesdienst im Schatten der Kerzen, Kreuze, Altäre, Statuen und in Anwesenheit des Kölner Kardinals Joseph Frings. Am 3. Februar 1965 erschallte erstmals das Gebet „Allahu akbar“ im Kölner Dom. Die ZEIT titelte am 12. Juni 1965:
„Muselmanen beten im Kölner Dom“
Die damalige Dompropstei betonte Journalisten gegenüber, dass das Bereitstellen von Möglichkeiten für die Gottesdienste Andersgläubiger in Kölner Kirchen durchaus „nichts Ungewöhnliches“ sei.
Das Wort Moschee bedeutet „Ort der Niederwerfung“. Der Kölner Dom wurde somit im Jahr 1965 die höchste Moschee Europas mit 157 Metern. Die Muslime nahmen die Moschee dankend an, indem sie nach den Gebeten Geld in den Opferstock warfen. Die Muslime befolgten im Kölner Dom somit vier der fünf Säulen des Islams: Glaubensbekenntnis, Gebet, Fasten und Almosen.
Somit war der Kölner Dom mal eine Moschee. Das Richter-Fenster mit einer Fläche von 113 m² auf der 11.263 Farbquadrate in 72 Farben mit den Maßen 9,6 cm x 9,6 cm nach dem Zufallsprinzip angeordnet sind, hängt somit durchaus am richtigen Platz.
Es gibt in Köln aber auch eine neue Moschee.


Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.