„O, Wunder! Wie viele herrliche Geschöpfe es hier gibt! Wie schön der Mensch ist! O schöne neue Welt, die solche Bürger trägt!“

Ich habe einige Freunde, die alleinstehend sind. Sie sind nicht so privilegiert und befinden sich in einer glücklichen Beziehung. Sie haben keine Kinder, keine WG-Genossen, keine Haustiere. Wenn die Stunde der Ausgangssperre schlägt, sind sie allein.
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht hat Anfang Mai 2021 erklärt: „Es wird in Zukunft so sein, dass geimpfte und genesene Menschen keine Einschränkungen mehr haben werden bei Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen.“
Was für eine Zukunft.
Ich kenne Menschen, die haben in der langen Zeit des Lockdowns keine fremden Körper mehr gespürt, keine Nähe, keine Umarmungen, keinen Handschlag. Vielleicht haben sie mal mit dem Fuß aus der Distanz einen andern Schuh berührt oder auf der Straße mit ihrem Ellenbogen und abgewandtem Kopf zügig auf den Ellenbogen eines Anderen geklopft.
Ich freue mich, wenn sie geimpft sind und endlich wieder raus gehen können, wenn sie wieder körperlich unter Menschen sein können, um Liebe zu fühlen und Atem zu spüren. Atem auf Latein heißt „spiritus“. Ich werde dafür kämpfen, dass sie wieder den Spirit bekommen, das Leben zu genießen, auch wenn ich selbst weiterhin zu Hause sitzen muss, weil ich nicht geimpft bin.
Ich werde mich für sie freuen.
Und trotzdem, ich habe Bauchschmerzen bei der ganzen Sache. Starke Bauchschmerzen.
Wir laufen nämlich Gefahr, in eine neue Zwei-Klassen-Gesellschaft einzutreten, in der die eine Klasse ganz selbstverständlich frei leben kann, während die andere Klasse mit Einschränkungen ihrer Grundrechte und ihrer persönlichen Entfaltung leben muss. Wer nicht geimpft ist, gehört nicht mehr voll und ganz zu der Gemeinschaft. Das könnte in Zukunft auf uns warten.
Bundesjustizministerin Lambrecht erklärt, Einschränkungen seien nur mit „gutem Grund“ möglich, um das Leben und die Gesundheit von anderen zu schützen.
Noch im Jahr 2019 war ich, wie ich jetzt hier schreibe, ein Mensch, dem nicht staatlich verordnet seine Arbeit verboten wurde und der temporäre Ausgangssperren zu erdulden hatte.
Mein Leben wurde ab März 2020 massiv eingeschränkt. In Zukunft kann ich die alte Freiheit vielleicht nur wiedererlangen, wenn ich einen Eingriff auf meinen Körper zulasse, entweder durch eine Impfung gegen Corona oder durch eine Erkrankung an Corona mit anschließender Genesung. In dieser neuen Welt wird mein Körper, der noch vor einigen Monaten reichte, um frei zu sein, nicht mehr ausreichend sein.
Unabhängig davon, ob die Impfung nun sinnvoll ist oder geboten, in dieser neuen Welt ist der Mensch nicht frei geboren, sondern er kann nur durch einen körperlichen Eingriff und durch eine innerliche körperliche Veränderung frei gemacht werden. In dieser Zukunft ist Freiheit kein Geburtsrecht mehr, sondern ein Impfrecht. Es wird unter dem Vorbehalt des Infektionsgesetzes stehen.
Sollte ich in dieser Zukunft geimpft sein, ich werde meine Freiheit nicht genießen können. Ich werde sie nicht genießen können, weil ich weiß, dass ich Nachbarn und Freunde haben werde, denen diese Freiheit vorenthalten wird, weil sie nicht geimpft sein werden. Schon als Kind habe ich nicht verstanden, warum der Himmel ein schöner Ort sein soll. Ich kann nicht begreifen, wie ein Mensch selig sein kann, wenn er weiß, dass andere Menschen in der Hölle sind.
Der Mensch ist nicht frei, weil der Staat oder eine Medizin ihn frei macht, nein, er ist frei, weil er frei geschaffen wurde. Das jedenfalls galt in der Welt vor Corona
Was wird in der Zukunft gelten?
Wird sich der Mensch die Freiheit vielleicht spritzen lassen müssen? Wird ein Staat penibel genau darauf achten, dass jeder Mensch seine Perfektionierung auch nachweisen kann?
In solch einer Welt wird der menschliche Körper zum Vergehen, wenn er nicht nicht behandelt wurde. Der unbehandelte Körper wird zum Feind, dem sogar vorgeworfen wird, unter Umständen Millionen Tote auf dem Gewissen zu haben.
In dieser Zukunft wird der menschliche Körper als so mangelhaft verstanden, dass er verbessert werden muss, nicht zum Wohle des Menschen selbst, sondern zum Wohle der ganzen Menschheit.
In dieser Zukunft ist Krankheit nicht mehr nur ein Zustand, der mal behoben werden kann, aber manchmal auch ausgehalten werden muss, weil unheilbar, aber doch therapierbar, nein, in dieser Zukunft wird die Möglichkeit, an dem Virus erkranken zu können, zu einer persönlichen Wertung des Menschen, auf dessen Grundlage der Staat dann sogar Freiheitsrechte einschränken kann.
Am Körper des Menschen wird Politik gemacht. Und der Zustand des Körpers entscheidet, ob gewisse Rechte eingeschränkt werden dürfen.
In dieser Zukunft werden Menschen überwacht und sie werden bestraft, wenn sie an ihren Körpern die Verbesserung nicht vornehmen lassen. Kindern wird deutlich gemacht, dass ihre Körper und die Körper anderer Kinder gefährlich sind, dass sie Oma und Opa sogar töten können, wenn sie unartig sind.
In dieser neuen Welt wird die Impfung zur neuen Taufe. Mit ihr kann der Mensch seine Ursünde der Coronaanfälligkeit überwinden und zur neuen Gemeinschaft konvertieren. In dieser neuen Welt lautet die Devise: „Nur in einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist.“
Diese neue Welt, das ist das Perfide an der ganzen Angelegenheit, wird mit der Erklärung postuliert, im besten Sinne des Menschen zu handeln, um die beste Zukunft für die Menschheit zu gestalten, eine Zukunft, in der alles schön ist, gesund, friedlich, gemeinschaftlich, einheitlich und beständig.
„Oh schöne neue Welt, die solche Bürger trägt.“
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