Dann bin ich halt U

Tapfer im Nirgendwo präsentiert „Dann bin ich halt U“ von Viktoria Burkert.

Sorry, dass ich wieder in der Oper eingeschlafen bin, ich hab dir doch gesagt: Geh da nicht mit mir hin, nimm lieber den Lutz mit, hab ich gesagt, weil der Lutz im Gegensatz zu mir Oper mag. Du wedeltest die Karten vor meinem Gesicht herum und sagtest: Jetzt sei doch nicht dumm! Das sind die allerbesten Sitzplätze im Haus, für Hochkultur geb ich gern was aus.

Jetzt steh ich hier im Abendkleid im Foyer und du sagst, es tut dir total weh, dass ich immer so indifferent gegenüber allem bin, was dich berührt. Und ich frag: Berührt? Du hast weder geweint noch gelacht, du hast doch gar nichts gespürt. Und du sagst: Innerlich. Und ich sag: Fick dich. Und was ’n toller Abend! Außerdem hab ich nur geschlafen, das hat keiner mitbekommen. Und du sagst: Doch alle! Das war peinlich! Und ich sag: Weißt du, durch dich hat der Begriff Kulturelle Szene gerade ne neue Bedeutung angenommen.

Wir holen unsre Mäntel und gehen vor die Tür und ich frag mich, was wird das hier mit dir und mir? Es hat geregnet und die Straße glitzert nass und ich fragt dich: Gehn wir jetzt noch was trinken oder was? Du sagst, du hast zwar nen Tisch reserviert bei Giovanni für uns zwei, aber weil ich mich immer so daneben benehme ist es jetzt vorbei. Und ich frag: Vorbei? Meinst du diesen Abend oder uns so generell? Und du sagst: Generell. Und ich sag: Ach super, das ging dann doch ziemlich schnell! Dann wünsch ich dir noch ein schönes Leben, Glück und die Liebe obendrauf, ich muss dann jetzt auch los – oh, der Rewe hat noch auf!

Ich dreh mich um, will gehen, doch da legst du nochmal nach und sagst: Ich kann halt nicht mit jemandem zusammen sein, der echte Kunst nicht mag. Ich frag: Was meinst du mit echter Kunst? Du sagst: Na, ernste Kunst, nicht nur Unterhaltung. Ich sage: Ach so, dieses alte Lied, du meinst die E- und U-Spaltung! Da geh ich jetzt nicht weiter drauf ein, denn ich find das ziemlich blöd, ich mach mich auf zum Rewe und ich singe dieses Löd …

Dann bin ich halt U und du bist E, weißt du, mir tut das gar nicht mal so weh, einfach mal einzugestehn, dass gute Kunst nicht bedeutet zu leiden.

Dann bin ich halt U und du bist E, wenn mich was mich berührt, dann sag ich halt ne, und mir ist es ganz egal, ob alle anderen sagen: Du, das ist jetzt aber total intelligent.

Dann bin ich halt U und du bist E, wenn du diese Einteilung brauchst, ist das okay, aber ich kann zum Beispiel den ganzen Tag die Sonaten von Paul Hindemith hörn und zugleich die Avengers gut finden und zwar alle 24 Filme außer vielleicht „Ant Man“ und „Hulk“ mit Edward Norton.

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(TINVB)

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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