Ende des Jahres 2021 brachte das Simon Wiesenthal Center eine Antisemiten-Liste unter dem Titel „GLOBAL ANTI-SEMITISM 2021 TOP TEN“ heraus. Auf Platz 7 dieser Liste findet sich Deutschland. Da ich Bürger und somit Souverän dieses demokratischen Landes bin, befinde ich mich daher auch auf dieser Liste.
Alle Bürgerinnen und Bürger Deutschlands sind auf dieser Liste!
Ich kann nun beleidigt sein, mich beschweren, empört twittern, jammern, Juden um öffentlich Absolution bitten und jede Verantwortung von mir weisen, oder ich kann einfach Verantwortung übernehmen und schauen, ob und wie ich das Problem lösen oder wenigstens mindern kann.
Was also kann ich tun?
Zunächst einmal kann ich die Begründung des Simon Wiesenthal Center für diese Entscheidung lesen. Dort heißt es:
„Im Juni 2021 bestätigte die Bundesregierung eine erschreckende Zahl antisemitischer Hassdelikte im Jahr 2020. Es gab 2275 Taten, von denen bei mindestens 55 physische Gewalt involviert war. Im Jahr 2020 wurden allein in Berlin mehr als tausend antisemitische Vorfälle registriert, ein Anstieg von fast zwanzig Prozent gegenüber dem Vorjahr.“
Das Simon Wiesenthal Center zitiert den Antisemitismusbeauftragten des Landes Berlin, Samuel Salzborn, der erklärte: „Eines ist klar: Berlin hat ein Antisemitismusproblem.“
Das SCW verurteilt „antisemitische Angriffe von Rechtsextremen, Islamisten und von Seiten der Linken, die Israel dämonisieren“ und konstatiert, Deutschland habe versäumt, diese Gewalt einzudämmen. Zudem wird Angela Merkel kritisiert, denn die deutsche „Regierung hatte die Holocaustleugnung des Ayatollah-Regimes und die häufigen Aufrufe des Regimes, den jüdischen Staat zu zerstören, selten angeprangert.“
Auch die Deutsche Welle wird kritisiert, da Mitglieder des arabischen Dienstes des Senders antijüdische und den Holocaust verharmlosende Kommentare veröffentlichte hatten. In einem privaten Kommentar soll der Holocaust als „künstliches Produkt“ bezeichnet und behauptet Juden worden sein, Juden würden „die Gehirne der Menschen durch Kunst, Medien und Musik kontrollieren“. Ein anderer Mitarbeiter der Deutschen Welle soll erklärt haben: „Jeder, der mit den Israelis zu tun hat, ist ein Kollaborateur und jeder Rekrut in den Reihen ihrer Armee ist ein Verräter und muss hingerichtet werden.“
Das Simon Wiesenthal Center kritisiert weiterhin die baden-württembergische Stadt Freiburg aufgrund ihrer Städtepartnerschaft mit der iranischen Stadt Isfahan, deren Verwaltung jedes Jahr bei ihrer jährlichen Al-Quds-Demonstration zur Zerstörung des jüdischen Staates aufruft. Das SWC kritisiert dabei ebenfalls den Antisemitismusbeauftragten des Landes Baden-Würtemberg, Michael Blume, da dieser es versäumt habe, die Stadt Freiburg zur Beendigung der Städtepartnerschaft aufzurufen, im Gegensatz zu seinem Amtskollege in Hamburg, Stefan Hensel. Er habe „seine Stadtregierung aufgefordert, das vom iranischen Regime kontrollierte Islamische Zentrum in Hamburg zu schließen, weil dies Antisemitismus schürt.“
Das Simon Wiesenthal Center thematisiert ebenfalls, dass Michael Blume einen Kommentar mit einem „Gefällt mir“ versehen haben soll, in dem es heißt: „Zionisten, Nazis und radikale sollen sich schnell von meiner Freundschaftsliste…!!!“

Das Simon Wiesenthal Center kritisiert ganz Deutschland!
Das SWC prangert die antisemitischen Taten an, die von Rechtsradikalen, Islamisten und linken Israelkritikern in Deutschland begangen werden und kritisiert, dass dieser Hass nicht gut genug bekämpft, aber dafür oft von unterschiedlichsten politischen Akteueren der Republik ignoriert, verharmlost, unterstützt, finanziert, verteidigt oder manchmal sogar produziert wird.
Ich bin mal gespannt, welche Deutsche nun die Kritik annehmen, um dieses Land besser zu machen und welche Deutsche die Kritik empört von sich weisen und sich selbst zu den eigentlichen Opfern erklären.
„Wenn wir den Antisemitismus wirklich besiegen wollen, dann müssen wir bereit sein, auf die dunklen Seiten unseres eigenen Herzens zu schauen.“
Diese Worte stammen von Elie Wiesel. Für mich bedeutet diese Forderung folgendes:
Wenn es schon Antisemitismusbeauftragte in Deutschland gibt, dann sollte jede Partei, jede Institution und jede Organisation einen eigenen Antisemitismusbeauftragten haben und die einzige Aufgabe dieser Person sollte darin besteht, den Antisemitismus in den eigenen Reihen zu benennen und zu bekämpfen.
Es gibt Antisemiten, die felsenfest davon überzeugt sind, nichts gegen Juden zu haben und doch unterstützen sie eine Politik, die für Juden gefährlich ist oder werden kann. Genau um diese Antisemiten geht es das Simon Wiesenthal Center vornehmlich. Auf der Liste des SWC landen immer Kandidaten, die trotz ihrer antisemitischen Einlassungen und Taten verharmlost werden. Darum befindet sich auch der Iran im Jahr auf Platz 1. Obwohl das Regime keinen Zweifel daran lässt, Israel vernichten zu wollen, schließen Länder wie Deutschland wirtschaftliche Verträge mit dem Regime ab.
Auf Platz 2 ist die Hamas, da es immer mal wieder deutsche Journalistinnen und Journalisten bei öffentlich-rechtlichen Anstalten gibt, die Terroranschläge und Raketenangriffe der Hamas gegen Juden als Widerstand verharmlosen. Auf Platz 3 ist die BBC, da dort ebenfalls oft Terror gegen Juden verharmlost wird, ja sogar eine Journalistin arbeitete die öffentlich erklärte: „Hitler hatte Recht!“
Auf Platz 4 hat das Simon Wiesenthal Center jene Menschen gesetzt, die Corona-Verschwörungstheorien verbreiten und behaupten, es gäbe eine jüdische Verschwörung zur Eroberung der Welt und Corona und die Impfungen seien Schläge eben dieser Weltverschwörung. Das SWC kritisiert aber auch Impfgegner, die sich als Opfer eines Holocausts inszenieren und sich gelbe Sterne anheften.
Mit der Antisemiten-Liste legt das Simon Wiesenthal Center das Augenmerk auf den Judenhass, der verharmlost und ignoriert wird.
Überall gibt es Judenhass, in jeder Partei und jeder politischen Strömung. Es gibt jedoch Menschen, die verurteilen Antisemitismus nur da, wo es sie selber nicht betrifft. Sie kämpfen nur vermeintlich gegen Judenhass. Sie wollen in Wirklichkeit nur gut dastehen und öffentlich zeigen, wie gut sie sind, indem sie andere Menschen verurteilen. Ginge es ihnen wirklich darum, die zum Teil unerträgliche Situation für Juden zu bekämpfen, sie würden tun, was Elie Wiesel verlangt hat, nämlich in die dunklen Herzen der eigenen Seelen zu schauen.
Ich bin Deutscher. Ich bin Mitglied in der FDP. Ich kritisieren manche Maßnahmen der Corona-Bekämpfung. Ich schaue BBC. Ich habe schon manche Produkte des Unternehmens Unilever konsumiert und nutze Facebook, Telegram und andere sozialen Netzwerke. All diese Unternehmen stehen auch auf der Liste steht.
Ich stehe somit auch auf dieser Liste. Ich habe verstanden. Ich nehme die Verantwortung an.
Achten Sie daher in den nächsten Tagen darauf, wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und wer nicht dazu bereit ist, aber stattdessen empört tut, weil er nur auf seinen eigenen Ruf bedacht ist und sich dabei vielleicht sogar selbstgerecht zum Opfer erklärt. Einige von den empörten Vonsichweisenden sind sogar mehr darauf bedacht, im staatlichen Kampf gegen Antisemitismus Ruhm, Ehre und Subventionen für sich zu kassieren, als wirklich das Problem anzugehen. Auch diese Eitelkeit weise ich nicht vollkommen von mir.
Im Kampf um eine bessere Welt sind jene, die in die eigenen Herzen eintauchen, eindeutig die besseren Verbündeten.

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