Es ist völlig in Ordnung, einem Gespräch aus dem Weg zu gehen. Niemand darf zu einem Austausch gezwungen werden. Wer ein Gesprächsangebot ausschlägt, nimmt für sich das Recht auf Ignoranz in Anspruch. Die Freiheit zur Ignoranz hat jeder Mensch.
Es ist aber nicht in Ordnung, einen Menschen zu canceln oder ihm seine Plattform zu entreißen, denn das ist Gewalt.
Die Kommunikation ist die gewaltfreieste Form des Streites. Niemand muss sich in einen Streit begeben, aber es auch niemand das Recht, andere Menschen um ihre Streitigkeiten zu berauben. Wer Menschen aufgrund ihrer Meinung cancelt, begeht einen Akt der Gewalt, denn er beraubt dadurch seine Mitmenschen um die Möglichkeit des friedlichen Austausches.
In der Kommunikation gibt es zwei Wege, um die Meinung des Gegenübers zu beeinflussen: Überzeugen und Verführen. Die Überzeugung nutzt Fakten, Vernunft und orientiert sich an der Wahrheit. Die Verführung nutzt Bilder, Gefühle und manchmal die Lüge. Beide Strategien fußen auf dem Wort.
Und dann gibt es da noch den Weg der Gewalt. Die Gewalt setzt da ein, wo nicht mehr geredet wird. Dann werden Menschen mundtot gemacht. Sie werden entfernt, gecancelt und von ihren Plattformen gestoßen. Oft zeigt sich diese Gewalt im Geschrei. Wer nicht weiß, wo er selber steht, wer nicht von dem Wert der eigenen Worte überzeugt ist, der brüllt, schreit, zetert und macht den anderen mundtot.
Das Canceln ist eine ganz besonders perfide Form der Gewalt, denn die Täter kommen sich dabei oft edel und gut vor. Wenn sie sich gar zu sehr im Recht fühlen, schlagen sie sogar zu.

Sollten Sie mich, Gerd Buurmann, in meiner Arbeit als Autor, Künstler oder Betreiber von „Tapfer im Nirgendwo“ unterstützen wollen, überweisen Sie gerne einen Betrag Ihrer Wahl auf mein Konto oder nutzen Sie PayPal.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.