Der deutsche Unterschied

Der indische Schriftsteller Pankaj Mishra spricht sich im ZDF– Magazin “Terra X” für „Deutschlands neue Rolle unabhängig vom Westen“ aus. Das scheint manch einer deutschen Seele gut zu tun, die immer noch daran glaubt, dass am deutschen Wesen die Welt genesen soll.

Pankaj Mishra beklagt, dass die moralische Wertschätzung, die einst Ländern wie den Vereinigten Staaten von Amerika und dem Vereinten Königreich entgegengebracht wurde, abgenommen hätte. Er macht dafür unter anderem Donald Trump und Boris Johnson verantwortlich. Zudem erklärt er, das „Zeitalter des weißen Mannes“ sei endgültig vorbei.

Mishra träumt von einer Zukunft, in der Deutschland politisch und kulturell nicht nur Teil des politischen Westens ist, sondern auch eine moralische Führungsposition übernimmt. Mishra erklärt, es gäbe „Unterschiede zu den übrigen Staaten. Es wird Zeit für eine neue Selbstwahrnehmung Deutschlands.“

Was sind diese Unterschiede?

Der große Unterschied zwischen Deutschland und all den anderen Ländern des Westens besteht laut Mishra darin, dass sich Deutschland kritisch mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt habe:

„Über mehrere Generationen hinweg wurden die von Deutschen begangene Verbrechen thematisiert und darüber aufgeklärt. Dieser so besondere Prozess, diese ganz besondere geschichtliche Erfahrung versetzt Deutschland in eine eigenständige Position.“

Mishra Pankaj ist beeindruckt von Deutschland und der dort diszipliniert und ordentlich durchgeführten Vergangenheitsbewältigung. Da es diese Vergangenheitsbewältigung, die Deutschland besser gemacht hat, ohne die Vergangenheit selbst natürlich nicht geben würde, schwingt in dieser ganzen Bewunderung ein wenig die perverse Subbotschaft mit: „Auschwitz hat Deutschland besser gemacht.“

Deutschland ist Vergangenheitsbewältigungsweltmeister!

Für Mishra ist die deutsche Geschichte und der Umgang Deutschlands damit so einzigartig, dass auch Deutschland nun einzigartig ist. Es klingt fast so, als könnte der Mann, der Donald Trump und Boris Johnson dafür verantwortlich macht, dass die Werte des Westens den Bach runtergegangen sind, der Tatsache etwas Gutes abgewinnen, dass einst Adolf Hitler gelebt hat.

Deutschland hat sich mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt. Jedes Jahr ein bisschen mehr. Heute sitzen die Deutschen so weit auseinander von ihrer deutschen Vergangenheit, dass sie stolz darauf sind, nicht stolz darauf zu sein, Deutsche zu sein. Das beeindruckt Pankaj Mishra zutiefst. Daher hofft er auf eine zukünftige moralische Vormachtstellung Deutschlands auf dem internationalen Parkett.

Pankaj Mishra macht den Holocaust und den Umgang damit zu einem moralischen Anschauungsunterricht der Deutschen und verdonnert den Westen zu einer Nachhilfe für moralisch Sitzengebliebene. Zu irgendetwas muss Auschwitz ja gut gewesen sein.

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Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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Eine Antwort zu Der deutsche Unterschied

  1. mactheneck schreibt:

    Was soll auch dabei rausgekommen, wenn ein Inder über deutsche Vergangenheitsbewältigung schwadroniert.

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