Ich höre immer nur Reform-Kandidat

Im Iran wird gewählt. Nach zwei Amtszeiten muss Ahmadinedschad abtreten. Sechs Kandidaten bewerben sich um seine Nachfolge. Einer davon heißt Hassan Rohani, der in den deutschen Medien immer wieder als Reform-Kandidat hochgejazzt wird. Gerade erst wieder habe ich die Begriffe „Reform-Kandidat“ und „gemäßigter Kandidat“ auf WDR 2 gehört.

Was bitte ist an Hassan Rohani so reformiert und gemäßigt?

Will er etwa die Steinigungen reformieren? Hassan Rohani ist ehemaliger Atomchefunterhändler des Irans und galt nie als Reformer. Er ist Kleriker und loyaler Anhänger des politischen und geistlichen Oberhaupts Irans, Ajatollah Ali Chamenei. Da beruhigt es nicht sehr, dass sein Wahlslogan „Besonnenheit und Hoffnung“ lautet und er vorgibt, den Atomstreit mit dem Westen schlichten zu wollen. Hassan Rohani gilt bestenfalls als Kandidat des gemäßigten Lagers, nachdem der einzige vom Wächterrat zugelassene Reformkandidat, Mohammed Resa Aref, seine Kandidatur zurückgezogen hatte. Ihm wurden im Vorfeld kaum Chancen eingeräumt.

Ein Reform-Kandidat, der vom Wächterrat zugelassen wurde, kann nicht allzu reformiert sein. Rohani ist nicht mal so reformiert, wie der vom Wächterrat zugelassen reformierte Kandidat.

Wer Hassan Rohani als Reform-Kandidaten bezeichnet, übernimmt die Sprachregelung des Mullah-Regimes. Das Mindeste, was ich von den Medien erwarten kann, ist, das Zauberwort zu nutzen, mit dem in den Medien alles behauptet werden kann: „mutmaßlich“.

Hassan Rohani ist der mutmaßlich gemäßigte Kandidat!

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Ich möchte mal eine Vermutung wagen:

Das Mullah-Regime im Iran unterdrückt das eigene Volk. Das Volk rebelliert. Der Westen entwickelt Solidarität mit dem Volk. Was kann das Mullah-Regime tun, um die aufkeimende Solidarität mit dem persischen Volk zu ersticken? Ganz einfach: Das Regime droht einfach mit der Atombombe und bietet etwas später an, den Streit um die Bombe zu schlichten. Bumms! Schon gilt der Iran im Westen als reformiert. Für das persische Volk hat sich zwar nichts geändert, aber im Westen ist der Ruf des Mullah-Regimes gekittet. Manchmal ist es so leicht, den Westen zu foppen. Darauf ein dreifach donnerndes Mullah Allah!

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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