gerade habe ich Dein Wahlkampfplakat auf der Schildergasse in Köln gesehen.
„Menschenrechte überall“. Toll! Da bin ich auch für. Es freut mich, dass auch Du dafür bist.
Ich frage mich allerdings, warum Du diese Forderung auf Dein Wahlplakat geschrieben hast. Ist sie etwa so ungewöhnlich? Ich habe Mitglieder anderer Parteien gefragt. Welch Überraschung: Sie waren alle für „Menschenrechte überall“. Ich wage eine Wette:
Ich lade Dich auf ein Veggie-Essen ein, wenn Du mir nur ein Mitglied des Bundestages zeigen kannst, das öffentlich erklärt: „Ich finde, es sollte Orte auf der Welt geben, an denen gewissen Menschen Menschenrechte abgesprochen werden.“
Ich wette, Du wirst niemanden finden, der das behauptet. Deine Forderung ist eine Selbstverständlichkeit. Daher muss sich etwas weiterführendes vermuten. Kann es sein, dass sich hinter der Betonung dieser Selbstverständlichkeit eine subtile Andeutung der Möglichkeit einer Kriegsführung durch eine von den Grünen mitgebildeten Regierung befindet? Die erste deutsche Regierung, die sich nach dem 2. Weltkrieg an einen Krieg beteiligt hat, war schließlich rot-grün und als Begründung mussten damals die Menschenrechte herhalten.
1999 unterstützten die Grünen die deutsche Beteiligung am Kosovokrieg. Der grüne Außenminister Joschka Fischer begründete diesen Krieg am 7. April 1999 wie folgt: „Ich habe nicht nur gelernt: Nie wieder Krieg. Ich habe auch gelernt: Nie wieder Auschwitz.“ Dem Nachrichtenmagazin Newsweek sagte Fischer sogar: „Ich sehe eine Parallele zu jenem primitiven Faschismus. Offensichtlich sind die 1930er Jahre zurückgekehrt, und das können wir nicht hinnehmen.“
Für Joschka Fischer war und ist Krieg somit eine Option, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Dafür wurde er unter anderem in Internet-Foren, aber auch von Angehörigen der Friedensbewegung als Kriegsverbrecher bezeichnet. Im Mai 1999 wurde er aus Protest gegen den NATO-Einsatz im Kosovo auf dem Grünen-Parteitag in Bielefeld mit einem roten Farbbeutel beworfen. Es gab und gibt somit unter den Grünen Menschen, die reine Pazifisten sind und niemals einen Krieg rechtfertigen würden, selbst dann nicht, wenn irgendwo keine Menschenrechte geachtet werden.
Liebe Berivan Aymaz,
Du bist für „Menschenrechte überall“. Ich frage daher: Welche Niedrigkeit begingest Du nicht, um die Niedrigkeit auszutilgen? Könntest Du die Welt verändern, wofür wärest Du Dir zu gut? Solltest Du am 22. September 2013 in den deutschen Bundestag gewählt werden, was wirst Du tun, um Deine weltpolitischen Forderung zu verwirklichen?
Ich bin immer skeptisch, wenn eine Wahl in Deutschland zur Weltverbesserung genutzt wird. Nichts gegen Weltverbesserer, aber Außenpolitik sollte im Wahlkampf weitestgehend rausgehalten werden und die meisten Parteien halten sich an diese Ethik. Nur wenige Parteien sind der Meinung, dass am 22. September 2013 darüber entschieden wird, wie das deutsche Wesen die Welt verändern soll. Die Parteien, die das glauben, sind allesamt unwählbar, wie die Jungs und Mädels von dieser Truppe:
Wer glaubt, am 22. September 2013 würde in Deutschland über die Zukunft von Kurdistan und Palästina entschieden, hat eine nicht ganz unausgeprägte Profilneurose. Am 22. September 2013 wird der 18. Bundestag gewählt. Nicht mehr und nicht weniger. Alle sind für „Menschenrechte überall“, aber darum geht es an dem Tag nicht.
Liebe Berivan Aymaz,
Du meinst es bestimmt nur gut, aber gut meinen es auch all die anderen Parteien im Bundestag. Der Weg zur Hölle ist aber mit guten Absichten gepflastert. Sag mir nicht, was Du überall erreichen willst, sag mir, was Du in Deutschland erreichen willst. Überall ist eine Nummer zu groß für Dich. Wer überall regieren will, kann nur scheitern und nicht selten rattern zum Klang der Forderung „Menschenrechte überall“ die Maschinengewehre.