Im August 2014 waren beim Tagesgespräch auf dem Radiosender WDR5 an einen Tag der ehemalige Botschafter Israels, Shimon Stein und am darauffolgenden Tag die sogenannte Botschafterin Palästinas, Kholoud Daibes, zu Gast. Sie stellten sich den Fragen der Hörerinnen und Hörer.
Das Gespräch mit dem ehemaligen Botschafter Israels war sehr ausgewogen. Shimon Stein sprach sich zu jeder Sekunde für den Frieden aus. Niemals artikulierte er einseitige Kritik in Richtung aller Palästinenser. Seine Kritik richtete sich ausschließlich an die Hamas. Die meisten Anrufer jedoch übten massive einseitige Kritik an Israel. Jedem Anrufer begegnete Shimon Stein mit Respekt. Er sprach über Fehler auf israelischer Seite und gestand ein, keine Seite sei ohne Makel.
Bei Kholoud Daibes war das ganz anders. Schon mit ihrem ersten Monolog setzte sie zu einer Hetze gegen Israel an. Sie weigerte sich, die Terrororganisation Hamas zu verurteilen und sprach stattdessen von legitimer Verteidigung. Sie verurteilte nicht die Charta der Hamas, die zur Vernichtung aller Juden auffordert. Obwohl die Hamas einen Krieg gegen alle Juden führt und Israel lediglich versucht, die Vernichtung des jüdischen Volkes zu verhindern, behauptete Daibes, es ginge Israel nur darum, Palästinenser zu töten. Für sie war Israel das pure Böse!
Sie sprach zudem ständig von einer Besatzung. Da Israel den Gazastreifen seit 2005 nicht mehr besetzt hält, konnte sie damit nur den Staat Israel selbst meinen. Sie forderte somit, der Staat Israel solle ein Ende finden.
Die meisten Anrufer, die zu Kholoud Daibes durchgestellt wurden, kritisierten, wie am Tag zuvor bei Shimon Stein fast ausnahmslos Israel. Generell wird bei WDR-Tagesgesprächen zum Thema Israel das kleine jüdische Land von den Anruferinnen und Anrufern stets überwiegend kritisiert. Das hält die Anrufer jedoch nicht davon ab, ebenfalls immer wieder zu behaupten, in den Medien werde Kritik an Israel nicht genug geäußert und man könne Israel kaum kritisieren.
Der erste Anrufer bei dem Tagesgespräch mit Kholoud Daibes zum Beispiel behauptete, die Fakten seien klar: Israel wolle niemals Frieden, sondern nur noch mehr Zerstörung und Boden rauben! Er betonte, Israel sei ein Unrechtsstaat, aber nicht wegen seiner Handlungen, sondern durch seine Gründung. Er erklärte somit die Existenz Israels zum Unrecht. Der Moderator schritt nicht ein. Er schritt erst ein, als der Anrufer zu lange sprach. Es war die Zeit, die seiner Einseitigkeit ein Ende setze.
Auf jede Kritik an Israel stürzte sich Daibes mit Wolllust. Sie malte immer hässlichere Fratzen von Israel. Eine Anruferin wurde durchgestellt, die zunächst die „Gräueltaten“ Israels verurteilte, aber dann doch anmerkte, dass Daibes Wortwahl etwas problematisch sei. Daraufhin unterbrach Daibes sie und brüllte sie regelrecht nieder. Es dauerte lange, bis der Moderator einschritt.
Die Frage des Moderators, ob Kholoud Daibes sich vorstellen könne, mit Shimon Stein über Frieden zu verhandeln, beantwortete sie durch die Weigerung, die Frage zu beantworten. Stattdessen nannte sie Israel, wo 1,2 Millionen Araber als gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger leben, einen Apartheidsstaat. Gaza erklärte sie jedoch nicht zu einen Apartheidsstaat, obwohl dort keine Juden leben dürfen. Generell nannte sie keines der Länder im Nahen Osten, wo Homosexuelle verfolgt, Frauen unterdrückt und Ungläubige getötet werden, einen Apartheidsstaat, sondern Israel, wo alle Bürgerinnen und Bürger die gleichen Rechte haben, unabhängig davon, woran sie glauben, mit wem sie schlafen und welches Geschlecht sie haben. Dafür behauptete Daibes, die Tatsache, die Hamas benutze die Zivilbevölkerung als Schutzschild, als Lüge und Propaganda Israels. Ein Anrufer sagte darauf: „Ich muss das jetzt glauben. Es gibt keinen Grund, das nicht zu glauben.“
Da hatte der WDR ganze Arbeit geleistet. Im August 2014 wurde Dank des Tagesgespräch ein Hörer ein gläubiger Israelhasser. Im August 2014 gab es an einem Tag in Anwesenheit von Shimon Stein Kritik an Israel und an die Hamas und am darauffolgenden Tag gab es in Anwesenheit von Kholoud Daibes hemmungslose Hetze gegen Israel und die Weigerung, die Hamas zu kritisieren. Shimon Stein erklärte, Israel sei nicht ohne Makel und Kholoud Daibes bestand darauf, Israel sei purer Makel. Das war die Ausgewogenheit auf WDR5!
Bei dieser „Ausgewogenheit“ im öffentlich-rechtlichen Radio wundert es nicht, dass so viele Deutsche einseitige Kritik an Israel richten. Wäre der WDR meine Hauptinformationsquelle, ich würde auch einseitig Israel kritisieren, denn Ausgewogenheit herrscht beim WDR, wenn bei zwei Gästen einer Israel und Hamas kritisiert und der andere Gast ausschließlich gegen Israel hetzt und jegliche Kritik in Richtung Hamas verweigert.
Zum Schluss des Tagesgespräch mit Daibes wurde ein Anrufer durchgestellt, der nach all der einseitigen Hetze zum großen Schlag ausholte. Es war der Höhepunkt der Veranstaltung. Als großes Finale forderte er, die ganze Welt möge sich gegen Israel richten, dem Land jede Hilfe verweigern und das Land ächten. Daibes hob an, um auch noch ihren Senf dazuzugeben, aber der Moderator sagte, es täte ihm leid, die Zeit sei zu Ende. Er sagte: „Ich unterbreche sie ungerne!“ Beim Tagesgespräch wird Hetze gegen Israel offensichtlich ungern unterbrochen.
Bei einem Tagesgespräch zum Thema Israel vom 23. Juli 2014 riefen acht Hörerinnen und Hörer an. Sieben davon kritisierten Israel und eine Person kritisierte Israel und die Hamas. Hundert Prozent der durchgestellten Anruferinnen und Anrufer kritisierten somit Israel! Es gab an dem Tag aber mindestens ein Hörer, der bereit war, Israel nicht zu kritisieren. Ihm wurde von der Redaktion mitgeteilt, er werde angerufen, falls seine Meinung gewünscht sei. Er wurde nie angerufen. Der Mann war ich.
Immer wieder höre ich von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, man wolle im Krieg gegen Israel neutral berichten. Wie aber kann man in diesem Krieg neutral bleiben? Die Hamas erklärt in ihrer Gründungscharta, Israel zerstören und alle Juden vernichten zu wollen. Israel jedoch erklärt in der Unabhängigkeitserklärung, mit allen Nachbarn in Frieden und Sicherheit leben zu wollen. In Israel leben zwanzig Prozent Muslime gleichberechtigt, der Gazastreifen ist „judenrein“ und der WDR erörtert neutral das Für und Wider dieses Vernichtungskriegs und lässt daher jene zu Wort kommen, die ausrotten wollen, aber auch jene, die ausgerottet werden sollen. Das ist die Ausgewogenheit des WDR!
Man kann nicht ausgewogen über eine Gruppierung berichten, die das ganze jüdische Volk vernichten will. Wie soll denn diese Ausgewogenheit aussehen? Etwa so:
„Die Vernichtung des gesamten jüdischen Volkes ist eine ziemlich heftige Forderung. Können wir uns um des lieben Friedens Willen nicht irgendwo in der Mitte treffen? Wie wäre es, wenn nicht das ganze jüdische Volk vernichtet wird, sondern nur sechs Millionen Juden? Kommen wir dann dem Frieden etwas näher?“
Wer in Anbetracht eines Vernichtungskriegs, in dem nur eine Seite die andere Seite vollkommen vernichten will, neutral und ausgewogen berichtet, macht dadurch Zugeständnisse an den geplanten Völkermord. Die Hamas und die Fatah sind zwei zutiefst rassistische, sexistische und judenfeindliche Parteien. In Deutschland gibt es keine einzige Partei, die auch nur ansatzweise so menschenverachtend ist wie die Hamas oder die Fatah. Die extremste Partei, die es zur Zeit in Deutschland gibt, ist die NPD. Von der Hamas und der Fatah wird jedoch selbst sie in den Schatten gestellt. Dennoch berichten der WDR und andere öffentlich-rechtliche Sendeanstalten nicht neutral und ausgewogen über die NPD. Müssen sie auch nicht. Der WDR muss keine zugewandten Portraits von NPD-Politikern machen, wie es der Sender von Politikerinnen und Politikern anderer Parteien macht. Der WDR darf unausgewogen und nicht neutral sein.
Auch wenn über ausländische Regierungschef berichtet wird, können öffentlich-rechtliche Sender sehr unausgewogen sein. Die Berichterstattung über Donald Trump zum Beispiel ist alles andere als ausgewogen. Warum muss dann eine Berichterstattung über Mahmud Abbas ausgewogen sein? Die Fatah predigt den Krieg gegen Israel und die Hamas fordert in ihrer Gründungscharta die Vernichtung des ganzen jüdischen Volkes (Artikel 7). Wer neutral und ausgewogen über diesen geplanten Völkermord berichtet, positioniert sich damit, besonders wenn er sich bei Trump durchaus positionieren kann.
Es ist nicht ausgewogen und neutral, wenn israelische Politiker kritisiert werden, weil sie nicht perfekt sind, arabische Politiker jedoch schon gelobt werden, wenn sie nicht alle Juden vernichten wollen.