Es gibt deutlich zu viel dagegen in dieser Welt.
Natürlich bin auch ich gegen vieles. Ich bin gegen Sexismus, Rassismus und Antisemitismus. Ich hasse es, wenn Araber diskriminiert werden, weil es Rassismus ist, aber ich unterstütze es, wenn der Islam kritisiert und verarscht wird, weil es Aufklärung ist. Ich hasse es, wenn die Existenz Israels negiert wird, weil es Antisemitismus ist, aber ich unterstütze es, wenn die Politik Israels kritisiert wird, weil es Aufklärung ist. Ich hasse es, wenn Gesetze gemacht werden, die Frauen an den Herd zwingen, weil es Sexismus ist, aber ich verteidige das Recht jeder Frau, selbst zu entscheiden, was sie tun möchte, weil das Aufklärung ist.
Ansonsten versuche ich, mein Dagegensein auf Sparflamme zu halten. Ein Dagegen ist kein guter Treibstoff.
Ich bin nicht gegen eine Partei oder einen Politiker. Ich bin für eine Partei oder für eine Politikerin. Ich bin nicht gegen eine Religion, sondern für eine Gleichberechtigung aller Religionen und vor allem für das Recht, alle Religionen gleichermaßen verarschen zu dürfen. Ich bin nicht gegen ein Land, sondern für jedes Land, wo jeder Bürger und jede Bürgerin das Recht hat, unabhängig von der Religion, dem Geschlecht oder der sexuellen Orientierung frei und gleichberechtigt zu leben. Ich bin nicht gegen ein Geschlecht, sondern für den Humanismus und den Feminismus.
Ich muss nicht erklären, gegen irgendetwas zu sein, denn sobald ich mich nur klar und deutlich positioniere und sage, wofür ich bin, lebe, liebe und kämpfe, wird es genug Menschen geben, die erklären werden, dass sie gegen mich sind. Sie werden ihrerseits Mauern hochziehen, um mich auszugrenzen. Warum soll ich ihnen dabei helfen? Warum soll ich meine Kraft vergeuden und Mauern bauen, die eh gebaut werden?
Ich distanziere mich nicht! Ich nähere mich. Ich sage eher, was ich mag, wofür ich mich bewege und nicht so sehr, was ich hasse und wogegen ich stehe. Fordere mich nicht auf, mich zu distanzieren. Ich stehe nicht vor einem Gericht. Das Leben ist kein Gericht, in dem man steht. Das Leben ist ein Ort, in dem man sich bewegt und jeder Mensch entscheidet die Richtung selbst und ob er vorgefundene Wege nimmt oder sich in die Wildnis schlägt.
Schau Dir an, wofür und wohin ich mich bewege und entscheide, ob Du ein paar Schritte mit mir gehen möchtest.
Ich höre erst auf, mich zu bewegen, wenn ich tot bin und es gibt Menschen, die glauben, dass ich dann vor einem Gericht stehe. Ich sehe dieser Verhandlung gelassen entgegen. (Wenn mich auch manchmal Panikattacken plagen.)
Wenn ich sage, wofür ich bin, werden mich Menschen ausgrenzen. Sie werden die übelsten Dinge über mich verbreiten. Sie werden sagen, ich sei voller Hass, so voller Hass, wie sie es selber sind. Sie werden mich anprangern für die Dinge, gegen die ich angeblich sein soll, weil ich erklärt habe, wofür ich bin.
Ich definiere mich aber nicht durch Ausgrenzung, sondern durch Bekenntnisse. Wenn eine Masse von Menschen sich formiert, nicht etwa um zu erklären, wofür sie sind, sondern wogegen sie sind, dann ist der gemeinsame Nenner dieser Menschen nicht etwas konstruktives, sondern etwas destruktives.
Es ist immer Vorsicht geboten, wenn sich eine Gruppe von Menschen gegen ein Feindbild formiert, möge das Feindbild auch noch so schlecht sein. Sehr schnell entsteht in solchen Gruppen nämlich eine Eigendynamik, die dafür sorgt, dass abweichende Meinungen dazu führen, dass die „Abweichler“ und „Verräter“ in die Hände des Feindes geschleudert werden. „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“, ist die Rhetorik dieser Leute und die Aufforderung zur Distanzierung ist ihr Mittel der Unterdrückung.
„Wehret den Anfängen“ brüllen die gerechten Putztruppen und meinen damit doch nur die Anfänge einer Zukunft, die sie aus ihrer eigenen Angst hinter Mauern konstruieren. Aus dieser Angst nehmen sie andere Menschen als Geisel ihrer Befürchtung. Diese Angst ist die Wurzel des totalitären Denkens. Sie ermöglicht Gewalt über Gedanken als Präventivschlag.
Andere Meinungen auszugrenzen ist so effektiv wie das kleine Kind, das sich die Hände vor die Augen hält und glaubt, so sei die Gefahr verschwunden. Internetseiten zu löschen, im Glauben, man würde dadurch etwas verhindern, ist so produktiv, wie Bücher zu verbrennen!
Ich bewerte Menschen nicht danach, gegen was oder wen sie sind, sondern wofür sie sind und vor allem bewerte ich sie nicht danach, was sie sagen, sondern was sie tun.
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