Buddhisten, Hinduisten, Juden und Jedirittern, sie alle haben keine staatlich festgesetzten religiösen Feiertage in Deutschland. Sie sind einfach zu klein und zu friedlich. Erst wenn eine Religion in Deutschland eine gewisse Größe überschritten hat, darf sie Zwang ausüben.
Das Christentum hat die deutschen Gesetze fest im Griff. Karfreitag zum Beispiel heben einige Bundesländer die Freiheit der Kunst auf und bestimmen, welche Stücke gezeigt werden dürfen. Im Jahr 2011 zum Beispiel durfte die Oper „Salome“ zwar gezeigt werden, „Madame Butterfly“ jedoch nicht. Am 29. März 2013 wiederum wurde in der Oper Köln Richard Wagners “Parsifal” gegeben, während zur gleichen Zeit in Bochum im Sozialen Zentrum der Film “Das Leben des Brian” gezeigt wurde. Gegen den Film von Monty Python wurde wegen angeblicher Gotteslästerung vom Rechtsamt der Stadt Bochum ein Bußverfahren eröffnet. Gegen die Oper von Richard Wagner jedoch nicht.
Der deutsche Staat zieht zudem Kirchensteuern ein, macht den christlichen Sonntag für alle Bürgerinnen und Bürger verbindlich und erlaubt es staatlich finanzierten Einrichtungen unter christlicher Trägerschaft sogar, die christliche Sexualmoral von ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Privatleben zu erzwingen.
Das Christentum ist die größte Religionsgemeinschaft in Deutschland. Die zweitgrößte Religionsgemeinschaft in Deutschland ist der Islam und er pocht nun auf das Gleichheitsprinzip. Der deutsche Staat, der es Christen erlaubt, unter Umständen Kunst zu verbieten, wird den Muslimen entgegenkommen müssen, wenn er es mit der Gleichheit vor dem Gesetz ernst meint.
Im November 2013 wurden unter dem Kurator Manfred Reichel in einem Flur der Volkshochschule Marzahn-Hellersdorf Ölmalereien, Lithografien und Zeichnungen von Städten und Menschen ausgestellt. Darunter waren auch sechs Aktbilder, die jedoch einen Tag später wieder abgehängt wurden – aus Rücksicht auf Muslime. Diese Bilder wurden im November 2013 abgehängt. Ich muss unweigerlich an dieses und an dieses Aktbild denken. Diese Bilder wurden vor etwas längerer Zeit in Deutschland entfernt – aus Rücksicht vor dem deutschen Geschmack, der schon damals gut mit dem Islam konnte.
Eigentlich müsste der deutsche Staat alle deutschen Bürgerinnen und Bürger zwingen, ihre Geschäfte am Samstag zu schließen, aus Respekt vor dem Judentum, für den der Samstag so heilig ist wie für Christen der Sonntag, schließlich müssen auch alle Geschäfte am Sonntag schließen aus Respekt vor Christen. Den Veggie-Day könnte Deutschland nebenbei als Ramadan verpflichtend machen.
Entweder herrscht Religionsfreiheit in Deutschland, dann müssen alle Religionen gleich behandelt werden, oder eben nicht. Solange es keine eindeutige Trennung von Staat und Kirche gibt, solange Christen in Deutschland Privilegien genießen, ist es das Recht eines jeden Muslimen, diese Privilegien auch einzufordern. Entweder bekommen Muslime genau so viele Privilegien wie Christen oder Deutschland wird in Sachen Religion liberaler. Jeder kann glauben, woran er will, aber er darf seinen Glauben nicht von Ungläubigen erzwingen.
Die zuständige Kulturstadträtin des Bezirks Marzahn-Hellersdorf, Juliane Witt (LINKE), erklärte übrigens zu der Entscheidung, die Aktbilder zu entfernen, Marzahn-Hellersdorf stehe für beides, „Freiheit der Kunst und interkulturelle Öffnung“. Genau da liegt das Problem: Freiheit der Kunst und kulturelle Öffnung sind nicht gleichrangig zu bewerten! Menschenrechte haben immer Vorrang vor einer kulturellen Öffnung. Die Menschenrechte sind keine Verhandlungsmasse auf dem Jahrmarkt der Kulturen. Das Grundgesetz ist kein Richtwert sondern Gesetz! So wenig wie es Angela Merkel gestattet sein darf, homosexuellen Menschen gleiche Rechte zu verwehren, nur weil sie dabei ein ungutes Gefühl hat, ebensowenig darf die Freiheit der Kunst eingeschränkt werden, nur weil Ayasha Merkel beim Anblick einer nackten Frau ein ungutes Gefühle bekommt.
Wenn es hart auf hart kommt, wenn Christentum, Islam und Aufklärung in eine Auseinandersetzung geraten, werden sich mit an ziemlicher Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Christentum und Islam gegen die Aufklärung verbünden. Gegen die Vernunft haben sich Religionen, die sich sonst spinnefeind sind, immer schon bestens verbünden können. Nichts gegen einen festen Glauben an Gott, aber Staat und Kirche müssen getrennt sein! Es ist schlicht unmöglich, dass ein Atheist einen Gläubigen dadurch beleidigen kann, dass er sich nicht an seine Regeln hält! Außerdem darf der Staat nicht bestimmen, was eine Religion ist und was nicht.
Ich habe die Vermutung, wenn es bei der Church of Scientology zu Ehrenmorden kommen würde, wenn sie Nationen an sich risse, um Scientologische Diktaturen auszurufen, wenn sie an ihrer Spitze nur Männer zuließe und Frauen verschleiern, Homosexuelle diskriminieren, Israelfahnen verbrennen und Fatwas aussprechen würde, sie plötzlich mit multi-kulturellem Verständnis rechnen dürfte. Es ist erschreckend zu sehen, was viele Leute an Scientology kritisieren, aber woanders tolerieren.
1. Den Aussteiger aus Scientology wird das Leben zur Hölle gemacht.
Viele Muslime in Deutschland bekommen Todesdrohungen, wenn sie den Islam verlassen möchten, einige Drohungen wurden sogar umgesetzt. Dennoch gibt es keine staatlich finanzierten Aussteigerprogramme für Muslime.
2. Scientology mischt sich in die Wirtschaft ein und setzt Mitarbeiter unter Druck, wenn sie nicht nach den scientologischen Prinzipien leben.
In Deutschland wird es gesetzlich toleriert, das Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten und andere Einrichtungen, die zwar staatlich finanziert aber unter kirchlicher Organisation stehen, ihre Mitarbeiter entlassen dürfen, wenn sie “in Sünde” leben, also eine sexuelle Beziehung ohne Ehe hegen. Die Arbeitgeberin Kirche befiehlt unter staatlichem Schutz in die Betten ihrer Arbeitnehmer. Homosexuelle und Geschiedene dürfen entlassen werden. Für den Beruf des Pfarrers wird der Katholischen Kirche sogar das Recht auf Geschlechterdiskriminierung zugestanden, ohne dass es Auswirkung auf die staatliche Unterstützung der Kirche durch den Staat hat.
3. Scientology sucht politische Einflussnahme.
Die christlichen und muslimischen Kirchen und Organisationen haben das Recht auf Religionsunterricht an staatlichen Schulen. Christliche Feiertage werden vom Staat festgeschrieben. Allen Menschen, nicht nur den Christen, wird in einigen Bundesländern Deutschland das Tanzen, Musizieren und Theaterspielen auf Karfreitag unter Androhung empfindlicher Geldstrafen verboten.
4. Scientology will die Weltherrschaft.
Der Islam unterhält weltweit schon viele Diktaturen. Viele davon haben die verfassungsmäßige Absicht, die ganze Welt dem Islam zu unterwerfen. Es gibt somit muslimische Bomben. Wann ist das letzte Mal eine scientologische Bombe abgefeuert worden?
5. Scientology ist nur an das Geld seiner Mitglieder interessiert.
Der deutsche Staat treibt Kirchensteuern ein! Natürlich muss Scientology das Geld direkt von seinen Mitgliedern holen. Für die christlichen Kirchen übernimmt der deutsche Staat diese fiese Arbeit.
Du sagst, Scientology sei was anderes? Scientology sei schließlich eine Sekte. Wer bestimmt das? Das Christentum und der Islam waren einst auch nur Sekten. Sie mögen heute zwar etwas caritativer sein als Scientology, aber dafür sind sie auch historisch und aktuell eindeutig gewalttätiger.
Wer keinen muslimischen Feiertag in Deutschland will, kann daher nur für eine strikte Trennung von Religion und Staat plädieren! Das Problem in Deutschland ist nämlich das Privileg für die Christen. Dieses Privileg werden Muslime für sich einfordern, wenn sie nur eine gewissen Größe erreicht haben. Ich lebe daher lieber in einem Staat, in der keine Religion staatliche Privilegien genießt und mögen die Gemeinschaft der Gläubigen auch noch so groß sein. Religion ist Privatsache!