Danke, wir haben verstanden!

Ein offener Brief von Elisabeth Lahusen an den Bremer Weserkurier.

Sehr geehrte Redaktion des Weserkurier,

man freut sich ja immer, wenn die eigene Regionalzeitung auch im Ausland gelesen wird. Seitdem Hans-Ulrich Brandt regelmäßig seine herausragenden Kommentare zu Nahost schreibt, können Sie sicher sein, dass man den Weserkurier auch in Israel wirklich wahrnimmt.

Israel versucht mit dem Bau einer Mauer zum de facto Hisbollah-Land Libanon, die Wahrscheinlichkeit eines Krieges zu reduzieren. Mauern kann man wieder abreissen, Menschen nicht wieder zum Leben erwecken. Aber da Herr Brandt die Worte Terror oder Judenmord nicht zu kennen scheint, mag er darüber nicht so gerne berichten. Er fragt sich lieber, ob diese Mauern wohl friedensfördernd sind.

Je häufiger Herr Brandt in diesem Stil schreibt, um so eifriger werden seine Texte gelesen. Und sie werden sehr wohl verstanden, wie der aktuelle Facebookkommentar von Arye Shalicar zeigt, der ihren Artikel in gewohnter Klarheit kommentiert:

Offiziell gibt es natürlich keinen Antisemitismus. Schon gar nicht in Bremen. Auch sonst nicht in Europa. Eine Zusammenfassung dieses Phänomens brachte am 13. September Rabbiner Lord Jonathan Sacks im britischen Oberhaus:

„Eine der ewigen Tatsachen der Geschichte ist, dass die meisten Antisemiten sich selbst nicht als Antisemiten betrachten. „Wir hassen Juden nicht“, sagten sie im Mittelalter, „nur ihre Religion“. „Wir hassen Juden nicht“, sagten sie im 19. Jahrhundert, „nur ihre Rasse“. „Wir hassen Juden nicht“, sagen sie jetzt, „nur ihren Nationalstaat“. Der Antisemitismus ist der am schwersten zu besiegende Hass, weil er wie ein Virus mutiert.“

Aber Rabbi Jonathan irrt, wenn er im weiteren Fortgang seiner Rede meint, es sei in Europa Konsens, dass man den Antisemitismus besiegen wolle.

Künftig werden auch Juden in Bremen nicht nur wissen, dass es besser ist, in der Stadt zu verbergen, dass sie Juden sind, sie werden auch wissen, dass es eine Tageszeitung gibt, die dafür steht, dass man schützende Mauern vor jüdischen Gemeinschaften für ein Friedenshindernis hält. Ob die Mauern an den Grenzen des jüdischen Staates oder die Mauern um unsere Synagoge in Bremen, sie haben nur einen Grund: Jüdisches Leben zu schützen! Gut, dass sie uns so offen darauf aufmerksam machen, wie Sie dazu stehen. Nicht, dass wir den mutierenden Virus jetzt übersehen.

Auch der von Herrn Brandt immer wieder (hier, hier und hier) begeistert promotete Abdallah Frangi erinnert uns ja gerne an das, was wichtig ist. Zusammen mit Herrn Brandt teilt er die Ansicht, dass man auch die USA in einem bestimmten Licht sehen sollte. Dass auch unser Bürgermeister dieser Sicht der Dinge nicht abgeneigt ist, der „beliebteste“ Bürgermeister Deutschlands, wie wir wissen und man von Bremen aus dann gerne ins Überseemuseum und ins Rathaus einlädt, erfreut ja insbesondere die Fraktion der Palästinafreunde, die während des kurzen Intermezzos von Daniel Killy im Weserkurier nicht so viel zu lachen hatten.

Das Nahost Forum Bremen schreibt:

Was für eine ehrenwerte Gesellschaft, in der der Weserkurier sich befindet. Man kann nur gratulieren!

Als aufmerksame Bremer Bürgerin sage ich deshalb in aller Deutlichkeit: Danke, wir haben verstanden. Die Botschaft ist angekommen. Ich verbleibe mit den besten Grüßen an die reizendste Redaktion im Nordwesten der Republik,

Ihre Elisabeth Lahusen

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(TINEL)

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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