Deutsche Bahn: „Das geht leider nicht!“

Da ich als Künstler im ganzen Land gebucht werde, fahre ich oft und viel mit der Bahn. Am 4. November 2020 hätte ich eigentlich in Bayern meinen „Nathan-Komplex“ gezeigt, aber aufgrund des Lockdowns, der am 28. Oktober 2020 beschlossen wurde, wird daraus nun nichts.

Als Künstler bin ich sehr darauf bedacht, gut zu haushalten, da es nicht immer nur fette Jahre im Leben eines Theatermenschen gibt. Daher buche ich die Fahrten zu meinen Auftritten immer so früh wie möglich. Auch für Bayern habe ich eine sehr günstige Fahrt für 73,80 Euro bei der Deutschen Bahn gebucht, allerdings unter der Vorgabe eines sogenannten Super Sparpreises, was bedeutet, dass eine Stornierung ausgeschlossen ist.

Pacta sunt servanda. So lautet das Prinzip der Vertragstreue.

Natürlich bin ich verpflichtet, meinen im Vertrag stehenden Pflichten nachzukommen. Die Deutsche Bahn kann nichts dafür, dass die deutsche Regierung mir das Theaterspielen verboten hat. Die Bahn fährt und ich hab gebucht, Corona hin oder her.

Dennoch habe ich die Deutsche Bahn mal angerufen und meinen Fall geschildert. Ich hatte irgendwie die Hoffnung, die Deutsche Bahn würde vielleicht Kulanz zeigen. Meine Hoffnung wurde enttäuscht.

„Das geht leider nicht“, sagte die Frau am Telefon mit einer Stimme, die zeigte, dass es ihr wirklich leid tut.

Schade.

Ich wäre schon sehr begeistert gewesen, hätte die Deutsche Bahn gesagt, dass aufgrund der schwierigen Situation beschlossen wurde, dass alle Reisen, die in den Lockdown fallen, storniert werden können, auch die Super Sparpreise. Für die Deutsche Bahn wäre das nur ein kleiner Schritt der Programmierung, aber für viele von der Krise betroffenen Menschen ein großer Schritt der Hilfe.

Vielleicht bewegt sich bei der Deutschen Bahn ja doch noch was. Ein Rest Hoffnung bleibt immer zurück, so wie der leere Kaffeepappbecher im Abteil.

Nachtrag: Ein Leser von Tapfer im Nirgendwo hat mir die Summe von 73,80 Euro überwiesen. Lieber B.B., sollten Sie mal in Köln sein, gebe ich Ihnen gerne eine private Führung durch Köln. Melden Sie sich einfach. Vielen, vielen Dank.

Nachtrag 2: Die Deutsche Bahn hat geantwortet:

„Sehr geehrter Herr Buurmann,

vielen Dank für Ihre E-Mail.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage verstehen wir Ihren Wunsch nach Erstattung gut und haben Ihre eingereichten Unterlagen sorgfältig durchgesehen.

Für alle Buchungen von Zügen, die weiterhin fahren, gelten grundsätzlich die tariflichen Stornierungsbedingungen. Darüberhinausgehende Kulanzen gibt es nicht.

Sowohl die Flexpreise als auch die Sparpreise sind im Rahmen der regulären Tarifkonditionen stornierbar. Damit hat ein Großteil unserer Angebote bereits heute sehr großzügige Stornierungskonditionen. Unsere Kunden entscheiden sich seit Beginn der Corona-Pandemie auch zunehmend für diese stornierbaren Angebote.

Bei den Super Sparpreisen ist die Stornierung ausgeschlossen. Wir möchten unseren Kunden aber auch in Coronazeiten die Möglichkeit geben, sich für ein sehr günstiges Angebot zu entscheiden und bieten daher weiterhin den Super Sparpreis an. Wir weisen aber im Buchungsprozess – etwa auf bahn.de – explizit darauf hin, dass es sich hierbei um ein nicht stornierbares Angebot handelt und empfehlen seit dem Frühjahr auch aktiv die Buchung eines stornierbaren Angebots. Wir gehen davon aus, dass sich unsere Kunden bewusst dafür entscheiden, auf die Stornierbarkeit zugunsten eines günstigen Preises zu verzichten.

Die Stornierungskonditionen bleiben daher aktuell unverändert. Vor dem Hintergrund der weiterhin unbeständigen Gesamtsituation sind die Risiken, die aktuell bei Reisen im In- und Ausland auftreten können, bekannt. Dies sollte bei der Reiseplanung – auch von Zugreisen – entsprechend berücksichtigt werden.

Ihrem Wunsch nach einer Erstattung können wir daher in diesem Fall leider nicht entsprechen.

Unabhängig von allen tariflichen Bedingungen stehen jedem Reisenden im Falle von Verspätung oder Ausfall des gewählten Zuges die Rechte aus der europäischen Fahrgastrechte-Verordnung – insbesondere auch die Erstattung des Fahrpreises – zu.

Wir bitten Sie hierfür um Ihr Verständnis.“

Sollten Sie mich, Gerd Buurmann, in meiner Arbeit als Autor, Künstler oder Betreiber von „Tapfer im Nirgendwo“ unterstützen wollen, überweisen Sie gerne einen Betrag Ihrer Wahl auf mein Konto oder nutzen Sie PayPal.

https://www.paypal.me/gerdbuurmann

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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