„Das ist die Frau von Max Schautzer!“
Mit diesen Worten wurde ich das erste Mal auf Gundel Lauffer aufmerksam gemacht. Sie saß im Publikum bei einer Premiere im Theater am Dom, als ein Freund von mir auf sie zeigte und sagte: „Das ist die Frau von Max Schautzer!“
Amüsiert von dieser doch sehr bizarren Art, eine Frau vorzustellen, beschloss ich fürderhin, Max Schautzer nur noch den Mann von der Frau von Max Schautzer zu nennen.
Im Jahr 2014 war ich mit ein paar guten Freunden auf der Premiere des Stücks „Meine Braut, sein Vater und ich“ im Theater am Dom und erklärte dort erstmals: „In der Hauptrolle spielt der Mann von der Frau von Max Schautzer.“ Seitdem war ein fröhlicher Moment geboren. Immer, wenn wir Max Schautzer im Theater im Dom sahen, riefen wir verzückt: „Da ist der Mann von der Frau von Max Schautzer.“ Und wenn wir Gundel Lauffer erblickten, riefen wir begeistert: „Da ist die Frau von dem Mann von der Frau von Max Schautzer!“
Immer, wenn wir Gundel Lauffer sahen, waren wir glücklich.
Am 26. Dezember 2021 ist Gundel Lauffer nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 76 Jahren gestorben. Sie hinterlässt einen trauernden Max Schautzer. Dreiundfünfzig Jahre waren sie verheiratet. Es war eine große Liebe. Auf der Goldenen Hochzeit im Jahr 2018 wurde Max Schautzer nach dem Geheimnis der glücklichen Beziehung gefragt und antworte:
„Wir haben von Anfang an, also schon in unserer ersten gemeinsamen Wohnung, immer getrennte Schlafzimmer und Badezimmer gehabt. Bis heute! Ich würde ja sonst bekloppt werden, denn Gundel liest immer bis spät in die Nacht und hat das Licht an. Ich dagegen schlafe meistens früh ein.“
Über ein halbes Jahrhundert waren sie glücklich verheiratet. Sie waren glücklich, weil sie für sich nicht die Frau von Max Schautzer und der Mann von der Frau von Max Schautzer waren, sondern weil sie Max Schautzer und Gundel Lauffer waren.
Gundel Lauffer war eine Innenarchitektin und Wohndesignerin, deren Geschmack, Stil und Meinung hoch angesehen waren. Sängerin Gaby Baginsky schreibt auf Facebook:
„Sie war eine nette, freundliche und nicht abgehobene, hilfsbereite Frau. Ihr Tod hat mich wirklich berührt und mitgenommen.“
Julian F.M. Stoeckel erzählt:
„Gundel war eine stets stilvolle, charmante und überaus zugewandte Dame, die man heute noch selten trifft.“
Für mich war Gundel Lauffer eine Frau, die mich glücklich machte, wenn ich sie sah. Sie wird für mich immer ein Beweis dafür sein, dass Menschen das Leben anderer Menschen bereichern und verschönern können, ohne dass sie selbst etwas davon wissen. Gundel Lauffer war ein lebender Beweis dafür, dass bereits die pure Existenz und das einfache Sein Glück für andere bedeuten können.
Immer, wenn ich mich mal wieder klein und depressiv fühle, denke ich an Gundel Lauffer und sage mir: Wer weiß, vielleicht gibt es da draußen irgendwo Leute, die mich mit einer schönen Erinnerung verbinden und sich freuen, wenn sie mich sehen. Allein dafür zu bleiben und das Leben zu leben, lohnt es sich schon.
Wer weiß, vielleicht bist auch Du irgendwo mal lustig gestolpert und irgendjemand hat darüber so gelacht, dass er nun jedes Mal glücklich ist, wenn er Dich sieht. Vielleicht warst Du irgendwann mal irgendwo an irgendeinem Ort, den irgendjemand mit irgendetwas verbindet und seitdem bist Du der Auslöser zur Erinnerung an diesen schönen Moment.
Gundel Lauffer war für Max Schautzer die große Liebe seines Lebens und Max Schautzer war für Gundel Lauffer die große Liebe ihres Lebens.
Ich war für sie nur irgendein Mann, der ab und an mit ihr im gleichen Theater saß und von dem sie nicht wusste, wie sehr er sich immer freute, sie zu sehen.
Beim nächsten Besuch im Theater am Dom werde ich ein Glas auf sie erheben und sagen: „Auf die Frau von dem Mann von der Frau von Max Schautzer. Ihr Name war Gundel Lauffer. Es war einfach wunderbar, dass sie da war. Ich vermisse sie.“