Eine kleine Nachhilfestunde zu den Demokraten und Republikanern in den USA

In den USA kommt es an einigen Universitäten immer öfter zu schweren antiisraelischen und antijüdischen Vorfällen. Bei dem ganzen Hass der Studenten bleibt vermutlich keine Zeit mehr zum Studium der Geschichte. Daher hier eine kleine Nachhilfestunde zu der Frage: Woher kommt der Hass?

Im 19. Jahrhundert kämpften in Amerika die Demokraten für den Erhalt der Sklaverei, während sich die Republikaner unter Abraham Lincoln massiv für die Abschaffung der Sklaverei einsetzten. Über diese grundlegende Angelegenheit der Freiheit und des Menschenrechts wurde sogar ein Bürgerkrieg geführt.

Die ersten schwarzen Abgeordneten der USA waren allesamt Republikaner: Hiram Revels, Benjamin S. Turner, Robert DeLarge, Josiah Walls, Jefferson Long, Joseph Rainey und Robert B. Elliott.

Nachdem die Sklaverei abgeschafft war, gründeten sechs Offiziere der unterlegenen Konföderation, deren Präsident der Demokrat Jefferson Davis gewesen war, am 24. Dezember 1865 in Tennessee eine Miliz zur Verfolgung von Schwarzen und Republikanern. Der Name der Miliz ist Ku-Klux-Klan. Die Mitglieder waren Rassisten, Judenhasser und Demokraten wie zum Beispiel George W. Gordon, Edwar D. White, John W. Morton und viele andere. Besonders erwähnenswert ist Robert Byrd. Er war bis 2007 Repräsentant im Senat. Als er im Jahr 2010 starb, hielt Joe Biden eine Trauerrede auf der Beerdigung von Byrd.

Nur sehr wenige Mitglieder des Ku-Klux-Klans gehörten während ihrer Mitgliedschaft der Republikanischen Partei an. Die zwei eher bekannten Namen sind Clarence Morley und Edward L. Jackson. Beide gerieten dadurch mit ihrer Partei in massiven Konflikt.

Aufgrund des anhaltenden Hasses in den USA setzten sich ab 1877 immer mehr sogenannte Jim-Crow-Gesetze durch, die in den Südstaaten eine „Rassentrennung“ erzwangen. Sie wurden bis 1965 durchgesetzt. Schwarze und Weiße mussten unterschiedliche öffentliche Toiletten benutzen und Schwarze mussten im Bus hinten sitzen. Das Motto der rassistischen Gesetzgebung lautete: „Gleichberechtigt aber getrennt“.

Die Jim-Crow-Gesetze wurden von Abgeordneten der Demokraten und in mehrheitlicher Opposition der Republikaner eingeführt.

Der Civil Rights Act von 1875 war ein vom republikanischen Senator Charles Sumner gemeinsam mit dem republikanischen Kongressabgeordneten Benjamin Franklin Butler vorgeschlagenes Bundesgesetz. Es wurde durch den republikanischen Präsidenten Ulysses S. Grant unterzeichnet.

Der Civil Rights Act von 1957, unterzeichnet vom republikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower am 9. September 1957, erhöhte den Schutz der Wahlrechte von Afroamerikanern.

Der Civil Rights Act von 1964 wurde zwar von dem Demokraten John F. Kennedy auf den Weg gebracht und von Lyndon B. Johnson unterzeichnet, das Gesetz wurde im Vorfeld jedoch durch Dauerreden gestört, unter anderem von den Demokraten Albert Gore, J. William Fulbright und Robert Byrd. Ja, der Byrd!

Im Senat stimmten 81,1 % der Republikaner für das Bürgerrechtsgesetz, aber nur 68,7 % der Demokraten. Im Kongress stimmten 76,4 % der Republikaner dafür, aber nur 60,5 % der Demokraten. Die Ablehnung unter der Demokraten war somit größer als unter den Republikanern.

Es gehört allerdings auch zur Wahrheit dazu, dass die Demokraten schon damals unter Kennedy von der Mehrheit der schwarzen Bevölkerung gewählt wurden. Die Demokraten hatten einfach schon immer die bessere Public Relations und vor allem Hollywood auf ihrer Seite.

Der Film „The Birth of a Nation“, der zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs spielt, war das finanziell erfolgreichste Werk der Stummfilmzeit. Er propagiert unmissverständlich eine White Supremacy und trug maßgeblich zur Neugründung des Ku-Klux-Klans bei, der im Film verherrlicht wird. Am 18. Februar 1915 wurde er als erster Film überhaupt im Weißen Haus gezeigt. Anwesend waren der demokratische Präsident Woodrow Wilson, Mitglieder seiner Familie und seines Kabinetts.

Zu der bekanntesten und am meisten verbreiteten PR-Lügen der Demokraten gehört die Behauptung, es habe irgendwann einen Austausch der Rassisten unter den beiden Parteien gegeben. Dieser Mythos wird als „Nixons Südstaatenstrategie“ bezeichnet.

Gemäß dieser Erzählung, die auch gerne von deutschen Medien verbreitet wird, soll Richard Nixon die Rassisten in der Demokratischen Partei, die als „Dixiecrats“ bezeichnet wurden, für die Republikaner abgeworben haben, so dass der Rassismus von den Demokraten auf die Republikaner übergegangen sein soll. Was ist von dieser Erzählung zu halten?

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ausgerechnet Nixon eine solche Politik vorangetrieben haben soll. Er unterstützte das Bürgerrechtsgesetz von 1964, das Wahlrechtsgesetz von 1965 und er war ein Verfechter der Aufhebung der Rassentrennung an öffentlicher Schulen. Der Kolumnist Tom Wicker schrieb in der New York Times:

„Es besteht kein Zweifel – die Nixon-Regierung hat 1970 mehr getan, um die Südschulsysteme zu desegregieren, als in den 16 Jahren zuvor oder wahrscheinlich seitdem getan wurde. Es besteht auch kein Zweifel daran, dass es Richard Nixon persönlich war, der das Desegregationsbemühen der Regierung konzipierte und leitete.“

Nixon war ein Kämpfer gegen Rassismus, etwas, das man von vielen seiner demokratischen Amtsvorgänger nicht sagen kann. Was also machen all die Historiker und Journalisten, die Nixon Rassismus unterstellen in Ermangelung eines Beweises für das Vorhandensein von rassistischen Motiven bei Nixon? Sie behaupten ganz einfach, er habe in Codes zu den Rassisten gesprochen und zwar in Form von sogenannten „dogwhistles“ (Hundepfeifen), ganz nach dem Motto: „Das hat er zwar nicht gesagt, aber er hat es so gemeint!“

Es gibt Leute, die behaupten, Nixons Kampf gegen Drogen und sein Beharren auf Recht und Ordnung seien codierte rassistische Botschaften. Diese Politik der Unterstellung von sinistern Absichten beim politischen Gegner, ist nur allzu bekannt. Als Donald Trump Präsident wurde, behauptete The New Republic, Trump sei bezüglich Nixons Südstaatenstrategie der „wahre Erbe, der Nutznießer der Politik, die die Partei seit mehr als einem halben Jahrhundert verfolgt hat.“

Was hat also Richard Nixon im Wahlkampf um die Wählergunst in den Südstaaten wirklich gemacht? Nixon erkannte, dass sich der Süden verändert hatte und industrialisierter geworden war. Nixons Fokus lag auf den nicht-rassistischen, aufstrebenden, größtenteils urbanen Wählern in Florida und Kalifornien. Nixon gewann diese Wähler, aber er verlor den tiefen Süden. Dort siegte der Demokrat George Wallace, ein Verfechter der Rassentrennung.

Was ist also von dem großen Austausch der Rassisten unter den Demokraten und den Republikanern zu halten? Wie viele rassistische Senatoren und Kongressabgeordnete wechselten zu den Republikanern? Ich habe nur zwei gefunden. Zum einen den Senator Strom Thurmond aus South Carolina, allerdings schon lange vor Nixons Zeit, und den Kongressabgeordneten Albert Watson ebenfalls aus South Carolina. Der Rest der mehr als 200 Dixiecrat-Senatoren, Kongressabgeordneten, Gouverneure und hochrangigen Amtsträger blieb allesamt in der Demokratischen Partei.

Es gab zwar einige Politiker, die von den Demokraten zu den Republikanern wechselten, wie Jesse Helms aus North Carolina, John Tower aus Texas und Trent Lott aus Mississippi, aber keiner von ihnen war ein rassistischer Dixiecrat. Sie wechselten nicht aufgrund angeblichen Rassismus bei den Republikanern, sondern vielmehr aufgrund der Politik der Republikaner.

In den 80er- und 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Süden republikanisch, und zwar aufgrund von Ronald Reagan und dem ehemaligen Sprecher des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich. Sie formulierten eine konservative Politik unter dem Titel „Contract with America“, in der sie an den Patriotismus appellierten, den Kommunismus verurteilten, das Prinzip der freien Märkte verteidigten und sich zum Christentum bekannten. Diese Politik überzeugte schließlich den Süden, mehrheitlich die Republikaner zu wählen.

Dennoch hält sich der Mythos von Nixons Südstaatenstrategie. Es ist einfach so bequem, denn so können die Demokraten nicht nur die Republikaner verunglimpfen und dämonisieren, sie können dabei zudem ihre eigene rassistische Weste reinwaschen. Die Partei der Sklaverei, Rassentrennung und des KKK unterstellt den Republikanern, was sie selbst getan haben und teilweise immer noch tun.

Schauen Sie sich einfach mal an, was die Demokraten heute alles Donald Trump unterstellen und vorwerfen. Bei jedem Anklagepunkt gegen Trump haben seine demokratischen Amtsvorgänger mindestens ebenso, in vielen Fällen sogar schlimmer, agiert. Als Kölner muss ich da an den Nubbel denken.

Der Nubbel ist eine lebensgroße Strohpuppe und fungiert im Karneval als Sündenbock. In der Karnevalszeit hängt er über vielen Kneipen und wird in der Nacht auf Aschermittwoch im Rahmen einer Zeremonie für all die Sünden verbrannt, die man selbst im Karneval begangen hat. Donald Trump ist eine Art Nubbel für die Demokraten. Sie wollen ihn für ihre eigenen schlechten Taten verbrennen.

In Köln wurde der Nubbel auch lange Zeit „Zacheies“ genannt. Zacheies ist die kölsche Form des hebräischen Namens Zachäus. Es wurde also lange Zeit ein symbolischer Jude stellvertretend für die eigenen Sünden verbrannt. Das bringt uns wieder zum Anfang des Artikels zurück. In den USA kommt es an einigen Universitäten immer öfter zu schweren antiisraelischen und antijüdischen Vorfällen.

Der Hass auf Israel ist wie der Hass auf die Republikaner ein Hass von Menschen, die einen Sündenbock brauchen, weil sie mit der eigenen Geschichte und der eigenen Verantwortung nicht leben können.

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Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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