Unsere Gesellschaft ist nicht gespalten. Es gibt lediglich mehr Möglichkeiten für Extreme, ihre Ansichten digital in die Welt zu brüllen und sich gegenseitig anzuschreien. Menschen wie ich stehen dazwischen und bekommen Ohrenschmerzen!
Die Zuschreibungen „links“ und „rechts“ haben ihre Bedeutungen vollkommen verloren, wenn sie sie jemals besessen haben. Sie dienen nur noch als Beleidigungen. Für einen Rechtsextremen ist jeder Mensch mit Verstand links und für einen Linksextremen rechts.
Vor vielen, vielen Jahren, irgendwann im Jahre Achtzehnhundertnochwas in der Julimonarchie Frankreichs saß die Monarchie rechts im Parlament und die Republikaner und Liberalen in der Opposition links. Daher kommen die politischen Begriffe „links“ und „rechts“. Warum wird im 21. Jahrhunderts immer noch diese Sprachreglung einer monarchischen Sitzordnung aus dem 19. Jahrhundert zur Verortung einer politischen Orientierung genutzt?
Fragen Sie mal einen Linken, was rechts bedeutet und Sie werden die schroffesten Urteile hören. Fragen Sie mal einen Rechten, was links bedeutet und das Ergebnis wird ähnlich vernichtend ausfallen. Deshalb bin ich schon längst dazu übergangen, Zuschreibungen wie „rechtspopulistisch“ oder „linksdeutsch“ kritisch zu begegnen. Ich bewerte Menschen nicht danach, wie andere sie politisch verorten, sondern danach, was sie tun!
Ich habe Respekt vor Menschen, nicht aber vor ihren Ideologien, Religionen und Überzeugungen. Respekt gebürt Menschen, nicht Ideen! Wenn jemand glaubt, ich beleidigte ihn, nur weil ich hart über den Koran, das Evangelium, ein Manifest, Marx, Mohammed oder Jesus spreche, so soll er sich beleidigt fühlen. Ich werde nie auf das Lachen, Zweifeln, Kritisieren und Verarschen von Ideen verzichten. Wer glaubt, ich verachte ihn, nur weil ich Witze über seinen Glauben mache, verwechselt sich mit seinen Überzeugungen. Der Mensch aber ist mehr als die Summe seiner Ideen!
Wenn ein Mensch aufgrund seiner Herkunft kritisiert wird, nennt man das Rassismus. Wenn ein Mensch jedoch für seine Überzeugung kritisiert wird, nennt man das Aufklärung. Für die Herkunft kann niemand was, für seine Überzeugungen jedoch schon! Das Gegenteil von Herkunft ist nämlich Zukunft! Mit jedem Schritt, den ich gehe, entscheide ich die weitere Richtung. Religionen und Ideologien sind Überzeugungen. Sie dürfen jederzeit verarscht werden!
Totalitarismus beginnt dort, wo das Paradies nicht mehr als eine Phantasie in der Vergangenheit liegt, die uns motiviert, bessere Menschen zu sein, sondern wenn das Paradies als Ideologie in der Zukunft verortet wird, die uns zwingt, dem Paradies liniengetreu entgegen zu marschieren. Alles wird in diesem Fall der geplanten Zukunft untergeordnet. Wer es wagt, sich dieser Zukunft nicht unterzuordnen, wird entsorgt oder bestraft!
Wenn zwei Menschen eine Beziehung miteinander eingehen, mag sie privater oder geschäftlicher Natur sein, sollten sie es so frei und unabhängig wie möglich tun können, ohne das ihre Beziehung einer anderen Beziehung gegenüber bevorzugt wird. Wenn Peter und Achmed sich lieben, warum sollte ihre Liebe staatlich anders behandelt werden als die Beziehung von Peter und Maria? Wenn ein Franzose und eine Deutsche miteinander geschäftlich handeln, warum sollten sie es schwerer haben als wenn ein Franzose mit einer Französin handelt? Wenn Kim etwas anbaut und Ill-Young auch, warum sollte Kim Geld vom Staat bekommen, Ill-Young aber nicht? Jede Freiheit eines Individuums, die eingeschränkt wird, muss gut begründet sein.
Der Staat schenkt mir Freiheit nicht! Ich habe die Freiheit in mir, wie jeder Mensch! Ich erlaube dem Staat lediglich Einschränkungen in meine Freiheit. Wenn die Einschränkung keinen Sinn (mehr) macht, sage ich: Fort damit! Freiheit ist eine stete Kritik an herrschenden Konventionen. Leider wird viel zu oft die Autorität der Freiheit vorgezogen. Dabei kamen Veränderungen immer, weil jemand damit angefangen hatte, anders zu denken und zu sprechen. Das Recht auf eine eigene, freie Meinung hat daher jeder! Dummheit muss nicht verboten werden. Dummheit entlarvt sich selbst. Im Grunde bin ich ein Romantiker, denn ich glaube an das Gute im Menschen. Ich glaube, der Mensch ist besser als sein Ruf!
Der Staat ist dafür da, ein Netz zu spannen, das jene auffängt, die vom Seil fallen. Der Staat ist aber nicht dafür da, sich darum zu kümmern, dass man gar nicht erst vom Seil herunter fallen kann. Ich will nicht festgebunden werden. Ich will tanzen! Die Möglichkeit des Fallens gehört zum Seiltanz des Lebens!
Ich brauche keinen Staat, der mir vorschreibt zu welcher Musik ich zu tanzen habe. Ich brauche keine Vorschriften über die Geschwindigkeit meines Tanzes. Ich brauche keine Gesetze über die Abstände meiner Schritte. Ich will nicht, dass der Staat mir die Mindestlänge meiner Balancierstange vorschreibt. Ich brauche keine Einmischung in die Wahl meiner Mitartisten. Ich kann selber entscheiden, an welchen Tagen und zu welchen Stunden ich tanze. Lasst mich einfach nur tanzen, mit all den Gefahren und spannt ein Netz für den Notfall.
Und, Ihr lieben Leute in den extremen Ecken, die Ihr neben der Tanzfläche steht und nicht tanzt, aus Angst, Ihr könntet Euch dabei lächerlich machen. Ihr habt keine Macht über mich!