Eines der wohl feministischsten Bräuche des Kölner Karnevals ist heute vollkommen verschwunden, das „Mötzenbestot“. Im 18. und 19. Jahrhundert skandierten Frauen an Wieverfastelovend um genau zwölf Uhr mittags auf dem Alter Markt den Schlachtruf „Mötzenbestot“, was in etwa sowiel bedeutete wie: „Runter damit, heute tue ich, was ich will.“ Dabei rissen sie sich ihre Bedeckungen vom Kopf. Ein Chronist der Zeit schrieb:
„Am tollsten war dies Treiben auf dem Altermarkt unter den Gemüseweibern, den Verkäuferinnen und den Bauern, oft ein wahrer Mänadentanz.”
Der Brauch rührt daher, dass am Rhein noch bis ins 19. Jahrhundert für Frauen ein Zwang zur Kopfbedeckung bestand. Die Hauben auf dem Kopf gaben Aufschluss darüber, ob eine Frau schon verheiratet, also unter der Haube, war oder ob sie „noch zu haben war“. Die Haube galt als Zeichen der Frauenwürde und der Wohlanständigkeit. Eine Frau ohne Kopfbedeckung galt als „loses Frauenzimmer“. In manchen Kulturen ist das heute noch so. Im Islam zum Beispiel gilt das Kopftuch als politisches Zeichen, das die durch patriarchale Strukturen definierte Würde und Ehre der Frau schützen soll. Daher findet im 21. Jahrhundert das Mötzenbestot auch im Iran statt.
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