Kennen Sie Saeid Mollaei?

„Danke an Israel für die gute Energie. Diese Medaille ist auch Israel gewidmet. Ich hoffe, die Israelis sind mit diesem Sieg zufrieden. Toda!“

Toda ist hebräisch für Danke.

Mit diesen Worten bedankte sich Saeid Mollaei in einem Gespräch mit dem israelischen Sender Kan 11 News bei Israel.

Saeid Mollaei ist ein Judoka, der im Jahr 2019 die mongolische Staatsbürgerschaft annahm und im Jahr 2021 die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio für die Mongolei holte. Er wurde am 5. Januar 1992 in Teheran geboren und ist somit eigentlich Iraner. Er kehrte dem iranischen Regime jedoch den Rücken, weil er sich weigerte, Israel zu hassen.

Als er im Jahr 2019 bei der Judoweltmeisterschaft in Tokio teilnahm, erhielt er Anrufe vom iranischen Sportministerium. Ihm wurde mit deutlichen Worten klar gemacht, dass er unter keinen Umständen mit einem Israeli auf die Matte gehen dürfe. Das iranische Sportministerium drohte sowohl ihm als auch seiner Familie deutliche Konsequenzen an, sollte er sich nicht absichtlich aus dem Wettbewerb zurückzuziehen, für den Fall, dass er auf einen Israeli treffen würde.

Als sich das Turnier dergestalt entwickelte, dass er im Finale auf den israelischen Judoka Sagi Muki getroffen wäre, für den Fall, dass er im Halbfinale den Belgier Matthias Casse geschlagen hätte, wurde er vom iranischen Regime unmissverständlich aufgefordert, den Kampf im Halbfinale zu verweigern. Er widersetzte sich jedoch und trat an.

Im Halbfinale unterlag er schließlich, so dass der Belgier im Finale auf den Israeli traf, der den Wettkampf dann für Israel gewann. Nach dem Finale gratulierte Saeid Mollaei dem siegreichen Israeli auf Instagram. Somit machte er endgültig klar, dass er sich nicht nur dem staatlich geforderten Hass widersetzte, sondern sich aktiv dem Frieden verpflichtete.

Für den Iran war diese Friedfertigkeit zu viel. Daher musste Saeid Mollaei nach dem Turnier aus dem Iran flüchten. Der Iran wurde daraufhin sofort vom Judo-Weltverband suspendiert und im Oktober 2019 schließlich dauerhaft von allen internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen, wegen Verstoßes gegen den Ethik-Code und gegen die Olympische Charta.

Nach der Judoweltmeisterschaft setzte sich Saeid Mollaei nach Deutschland ab und erhielt im Jahr 2019 auf Veranlassung des mongolischen Staatspräsidenten und früheren nationalen Judoverbandsvorsitzenden Chaltmaagiin Battulga die mongolische Staatsangehörigkeit. Seitdem tritt er für die Mongolei an und holte 2021 bei den Olympischen Spielen in Tokio die Silbermedaille und widmete sie Israel.

Was für ein Zeichen des Friedens. Frieden ist möglich. Saeid Mollaei ist bereit. Sagi Muki ist bereit. Israel ist bereit. Jetzt muss nur noch das iranische Regime seinen Hass aufgeben.

Als sich vor einigen Jahrzehnten Deutschland dem Hass unterwarf und alle Bürgerinnen und Bürger aufforderte, Juden zu hassen, da kehrten unter anderem Albert Einstein, Thomas Mann und Marlene Dietrich diesem Deutschland den Rücken. Albert Einstein gab 1933 seinen deutschen Pass ab. Thomas Mann verließ im selben Jahr das Land. Am 9. Juni 1939 gab Marlene Dietrich den deutschen Pass ab, wurde Amerikanerin und unterstütze die USA aktiv im Krieg gegen Deutschland. Sie alle waren Deutsche und dennoch stellten sie sich in Zeiten des deutschen Hass‘ gegen ihre Heimat.

Saeid Mollaei hat im Jahr 2021 ähnlich gehandelt. Er hat sich gegen den Hass seiner Heimat gestellt.

Marlene Dietrich, Albert Einstein, Thomas Mann und Saeid Mollaei, das sind Namen von Heldinnen und Helden.

Photo von Amir Hosseini

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Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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