Die Doppelmoral eines Bürgermeisters

Simone Schermann macht sich Gedanken über die „böse“ Demo friedlicher Bürger gegen die Impfpflicht und die „gute“ Demo gewaltbereiter Islamofaschisten gegen Israel und Juden.

Martin Horn (parteilos) ist Oberbürgermeister von Freiburg, ein Oberbürgermeister zum Vorzeigen und des „gesunden Menschenverstands“, der sich allerdings nur dann verächtlich über Demonstrationen in Coronazeiten echauffiert, wenn sie nicht von gewaltbereiten Islamofaschisten kommen. Wenn in seiner Stadt nämlich von Sprechchören auf arabischen gefordert wird, die „Juden zu schlachten“, wenn der Holocaust relativiert wird, um den jüdischen Staat zu dämonisieren und zu delegetimieren, dann ist Martin Horn gleichgültig und schweigt hartnäckig.

Wer schweigt, der stimmt zu, der ist ein Mitläufer, der macht sich mit Judenhassern gemein, so jedenfalls predigte es Steinmeier in seiner Funktion als Bundespräsident der iranischen Mullah-Herzen:

„Wer auf den Straßen den Schulterschluss mit Rechtsextremisten sucht, aber auch wer nur gleichgültig neben Neonazis, Fremdenfeinden und Antisemiten herläuft, wer sich nicht eindeutig und aktiv abgrenzt, macht sich mit ihnen gemein.“

Da nehme ich ihn beim Wort. Genau dieses Gesagte trifft bei Martin Horn wie die Hamas-Faust aufs Auge. Martin Horn macht sich mit Islamofaschisten gemein, weil er sich nicht von ihnen abgrenzt und zu ihren Holocaustverharmlosungen schweigt, wie auch zu den Auslöschungsphantasien über Juden und Israel komplett kuscht.

Was war passiert?

Zu der völlig friedlichen Anti-Impfpflicht-Demo in Freiburg vom 8. Januar 2022 ließ Horn sich nicht lumpen und machte gegenüber den sechstausend friedfertigen Menschen eine hetzerische Kampfansage im SWR-Fernsehen voller Doppelmoral, Scheinheiligkeit und Bigotterie. Im SWR ließ Martin Horn in einem Interview seiner außerordentlichen Empörung und seinem Entsetzen freien Lauf.

Am Samstag, den 8. Januar 2022 demonstrierten laut Polizeiangaben rund sechstausend Menschen friedlich gegen die Corona-Politik und die Impfpflicht. Der Protest fand unter strengen Auflagen statt, wie SWR Aktuell berichtete. Die Maskenpflicht musste eingehalten und der Demonstrationszug in einzelne Abschnitte eingeteilt werden. Der Veranstalter musste zudem für eine hohe Anzahl an Ordnungskräften sorgen.

All das wurde eingehalten. Das weiß ich, da ich mit mehreren Freunden selbst an der Demo teilgenommen habe. Unentwegt liefen Ordner durch den ewig langen, völlig friedlichen Protestzug und forderten die Teilnehmer zu Einhaltung der Auflagen auf. Ja, die Maskenpflicht wurde lediglich „überwiegend“ eingehalten. Auch ich trug meine nicht ständig.

Laut SWR Aktuell waren „Unternehmer, Eltern mit Kindern und Mitarbeiter der Uni-Klinik“ vertreten und genauso war es. Es war ein bunter Haufen, ein Querschnitt durch die Gesellschaft, von Links bis Rechts: Linke, Grüne, Sänger und Tänzer, Liberale und Konservative, Seite an Seite. Der Protest gegen die Corona-Politik vereinte sichtbar Menschen unterschiedlichster politischer Provenienz. Mit anderen Worten: die Demo – sie vereinte Freiburger gegen die aktuelle Corona-Politik und gegen die Impfpflicht. Die zwei Hauptslogans, die gerufen wurden lauteten: „Freiheit, Menschlichkeit und Vernunft“ und „Freiheit, Frieden und Demokratie“.

Mit dem Recht dieser Bürger auf Meinungsfreiheit und Demonstrationsfreiheit hat Martin Horn ein großes Problem. Der Freiburger Oberbürgermeister sprach im SWR– Interview von „Corona-Leugnern und Leugnerinnen,“ die wie „Spaltpilze in der Gesellschaft“ wirkten. Er sah eine Radikalisierung, die „alle Grenzen überschritten hat“ und forderte ein „Hinschauen und Benennen“ statt „wegzuschauen“. Er appellierte zudem noch an „den gesunden Menschenverstand“ und fordert eine „gesellschaftliche Gegenbewegung“ gegen diese „Spaltpilze“.

Er sprach mit Betroffenheitsmiene von „Spaltern und Spalterinnen“ und erzählte von einem Plakat mit dem Slogan. „KZ-Wächter 1945, Mauerschützen 1990, Polizeikräfte 2021“ und nannte die Aussagen „eklig und unentschuldbar“.

Keine Frage, diese Vergleiche sind eklig und völlig unangemessen. In seinem Artikel „Unpassende Vergleiche sind schlimmer als Hitler“ hat Gerd Buurmann ein paar der unfassbarsten Vergleiche der letzten Jahre gesammelt.

Dennoch zeigt den dreiminütige Beitrag vom SWR in exemplarischer Weise auf, wie Medien und Politik seit dem Beginn der Corona-Krise funktionieren und zusammenarbeiten. Denn völlig unkritisch konnte der Freiburger Oberbürgermeister seine geschmacklose und diffamierende Agitation platzieren, womit einzig und allein er selbst Grenzen überschritten, die Spaltung der Gesellschaft aktiv betrieben und die öffentliche Meinung gegen friedfertige Bürger aufhetzt hatte. Der von ihm verwendete Begriff „Corona-Leugner“ ist dabei ein eindeutiger Kampfbegriff, den die Medien und nun auch Herr Horn in unserer Gesellschaft salonfähig gemacht haben.

Was passt zur politischen Doppelmoral eines Martin Horn besser, als der kluge Heinrich Heine und sein Wintermärchen: „Ich kenne die Weise, ich kenne den Text, ich kenn auch die Herren Verfasser; ich weiß, sie tranken heimlich Wein und predigten öffentlich Wasser.“

Im Mai 2021 hatte Freiburg eine neue Stufe des islamofaschistischen Judenhasses erklommen. Der Anlass war der Raketenterror gegen die israelische Zivilbevölkerung, mit zu diesem Zeitpunkt rund tausend auf Israel abgefeuerte Raketen. Die Stadt genehmigte in der Zeit eine Demonstration der antisemitischen Truppe „Palästina Spricht“, die bekanntlich Befürworter und Unterstützer der judenfeindlichen BDS-Bewegung ist.

„Palästina Spricht“ sprach nicht. Die Anwesenden brüllten, stundenlang, auf dem Platz der Alten Synagoge, im Herzen der Stadt Freiburg. Sie brüllten Parolen, die der Auslöschung des Staates Israels galten und sie brüllten den auf allen Demos dieser Art bekannten Schlachtruf: „Kayba, Kayba ya Yahud“ (Schlachtet die Juden). Sie schrien nach einem Palästina „from the river to the sea” und forderten somit die Auslöschung Israels. Zudem wurden Flaggen, die eine Nähe der Gruppierung zur radikalislamischen Terrormiliz Hamas und Hisbollah zeigten, geschwenkt. Ich weiß das sehr genau, weil ich selbst zu der Handvoll Gegendemonstranten gehörte und mit mir hörten auch andere diese Aufrufe zum Mord an Juden.

Ich erinnere mich deutlich an das Gefühl, das mich beim Anblick des grölenden und hasserfüllten Mobs überkam. Es war Angst und ein Gefühl kroch mir eiskalt den Rücken hinauf und ließ mich erschaudern. Dieses Gefühl sagte mir, dass ich als Jüdin aus diesem Land weg muss. So müssen sich die Juden nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland gefühlt haben, als sie damals die Parolen des Mobs auf den Straßen ihrer deutschen Heimat hörten.

Zwischen hunderten, eng nebeneinanderstehenden hasserfüllten Männern, stand ein Einpeitscher, der die Mordaufrufe vorbrüllte, die alle anderen nachbrüllten. Der Mob war wieder da, in meiner Heimat Deutschland, in meiner Stadt Freiburg und zwar in Form des gewaltbereiten Islamofaschismus. Der Nationalsozialismus unserer Zeit ist der judenhassende, gewalttätige Islamofaschismus.

Auf der Demonstration wurden Schilder gezeigt, die die Situation der Palästinenser heute mit der Situation der Juden in der Shoa gleichsetzten. Das relativierte die einzigartigen Verbrechen der Nazis und war ekelig und unentschuldbar.

Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Freiburg (DIG) hat daraufhin einen offenen Brief an Martin Horn gerichtet. Sie baten um Solidarität mit dem unter Raketenbeschuss stehenden Israel und den in Deutschland lebenden Juden. Es kam jedoch „keine Antwort vom Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn“, so der Titel einer Sendung vom 17. Mai 2021 auf Radio Dreyeckland.

Der Brief ist bis heute unbeantwortet.

Auf SWR-Aktuell hat Martin Horn an „den gesunden Menschenverstand“ appelliert und eine „gesellschaftliche Gegenbewegung“ gegen die „Spaltpilze“ gefordert, gegen friedliche Demonstranten, die gegen die Impfpflicht demonstriert hatten, gegen Pfleger, Ärzte, Eltern mit ihren Kindern und Menschen aus der bürgerlichen Mitte und kritisierte ein Schild, das ich auch eklig finde, das ich jedoch nicht gesehen hatte und dem sich vor allem keine johlende Masse anschloss. Das hasserfüllte Gebrüll im Mai 2021 jedoch wurde von allen Teilnehmern mitgetragen und mitgeschrieen.

Martin Horn schwieg, als eine Horde gewaltbereiter Demonstranten in seiner Stadt zur Tötung von Juden aufgerufen hatte. Er schwieg, als Holocaust-Relativierungen von muslimischen Judenhassern kamen und auf Arabisch gegen Juden gehetzt wurde. Er schwieg, als Islamofaschisten demonstrierten und die Polizei nichts dagegen unternahm und völlig passiv zuschaute. Er schwieg als Antisemiten, trotz Maskenpflicht und Corona im Mai 2021 ihr Demonstrationsrecht wahrnahmen. Sie wurden von ihm nicht als Spaltpilze betitelt, obwohl auch sie die Maskenpflicht nicht einhielten.

Der gesunde Menschenverstand von Martin Horn verbietet ihm vermutlich, überhaupt dazu Stellung zu beziehen und von Corona-Leugnern oder Holocaust-Leugnern zu reden.

Was geht in Ihnen vor, Herr Horn, dass Sie ernsthaft glauben, sechstausend Menschen wegen ein paar Plakaten über einen Kamm zu scheren, sie zu beleidigen und zu diffamieren? Völlig friedliche Menschen, die ihre Entscheidung, sich eine unausgegorene, aus der Hüfte geschossene „Impfung“ abzulehnen als freie Bürger dieses Landes zu Recht in Anspruch nehmen und gegen eine drohende Impfpflicht zu protestieren.

Die Unfähigkeit, sein Amt auszufüllen, hat er mit seinem Verhalten deutlich unter Beweis gestellt. Bei gewaltbereiten, echten Holocaustleugnern, die im großen Chor judenfeindliche Parolen grölen, schweigt er. Bei dem Verteufeln friedlicher Bürger einer Demo gegen die Corona-Politik aber greift er zu deutlichen Worten.

Der Oberbürgermeister von Freiburg versucht, eine demokratische Protestaktion zu delegetimieren. Was für eine Doppelmoral und Dämonisierung!

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(TINSIS)

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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