Pro-Israel-Demonstration in Kassel

„An einem der heissesten Tage des Jahres, am Brückentag-Wochenende, haben sich Menschen aus ganz Deutschland, darunter viele Nicht-Juden, auf den Weg nach Kassel gemacht, um gegen Judenhass auf der Documenta zu protestieren. Das ist nicht selbstverständlich und gibt mir die Kraft weiterzumachen, unbeirrt und mit allem Engagement.

Pro-Israel-Demonstranten haben nicht den Ruf gefährlich zu sein, die Mini-BDS-Gegendemo brauchte keinen Polizeischutz. Geschützt werden müssen nur Juden und ihre Unterstützer. Gut, dass die Polizei dafür gesorgt hat, aggressiv anmutende Israelhasser, die unsere Kundgebung stören wollten und uns lauthals beschimpften, von uns fernzuhalten.

Unsere Stimmung war wieder herzlich, freundschaftlich und voller good vibrations. Dieses „we are family“-Gefühl ist unbeschreiblich, macht Mut und gute Laune. Danke an alle Mitstreiter, es ist so gut, dass es Euch gibt!“

Das schrieb Malca Goldstein-Wolf am 18. Juni 2022 kurz vor Mitternacht, nachdem sie auf der von ihr mitorganisierten Demonstration „#documenta: Keine Bühne für Antisemitismus mit unseren Steuergeldern! Stoppt BDS!“ in Kassel war.

Bei der Demonstration waren rund 150 Menschen anwesend. Da der Antisemitismus-Beauftragte von Hessen, Uwe Becker, nicht dabei sein konnte, las Malca Goldstein-Wolf sein Statement vor:

„Lassen Sie mich zwei Aussagen gleich an den Anfang stellen: Wer Guernica und Gaza in eine Reihe stellt, befördert den israelbezogenen Antisemitismus; und wer die antisemitische BDS-Bewegung unterstützt, sollte keine öffentlichen Bühnen mehr in der Zukunft erhalten.

In den zurückliegenden Wochen ist es der documenta fifteen leider nicht vollständig gelungen, den von ihr selbst erzeugten Eindruck zu widerlegen, man würde dem israelbezogenen Antisemitismus mit Hilfe mindestens eines künstlerischen Beitrags mittelbar ein Podium ermöglichen. Trotz aller Bemühungen, gerade auch der Hessischen Landesregierung, bleibt der Eindruck bestehen, dass seitens der documenta leider nicht konsequent genug die notwendige Abgrenzung zu Akteuren und Erscheinungsformen des israelbezogenen Antisemitismus erfolgt.

Die über Wochen schon kritisch bewertete Gruppe „The Question of Funding“ bestärkt mit ihrem Beitrag „Guernica Gaza“ die Kritik zusätzlich. Die künstlerische Gleichsetzung der Verbrechen des faschistischen Deutschen Reiches während des spanischen Bürgerkrieges mit den Handlungen der israelischen Armee lässt kaum Zweifel an der Absicht der Künstlerinnen und Künstler in der Diffamierung Israels zu. Wer Guernica und Gaza in eine Reihe stellt, befördert den israelbezogenen Antisemitismus im Gewande der Kunstfreiheit – und dies muss sich, The Question of Funding‘ zuschreiben lassen.

Es liegt an der documenta, sich für den weiteren Verlauf der Ausstellung umso deutlicher gegen jegliche Form des Antisemitismus zu positionieren und auch Grenzen der Kunstfreiheit aufzuzeigen. Es braucht gerade im Umgang mit israelbezogenem Antisemitismus ein höheres Maß an Sensibilität. Wir haben in unserem Land leider eine Salonfähigkeit des israelbezogenen Antisemitismus, der gefährliche Orte der Verbreitung von Judenfeindlichkeit schafft, da der Antisemitismus zu wenig Gegenwehr erfährt, wenn er als falsch verstandene Form von Kunst- oder Meinungsfreiheit im Kontext des Nahost-Konfliktes daherkommt. Es braucht endlich eine klare Abgrenzung gegenüber Akteuren und Erscheinungsformen dieser Ausprägung des Antisemitismus.

Mit der Unterstützung oder geäußertem Verständnis für die antisemitische Boykottbewegung BDS, der Diffamierung Israels als Apartheidstaat oder der pauschalen Verurteilung dieses Landes muss endlich Schluss sein. Wer die antisemitische BDS-Bewegung unterstützt, sollte keine öffentlichen Bühnen mehr in der Zukunft erhalten.“

„Wer Israel einen Apartheid-Staat nennt, lügt“ steht auf dem Schild. Eine ausführliche Erklärung zu dieser Aussage finden Sie auf Tapfer im Nirgendwo in dem Artikel „Israel ist kein Apartheid-Staat“.

„Nein zum Judenhass. Nein zum BDS“ steht auf dem Plakat. Eine ausführliche Erklärung zu dieser Aussage finden Sie auf Tapfer im Nirgendwo in dem Artikel „BDS – Eine Kampagne des Hasses“.

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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9 Antworten zu Pro-Israel-Demonstration in Kassel

  1. Rika schreibt:

    Hat dies auf himmel und erde rebloggt und kommentierte:

    Ich bin einerseits traurig, dass ich es nicht rechtzeitig mitbekommen habe (seit ich nicht mehr bei Facebook bin, fehlen mir die Informationen zu solchen Aktionen), andererseits unglaublich froh und auch stolz über den ungebrochenen Mut, mit dem Malca Goldstein- Wolf immer wieder Menschen motiviert, sich gegen jede Form von Antisemitismus zu stemmen.
    Danke, Malca – und Dank an alle meine Freunde, die diese Aktion tatkräftig unterstützt haben.

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  2. Nestor Machno schreibt:

    So ein Mist! Ich war in Kassel und wusste nichts von dieser Veranstaltung! WSäre so gern dabei gewesen.

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  3. nouseforislam schreibt:

    https://www.welt.de/kultur/plus239460133/Antisemitismus-Documenta-hat-sich-sehenden-Auges-mit-vulgaerem-Antisemitismus-gemein-gemacht.html (Leider hinter der Bezahlschranke.) Die Sache zieht Kreise, Beck hat Anzeige erstattet. Und selbst Claudi R. „meckert“.

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  4. Hans Dampf schreibt:

    Duerfen Juden und Moslems in Israel heiraten? Also gemischt?

    Wenn nein ist es ein Apartheitsstaat.

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    • tapferimnirgendwo schreibt:

      Sie dürfen, können es aber nicht so leicht, denn in Israel gibt es keine staatlich geschlossenen Ehen. Ausschließlich anerkannte Religionsgemeinschaften können Ehen in Israel schließen, d.h., Sie müssen schon einen Imam oder einen Rabbiner finden, der einen Juden und einen Moslem miteinander verheiratet und das dürfte sich eher schwierig gestalten. Aber wenn im Ausland eine Ehe durch einen Staat geschlossen wird, dann wird diese Ehe selbstverständlich auch in Israel anerkannt. Es ist also möglich.

      Gefällt 1 Person

  5. thomasexgotha schreibt:

    Wäre alles ja ganz nett, wäre nicht einer der Protagonisten des BgA Kassel dadurch unangenehm aufgefallen, dass er im Spartenmagazin „Bahamas“ einer gerade verstorbenen Auschwitz-Überlebenden bescheinigte, sie sei nicht nur die „ideale Auschwitzüberlebende“ für einen „sich als Antirassismus gebenden Islamappeasement“, sondern unterstellte ihr und ihrem „Milieu“ auch, „keinen Begriff vom Antisemitismus zu haben“. Indem ein Jonas aus Kassel, einer aus dem Volk der Täter, eine Fau, die seinen Vorfahren nur mit Glück entkam, über Antisemitismus belehrt, erfüllt sich der feuchte deutsche Traum von der moralisch überlegenen Wiedergutwerdung endgültig.

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  6. Pingback: Pro-Israel-Demonstration in Kassel - Der Papa bloggt das schon

  7. Pingback: Solidarität mit Israel – Dem Antisemitismus entgegentreten – Stoppt BDS! | bga-kassel

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