Heidewitzka Moschee

Ich hatte heute einen wunderbaren Abend in der Duisburger Moschee. In der Veranstaltung „Kabarett am Minarett“ mit Jürgen Becker sang der katholische Diakon Willibert Pauels zusammen mit dem religionsübergreifenden Publikum „Heidewitzka Herr Kapitän“, während vom Minarett der Muezzin rief. Özgür Cebe machte herrlich bissige Stand Up Comedy über religiösen Fundamentalismus und kritisierte dabei deutlich Schwulenhass und Antisemitismus. Meltem Kaptan las eine herrlich komische deutsche Übersetzung eines türkischen Märchens über die Ziegen Fathma und Aische und bei allem Frohsinn wurde dennoch auch auf die aktuellen Ereignisse in Frankreich hingewiesen und der Opfer des feigen terroristischen Attentats in Toulouse gedacht.

Die ganze Moschee atmete an diesem Abend den Geist der Freiheit. Selten habe ich so stark gespürt, wie froh ich bin, in dieser vielfältigen Gesellschaft zu leben. Ich habe gelacht und geweint. Geweint auch, weil an diesem Abend klar wurde, was es mit der Integration auf sich hat: Es geht und vor allem, es ist eigentlich ganz leicht!

Wie sagte es Willibert Pauels an diesem Abend:

„Vor nichts haben die Fundamentalisten der Welt mehr Angst, als vor dem Lachen! Wer lacht, hat keine Angst und wer keine Angst hat, bleibt offen!“

Es war ein symbolischer Akt, den die Moschee in Duisburg mit dieser Veranstaltung wagte. Christen, Muslime, Agnostiker und Atheisten standen gemeinsam auf der Bühne in der Moschee, lachten und sangen gemeinsam und auf einmal wurde deutlich, was „symbolistisch“ bedeutet. Das Wort „Symbol“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt: „Etwas Zusammengefügtes“.

Ja, an diesem Abend waren alle Menschen in der Moschee zusammengefügt, trotz aller Unterschiedlichkeiten. Es war ein Gefühl in dem Raum, wie man es leider viel zu selten erlebt: Es geht und vor allem, es ist eigentlich ganz leicht!

Stehende Ovationen am Ende der Veranstaltung machten klar, wonach sich jeder in der Moschee sehnte: Gelassenheit!

Die Moscheengemeinde bewies Gelassenheit und lachte mit, als Özgür Cebe die Lieder „Santa Scharia“ und „Unter der Burka“ sang und Willibert Pauels sagte: „Tja, Jesus war eher ein Fresser und Säufer; schon mal Scheiße für den Islam.“ Aber auch der zeitlose Klassiker „Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin“ wurde angestimmt und die katholische Kirche bekam ihr Fett weg, weil vor ein paar Tagen in Königswinter ein katholischer Kindergarten sind nicht entblödet hatte, einer Erzieherin zu kündigen, weil sie Ehebruch begangen hatte.

Selten habe ich die Werte unserer aufgeklärten Verfassung so lebendig gesehen wie in der Moschee in Duisburg!

Es geht und vor allem, es ist eigentlich ganz leicht!


(Willibert Pauels und Özgür Cebe warten auf ihren Auftritt)

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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