Kunst stört die Vereinten Nationen

Die Organisation der Vereinten Nationen hat es nicht so mit der Kunst. Kunst stört! Deshalb ist es bei den Vereinten Nationen zur beliebten Tradition geworden, Kunstwerke einfach zu verhüllen, wenn sie nicht ins Bild passen.

Als im Jahr 2003 Colin Powell und Hans Blix ihre Positionen in der Irak-Krise erläuterten, wurde Pablo Picassos Gemälde „Guernica“, das in Form einer Tapisserie im Vorraum zum Sitzungssaal des Sicherheitsrats hängt, von einem blauen Vorhang mit UN-Logos verhüllt. „Guernica“ ist das bekannteste Anti-Kriegs-Bild des zwanzigsten Jahrhunderts. Daher war das Gemälde, wie ein Diplomat damals erläuterte, kein „angemessener Hintergrund“, wenn in den Vereinten Nationen über Krieg gesprochen wird. Es ist eben unvorteilhaft, von durch Krieg gezeichneten, schreienden Menschen umgeben zu sein, wenn für einen Krieg geworben werden soll.

Zehn Jahre später bei Verhandlungen über das iranische Atomprogramm in Genf haben die Gastgeber der Vereinten Nationen das Marmorrelief „Die Erschaffung des Menschen“ aus Rücksicht auf die iranische Delegation verhüllt. Auf Nachfrage sagte die Schweizer Regierung als Ausrichter der Gespräche, es sei nur ein „neutraler“ Hintergrund geschaffen worden. „Neutral“ heißt in diesem Fall: nicht nackt! Gott, beziehungsweise Allah, hat den Menschen zwar nackt geschaffen, aber das findet die iranische Delegation ungehörig. Was bildet sich Allah eigentlich ein? Gut, dass wir die iranischen Mullahs haben. Sie zeigen Allah, wo es lang geht. Ein Penis stört einfach, wenn der Iran versucht, den Verdacht des Westens auszuräumen, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms Kernwaffen zu entwickeln. Bei dem Anblick eines Penis‘ denkt doch jeder gleich an Atombomben!

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Tapfer im Nirgendwo schlägt zur Sicherheit noch ein paar weitere Bilder vor, die verhüllt werden sollten.

Wenn das Flüchtlingsdrama auf Lampedusa mal ein Thema der Vereinten Nationen sein sollte, wäre es wohl angemessen, Géricaults „Floß der Medusa“ zu verhängen, wo immer es auch hängt.

Wenn es um Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen geht, sollte zur Sicherheit das Gemälde „Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen: André Breton, Paul Éluard und dem Maler“ von Max Ernst verhüllt werden, wo immer es auch hängt.

Wenn mit der Hamas darüber verhandelt wird, wie sehr die Vereinten Nationen ihr in der Forderung nach einem Palästina ohne Juden entgegenkommen kann, dann sollte zur Sicherheit das Selbstporträt von Felix Nussbaum verhüllt werden, wo immer es auch hängt.

Und wenn die Taliban mal vor den Vereinten Nationen sprechen sollte, wäre es wohl angebracht, alle Kopien und das Original der Mona Lisa zu verhüllen, am Besten so.

Was für die Taliban Frauen sind, das sind für die Organisation der Vereinten Nationen Kunstwerke. Es ist besser, sie zu verhüllen. Sonst stören sie nur!

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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