Es gibt keine kollektive Freiheit!

Auf meinen Artikel „Was ist Faschismus“ erhielt ich diese Replik:

„Vergleichst Du gerade das Pochen auf eine Impfpflicht mit Faschismus? Den Willen, Leben zu retten, solidarisch zu sein und mehr Freiheit zu ermöglichen und Faschismus in einem Atemzug? Diese definitorischen Parallelen sind ziemlich bedeutungslos, weil geflissentlich die wohl wichtigste Eigenschaft von Faschismus nicht beachtet wird. Wären wir in einem faschistischen System, würden Impfverweigerer eingesperrt und/oder ermordet. Wer erkennt den Unterschied?

Es war schon immer utilitaristische sowie demokratische Einsicht, dass die eigene Freiheit dort aufhört, wo die des anderen beginnt. Ich finde es bisweilen absurd, lächerlich und ekelhaft, wie die berufsempörte Strampelbubble mit „Faschismus“ argumentiert, wodurch auf die zahllosen Opfer von echtem Faschismus herzhaft gespuckt wird.

Wenn hier einer faschistisch ist, dann ja wohl das Virus.“

Meine Antwort darauf:

Leid ist eine sehr subjektive Sache und jeder Vergleich von Leid ist dazu verdammt, irgendjemanden zu verletzen.

Wenn mir ein Leid passiert, wenn ich zum Beispiel in Trauer bin um eine geliebte Person, die ich verloren habe, empfinde ich es als Affront, mein Gefühl dadurch zu relativieren, dass auf das Leid von Millionen anderer Menschen verwiesen wird. Natürlich weiß ich um die Welt um mich herum, aber ich trauere halt gerade um meine Welt und da sie zusammengebrochen ist, habe ich keine Nerven für Vergleiche.

Etwas zu vergleichen, heißt nicht, es gleichsetzen. Bei einem Vergleich kann man analysieren, was es für Ähnlichkeiten gibt, aber eben auch, was es an trennenden Dingen gibt. Vergleichen kann man alles. Gleichsetzen kann man deutlich weniger.

Ein Virus ist nicht faschistisch. Faschismus ist nämlich ein Wille und der gefährliche Wille zum Faschismus, so wie der Wille gegen den Faschismus, findet sich nur bei vernunftbegabten Wesen. Das Virus ist Natur. Es ist. Es wirkt. Der Mensch aber denkt, hofft, bewertet, will.

Das Argument, Leben retten zu wollen, war leider sehr oft die Verführung faschistoider Ideologien. Das macht selbstverständlich nicht die Absicht schlecht, Leben retten zu wollen, sehr wohl aber das Resultat, das daraus entsteht und oft in Form von Gewalt und Terror daherkommt. George Bernard Shaw sagte einst:

„Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, nicht mit schlechten.“

Wenn jemand behauptet, die kollektive Freiheit würde die individuelle Freiheit übersteigen, dann darf dieser Behauptung mit starker Kritik begegnet werden und zwar unabhängig davon, ob diese Unterordnung der individuellen Freiheit unter ein Kollektiv nun von den Grünen gefordert wird oder von der AfD.

Wenn diese Kritik an ein Mitglied der Grünen ein herzhaftes Spucken auf die zahllosen Opfer des Faschismus ist, dann gilt dies auch für jede Kritik an andere Politikerinnen und Politiker in Deutschland, auch für jene in der AfD und wenn es um diese Partei geht, wird sich mit Vergleichen zum Faschismus und zum Nationalsozialismus nun wahrlich nicht zurückgehalten.

Faschismus beginnt nicht erst dort, wo gemordet und weggesperrt wird. Sexismus beginnt schließlich auch nicht erst bei der Vergewaltigung, Rassismus nicht erst bei der Sklaverei und Antisemitismus nicht erst bei Auschwitz. Es gibt rassistische, sexistische und antisemitische Gedanken; und die Überzeugung, eine kollektive Freiheit übersteige die individuelle Freiheit, ist ein faschistoider Gedanke.

Ein Kollektiv ist so wenig frei wie ein Virus einen Willen hat. Freiheit und Wille hat nur das Individuum. Faschismus ist, wenn das Individuum im Kollektiv verschwindet, wenn seine Sicht, seine Kritik, seine Alternative im Kollektiv vernichtet wird.

In einer Gemeinschaft treffen Individuen aufeinander und handeln miteinander. In dieser Beziehung gilt natürlich die Regelung: Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt. Aber was bedeutet das?

Für mich bedeutet es, dass jede Freiheit genau dort endet, wo sie in die körperliche Unversehrtheit eines anderen Menschen eindringt und das spricht für mich gegen eine Impfpflicht. Eine staatliche Diskriminierung von gesunden Menschen, nur aufgrund ihrer Weigerung, eine körperliche Behandlung an sich vornehmen zu lassen, beunruhigt mich persönlich mehr, als tatsächlich krank zu werden.

Wer nicht geimpft ist, ist dadurch nicht automatisch krank. Ein ungeimpfter Mensch kann lediglich erkranken und dann potentiell für andere Menschen gefährlich werden. Eine Impfpflicht ist somit im Grunde ein Präventivschlag.

Der Zwang zur Impfung ist eine Offensive in der defensiven Absicht, einer möglichen Gefahr zuvorzukommen. So wird der freie Wille des Menschen gebrochen und seine Möglichkeit zur Solidarität durch ein Überwachen und Strafen ersetzt. Genau das ist ein Kernprinzip des Faschismus.

Sollten Sie mich, Gerd Buurmann, in meiner Arbeit als Autor, Künstler oder Betreiber von „Tapfer im Nirgendwo“ unterstützen wollen, überweisen Sie gerne einen Betrag Ihrer Wahl auf mein Konto oder nutzen Sie PayPal.

https://www.paypal.me/gerdbuurmann

Werbung

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
Dieser Beitrag wurde unter Liberalismus, Philosophie, Politik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.