Der Judenretter von Köln

Vor einigen Jahren wurde ich eingeladen, in das Kölner Büro für internationale Angelegenheiten zu kommen. Ich hatte zuvor eine antisemitische Ausstellung vor dem Kölner Dom kritisiert, in der ein Jude in einer Karikatur dargestellt wurde, wie er ein Kind verspeist und sein Blut trinkt. Meine Kritik führte dazu, dass die Partnerstadt Kölns, Tel Aviv, nachfragte, warum eine solche Verunglimpfung von der Stadt unkommentiert bliebe. Die Stadt Köln verfasste daraufhin unter Federführung des damaligen Oberbürgermeisters und mit deutlicher Mehrheit des Kölner Rats eine Erklärung, in der die judenfeindliche Ausstellung vor dem Kölner Dom als „Botschaft des Hasses“ bezeichnet und verurteilt wurde.

Als ich in das Büro für internationale Angelegenheiten ging, war ich fest davon überzeugt, mir ein Lob für mein Einsetzen gegen Judenhass abzuholen. Als ich jedoch im Büro saß, machte mir der Leiter des Büros unmissverständlich klar, wenn ich nochmal die Beziehung zwischen Köln und Tel Aviv gefährden würde, ich es mit ihm „persönlich“ zu tun bekommen werde. Sein Name war Frieder Wolf.

Frieder Wolf ist der Leiter des Kölner Büros für internationale Angelegenheiten. Ja, Köln leistet sich einen Außenminister!

Mein guter Freund Tuvia Tenenbom besuchte jüngst diesen kölschen Außenminister in seinem Büro, nachdem er sich als Mann vorgestellt hatte, der seine Aufgabe darin sähe, Juden zu retten. “Ein Judenretter”, dachte sich Tuvia und entschied: “Ich möchte sehen, wie das Büro eines städtisch angestellten Judenretters in Köln aussieht.” Tuvia ging also ins Büro von Frieder Wolf und war überrascht über das Bild, das er prominent plaziert im Büro des kölschen Außenministers vorfand: Frieder Wolf zusammen mit Mahmud Abbas von der Fatah!

“In einer endgültigen Lösung können wir nicht mal die Existenz eines einzelnen Israelis in unserem Land sehen, seien es nun Zivilisten oder Soldaten.”

Diesen Satz sprach Mahmud Abbas im Juli 2013 zu überwiegend ägyptischen Journalisten. Mit “Israelis” meint Abbas ausschließlich Juden. Er meint nicht die knapp 1,6 Millionen Israelis, die Muslime sind. Sie dürfen sich selbstverständlich in einem möglichen Palästina aufhalten. Mufti Muhammad Hussein wurde von Abbas zum “geistigen Führer der palästinensischen Autonomie” ernannt und erklärte zur 47-Jahr-Feier der Fatah: „Die Stunde der Auferstehung wird nicht kommen, solange wir die Juden nicht vernichtet haben.‘“

Mahmud Abbas unterschreibt Todesurteile für Menschen, die nichts anderes getan haben, als Grundstücke an Juden zu verkaufen. Zudem lässt Abbas Straßen nach Menschen benennen, die als “Märtyrer” möglichst viele Juden ermordet haben.

Mit so einem Mann hat sich der „Judenretter“ des kölschen Außenministeriums ablichten lassen, vermutlich weil die Endlösung der Judenrettung selten in schönere Worte gepackt wurde.

Im Oktober 2011 hörte ich mir in der katholischen Hochschule den Vortrag „Wo Israel ist und wo Palästina? Der lange Weg zu einer Zwei-Staaten-Lösung aus israelischer Sicht“ von Igal Avidan an. Frieder Wolf war auch anwesend. Im Anschluss des Vortrags stellte er ernsthaft die Frage, ob es vielleicht möglich sei, dass der Grund für die Inakzeptanz Israels in der arabischen Welt nicht ähnlich wäre zu dem Grund, warum Deutschland während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft von der Welt gehasst wurde. Er sagte sogar, Deutschland habe eine harte Zeit gehabt, seine Grenzen zu akzeptieren und Israel sei nun dabei, die gleichen Fehler zu machen.

So denkt der Judenretter von Köln!

Als ich darauf hinwies, dass die Hamas eine terroristische Organisation sei, die laut Artikel 7 ihrer eigenen Gründungscharta alle Juden töten will, wurde ich von dem Judenretter harsch unterbrochen. Ich würde übertreiben, war sein Vorwurf. Schon komisch, dachte ich, er hat gerade Israel mit Nazis verglichen, aber ich bin derjenige, der übertreibt.

Der Abend wurde beendet von dem Bekenntnis einer Studentin, die erklärte, dass sie angesichts des Verhaltens Israels nun den Hass gegen Juden und Israelis verstehen könne.

Am 9. September 2017 wird der Judenretter von Köln jetzt seinen nächsten großen Auftritt haben. An dem Tag wird er um 19 Uhr in der Volkshochschule im Museum am Neumarkt zu folgendem Thema zu Gast sein: „50 Jahre Besatzung in Palästina – und kein Ende?“ Schon die Ankündigung der Vorstellung ist vielversprechend:

„Im Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzte die israelische Armee die Westbank, den Gazastreifen und weitere Gebiete und annektierte Ostjerusalem und die Golanhöhen. Seit dieser Zeit zieht sich die Schlinge der Besatzung für die Palästinenser und Palästinenserinnen vor allem in der Westbank immer enger.“

Diese Worte lassen viel vermuten, aber keine Objektivität, vor allem nicht, weil der Leiter der Veranstaltung Thomas Nehms heißt, der schon mal „von den wutschnaubend vorgetragenen Motivationsvarianten der jüdischen und der deutsch-israelischen Lobby in der Bundesrepublik“ phantasiert. Die Ankündigung fährt fort:

„Ihr Alltag wird bestimmt durch Checkpoints, Sperranlagen, Landnahme und israelisches Militärrecht.“

Die Ankündigung hätte auch erwähnen können, dass ihr Alltag bestimmt wird durch eine palästinensische Behörde, die seit über acht Jahren nicht demokratisch legitimiert ist, die Andersdenkende verfolgt, Kinder als Schutzschilde missbraucht, Homosexuelle kriminalisiert, Judenmörder feiert, den Terrorismus fördert, wahllos Oppositionelle hinrichtet und das eigene Volk in Knechtschaft hält, aber all das verschweigt die Ankündigung. Schuld ist schließlich Israel. Das sieht auch Riad Othman so, der am 9. September neben Frieder Wolf an der Veranstaltung in der Volkshochschule teilnehmen wird und schon mal solche Phrasen drischt:

„Hauptgrund für die Armut im Westjordanland sowie für die Verkrüppelung der palästinensischen Wirtschaft insgesamt ist die israelische Besatzung.“

Natürlich, Schuld sind die Juden, nicht die palastinensischen Behörden und religiösen Führer, die das eigene Volk trotz millionenfacher Zuwendungen aus dem Ausland in Knechtschaft halten, um in diesem Umfeld der Armut und Verzweiflung noch mehr Hass schüren zu können, vor allem gegen Israel. Die Ankündigung fährt fort:

„Es wird immer deutlicher: Ohne ein Ende der israelischen Besatzung kann es keinen Frieden geben – weder für die Palästinenser noch für die Israelis. Aber wie kann ein Ende der Besatzung erreicht werden, und was braucht ein dauerhafter Frieden?“

Muss ich den Judenretter von Köln wirklich erst daran erinnern, dass Juden, Andersdenkende und Oppositionelle seit Mitte 1945 in Köln und in Deutschland nur deshalb nicht mehr verfolgt und ermordet werden, weil Besatzer kamen und ihnen die Freiheit brachten? Muss ich den Judenretter von Köln zudem noch daran erinnern, dass Juden Anfang des 19. Jahrhundert nach 300-jähriger Verbannung aus Köln nur deshalb die Stadt wieder betreten konnten, weil die Franzosen Köln besetzten und mit ihrer Besatzung die Religionsfreiheit brachten? Manchmal bringt Besatzung Frieden und Freiheit. In Köln war das mehrere Male der Fall und in Israel ist es heute definitiv auch der Fall!

Überall im Nahen Osten werden Menschen verfolgt, weil sie den Islam kritisieren, das gleiche Geschlecht lieben, für die Gleichberechtigung der Geschlechter streiten und für den Frieden mit Israel eintreten. Überall? Nein! Es gibt eine klitzekleine Ausnahme, wo sie frei sind: in dem kleinen, demokratischen und aufgeklärten Land Israel.

Wo Israel regiert, gilt das israelische Gesetz. Ich bin für Israel, nicht weil ich glaube, irgendwer habe irgendwo zuerst seinen Fuß in den Sand gesetzt, oder irgendein Gott habe irgendeinen bärtigen Mann zum Kaffeeklatsch eingeladen, um dabei die Welt aufzuteilen, sondern weil Israel das einzige Land im Nahen Osten ist, in dem Frauen und Männer gleichberechtigt sind, Homosexualität staatlich anerkannt ist, die Meinung, Kunst und Wissenschaft frei sind, keine Religion diskriminiert wird und Juden weder besser noch schlechter sein müssen als alle andere Menschen.

Jeder Quadratmeter im Nahen Osten, der sich ein Beispiel an Israel nimmt, ist ein gewonnener Quadratmeter. Warum soll daher ausgerechnet die israelische Besatzung das Problem sein? Israel lässt mich leben, wie ich möchte. Die anderen Regierungen jedoch verfolgen mich, weil ich so bin, wie ich bin!

Um es in aller Deutlichkeit zu sagen. Jeder Ort, wo Israel aufhört zu regieren, wird ein weiterer Ort werden, an dem Homosexuelle, emanzipierte Frauen, Andersdenkende, Oppositionelle und Juden verfolgt und im schlimmsten Fall ermordet werden.

Die Ankündigung für den 9. September 2017 behauptet: „Ohne ein Ende der israelischen Besatzung kann es keinen Frieden geben.“

Ich aber sage: „Mit dem Ende der israelischen Besatzung kann es zur Zeit keinen Frieden geben, denn dann werden viele Menschen, die anders glauben, lieben und denken als die Barbaren, die zur Zeit den Nahen Osten außerhalb der Grenzen Israels bestimmen, die Sicherheit, die Israel ihnen garantiert, verlieren.“

Der Judenretter von Köln sieht das jedoch ganz anders. Ich kann es kaum erwarten, welchen grandiosen Judenrettungsplan er am 9. September 2017 präsentieren wird. Vermutlich wird sich sein Rettungsplan eher an den Beschluss orientieren, den der Kölner Rat im Jahr 1424 „für alle Ewigkeit“ fasste und der erst 300 Jahre später durch eine böse, böse Besatzung wieder aufgelöst wurde.

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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