Deutsches Bier und arabische Fahnen

Am 11. Mai 2018 wurde über Facebook zum heiligen Krieg aufgerufen:

Ungewollter Auslöser für diesen Aufruf war der Bierhersteller Eichbaum aus Mannheim. Eichbaum hatte nämlich im Rahmen der kommenden Fußballweltmeisterschaft der Männer in Russland seine Kronkorken mit den Länderflaggen der teilnehmenden Nationen bedruckt. Darunter befand sich auch die saudi-arabische Flagge, die das islamische Glaubensbekenntnis zeigt, das besagt, dass es keinen Gott außer Allah gibt und Mohammed sei Prophet sei, sowie ein Schwert, das zeigt, wie friedlich dieses Bekenntnis in die Welt getragen werden soll.

Das muslimische Glaubensbekenntnis auf Kronkorken eines Bieres zu sehen, empörte Mitglieder der Religion des Friedens so sehr, dass sie umgehend einen interkulturellen Dialog eröffneten. Über Facebook verbreitete die Gruppe Im Auftrag des Islam:

❌❌ SAKANDAL IN DEUTSCHLAND ❌❌

Zur Info für euch: Die Bier-Brauerei Eichbaum (BRD) verbreitet für die alkoholisierten Fußball-Fans jetzt Kronkorken mit dem islamischen Glaubensbekenntnis !!! Die Firma „Eichbaum“ (Käfertaler Str. 170, 68167 Mannheim) argumentiert diesbezüglich: „Saudi-Arabien“ nimmt an der Fußball-WM 2018 teil und deshalb drucke man die Fahne „Saudi-Arabiens“ (welche die Shahadah enthält) auf die Kronkorken der Bierflaschen – siehe Foto. Unser Kommentar: Das ist ekelhaft und blasphemisch !!! [Falk Nachrichten]

Mit der Fahne Saudi-Arabiens hat man einfach keine Fahne zu haben! Im Auftrag des Islams zeigte mit diesem Aufruf, dass man auch ohne Alkohol lallen kann. „Sakandal“!

Eichbaum selbst nahm das Angebot zu einem Dialog der Kulturen unterwürfig auf und entschuldigte sich prompt:

„Liebe Muslime,

es liegen uns Beschwerden vor, dass Eichbaum Produkte mit arabischem Glaubensbekenntnis auf dem Kronkorken veräußert.

Bei dem Kronkorken handelt es sich um die Flagge von Saudi-Arabien. Seit vielen Jahren druckt Eichbaum zur Fussball-WM die Länderflaggen der teilnehmenden 32 Fussball-Nationen auf die Kronkorken. Da Saudi-Arabien an der WM teilnimmt, haben wir schon aus Gründen der Gleichberechtigung auch deren Flagge abgebildet. Dies ist lediglich ein Zeichen der Freude vor dem bevorstehenden Event. Wir haben kein Interesse an religiösen oder politischen Äusserungen – schon gar nicht über unsere Produkte. Sollten wir Sie unabsichtlich beleidigt haben, bitten wir fömlichst um Entschuldigung. Wir wussten tatsächlich nicht, dass die Schriftzeichen ein Glaubensbekenntnis darstellen. Wir haben lediglich überprüft, ob Flaggen und Teilnehmer korrekt sind. Ich fürchte, wenn wir (mit riesigem Aufwand) die Kronkorken Saudi-Arabiens aus der Produktion entnehmen, werden wiederum viele saudische Fußballfans enttäuscht sein. Außerdem sind bereits etliche Flaschen im Handel und entziehen sich unserem Zugriff. Diese Antwort wird Sie wahrscheinlich nur zum Teil beruhigen und ich kann Ihre Empörung über die Vermischung von Bekenntnis und Alkohol verstehen. Wir werden prüfen, ob wir diesbezüglich noch Optionen zum Handeln haben.

Ich bitte Sie nochmals um Entschuldigung für diese unglückliche Verkettung.

Mit freundlichen Grüßen
Holger Vatter-Schönthal
Marketingleiter“

Der Focus kommentierte diese Entschuldigung mit den Worten:

„Der Bierhersteller Eichbaum aus Mannheim sah sich am vergangenen Mittwoch gezwungen, sich bei seinen muslimischen Kunden zu entschuldigen.“

Es wundert bei dieser Nachricht, dass sich nicht auch gegen Focus ein heftiger Protest richtete, denn die Behauptung, Muslime seien Kunden von Alkohol, ist eigentlich auch blasphemisch und vor allem ein „Sakandal“!

Am 11. Mai 2018 kurz vor 18 Uhr löschte Eichbaum seine Entschuldigung und erklärte:

„Die Diskussion um die saudi-arabischen Kronkorken nahm Formen an, die den Rahmen der freien Meinungsäußerung überschritten. Auf Anraten der Öffentlichkeitsarbeit der Polizei und des zuständigen Staatsschutzes ist es unser Anliegen, weiteren möglichen Beleidigungen vorzubeugen.

Darüber hinaus haben wir entschieden, die weitere Produktion mit den Länderkorken einzustellen. Die bisher an den Handel gelieferte Menge an Flaschen mit saudi-arabischen Konkorken ist niedrig, es handelt sich nur um eine regionale Erstbestückung in geringer Reichweite. Nur jede 171ste Flasche davon trägt den Kronkorken von Saudi-Arabien. Wir sind aktuell dabei, die Paletten im Handel zu sichten und die betroffenen Flaschen auszusortieren. Wir gehen davon aus, dass sich nach dem Wochenende kaum noch Flaschen im Handel befinden.“

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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