Provokante Juden

„Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt sorgt Israels Polizeiminister Ben-Gvir für Spannungen“, schreibt die Tagesschau und spricht sogar von einer „Provokation am Tempelberg“. Was bloß kann Itamar Ben-Gvir so ungeheuerliches auf dem Tempelberg gemacht haben?

Das Vergehen von Itamar Ben-Gvir besteht darin, überhaupt auf dem Tempelberg zu sein. Seine pure Existenz auf dem Tempelberg wird als Provokation angesehen. Es geht um das Existenzrecht von Juden auf dem Tempelberg. Einst hingen diese Schilder in Deutschland:

Stellen wir uns vor, ein Jude hätte damals diese Schilder ignoriert und einen Platz betreten, den er nicht hätte betreten dürfen, dann hätten die deutschen Nachrichten damals auch die Juden als provokativ bezeichnet.

Der Tempelberg wird heute von der sogenannten Frommen Stiftung des Islams (Waqf) kontrolliert. Sie sorgt dafür, dass in der heutigen Zeit an einigen Tagen im Monat für den Tempelberg gilt, was in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhundert für einige Parks in Deutschland galt: „Nicht für Juden!“

Der Tempelberg ist zwar die heiligste Stätte der Juden, aber der Ort wird von Muslimen bewacht. Das ist in etwa so, als würde Medina von Christen, Mekka von Juden und der Vatikan von Muslimen überwacht.

Der Zugang zum Tempelberg ist über die Tore an der Nord- und Westseite der Anlage möglich. Allerdings ist der Zutritt dort nur Muslimen erlaubt. Sollten Zweifel bestehen, müssen ausländische Muslime ihre Zugehörigkeit zum Islam belegen. Andersgläubigen ist der Zutritt nur von Samstag bis Donnerstag über das Marokkanertor bei der Klagemauer erlaubt. Das Betreten ist dort nur nach scharfen Sicherheitskontrollen außerhalb der Gebetszeiten möglich. Juden werden, wenn überhaupt, nur in kleinen Gruppen und oft mit Aufsicht eingelassen und wenn sie den Tempelberg betreten, werden sie nicht selten bedroht.

Auch Christen können auf dem Tempelberg Probleme kriegen.

Was würde wohl passieren, wenn der Vatikan jeden christlichen Feiertag Muslimen den Zutritt ins Land verweigern würde oder wenn am 6. Januar in Köln nur Christen auf die Kölner Domplatte dürften? Würde die Tagesschau von „provokanten Muslimen“ sprechen?

Unter der Verwaltung der Frommen Stiftung des Islams ist der Tempelberg heute wie eine Parkbank oder eine Grünanlage unter den Nationalsozialisten. Es gilt, „Juden unerwünscht“ und die Juden, die sich nicht daran halten und die Plätze nicht meiden, wo sie unerwünscht sind, sind für die Tagesschau eine „Provokation“.

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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