Deutschland gut! Ausland nicht so gut!

In einem Bericht der WDR Lokalzeit steht gleich zu Beginn der kleine Philipp lange Zeit vor einem geöffneten Kühlschrank und verbraucht dabei sehr viel Energie, nur um zu inspizieren, aus welchen Ländern das Obst und Gemüse kommt. Er will seinen „Klima-Führerschein“ machen, den seine Kameraden und Kameradinnen an der Schule auch machen und da muss er deutsche Ware von ausländischer Ware trennen. Wer will schon ein Außenseiter und Schulverräter sein.

Um ein guter Führer in Sachen Klima zu werden, muss er lernen, die Sünder von den Guten zu trennen und es fällt auf, wie der kleine Mann „Deutschland“ betont. Schauen Sie selbst:

https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit-bonn/video-grundschueler-umweltspezialisten-mit-klima-fuehrerschein-100.html

Für jeden bestandenen Test gibt es einen Stempel im Führerschein. Deutschland gut! Ausland nicht so gut! Dass das Ausland in diesem Fall auch noch Israel ist, ist reiner Zufall. Israel nicht so gut, erklingt es aus einem deutschen Kindermund. Das ist betreutes Essen mit deutscher Gesinnungsschnüffelei.

Ich musste bei dem Bericht sofort an diesen Werbespot von Edeka denken:

Was bei Edeka noch kritisch gesehen wurde, nämlich das Einteilen von Ware in guter deutscher Ware und nicht ganz so guter ausländischer Ware, ist an dieser Grundschule nun völlig hipp und angesagt. Drei Stunden die Woche gönnt sich die Schule für diesen besonderen Unterricht, bei der die Kinder auch schon mal solche Hymnen singen:

Musst Du in die Stadt?
Dann fahr doch mit dem Rad!
Mülltrennung ja klar!
Das klappt doch wunderbar!

Als ich das sah, dachte ich an diese Form des Unterrichts:

Aber es geht ja um eine gute Sache!

Egal, wie lieb und gut gemeint eine Ideologie ist, wenn Kinder zu Inspektoren gemacht werden und es gute Noten oder Fleißstempel für politisch gewünschtes Verhalten gibt, dann bekomme ich ein ganz ungutes Gefühl.

Und zum Schluss noch ein Fleißkärtchen für diese Kinder. Sie machen ihren Führer richtig stolz und haben im Kühlschrank bestimmt nur lokale Ware, wenn überhaupt.

Eins muss man Nordkorea lassen, aus energiesparpolitischer Sicht ist das Land ein Vorbild.

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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