Ein bescheidener Vorschlag

Ein bescheidener Vorschlag von Jonathan Swift im Sinne von Nationalökonomen,
wie Kinder armer Leute zum Wohle des Staates am Besten benutzt werden können.

Es ist ein trauriger Anblick für Spaziergänger in unserer großen Stadt Dublin oder für Reisende in unserem Land, wenn sie die Straßen, Häfen, usw. von Bettlerinnen gefüllt sehen, denen drei, vier oder sechs zerlumpte Kinder folgen, um jeden Reisenden mit Almosenbitten zu belästigen. Diese Mütter werden, anstatt dass sie für ihren Lebensunterhalt arbeiten können, gewissermaßen zur Herumstreiferei gezwungen, damit sie Nahrung für ihre hilflosen Kinder bekommen. Letztere aber werden Diebe, sobald sie größer sind, weil ihnen Arbeit fehlt, oder sie nehmen fremde Kriegsdienste an, vielleicht zum Schaden Englands, oder verkaufen sich als Taglöhner nach den Kolonien.

Wie ich glaube, sind sich alle Parteien darin einig, dass diese ungeheure Zahl von Kindern auf den Armen, auf dem Rücken oder hinter den Fersen ihrer Mütter und oft ihrer Väter, bei den jetzigen beklagenswerten Zeiten und bei dem Zustande des Königreichs ein Hauptproblem neben vielen andern bildet. Wer also eine zweckmäßige, wohlfeile und leichte Methode ausfindig machen kann, diese Kinder zu gesunden und nützlichen Gliedern des Staates umzubilden, wird sich ein so hohes Verdienst um das Publikum erwerben, dass man ihm mit Recht eine Statue als Retter der Nation aufstellen könnte.

Mein Plan ist weit davon entfernt, sich allein auf die Kinder der Berufsbettler anwenden zu lassen; er ist von weit größerer Ausdehnung und wird alle Kinder von einem gewissem Alter an umfassen, deren Eltern zur Ernährung derselben eben so wenig befähigt sind, wie die Bettler in den Straßen.

Was mich betrifft, so habe ich viele Jahre lang diesen höchst wichtigen Gegenstand im Kopfe herumgetrieben und verschiedene Entwürfe von Managern reiflich erwogen, aber auch immer gefunden, dass Letztere sich in ihren Berechnungen gröblichst täuschten. Allerdings kann ein so eben geworfenes Kind mit Milch ein ganzes Jahr lang, bei wenig anderem Futter, ernährt werden; jene andere Nahrung würde höchstens zwei Schillinge kosten und die Mutter kann dieselben entweder im Abfall aus Küchen, oder durch ihr eigenes rechtmäßiges Gewerbe, durch Betteln, sich zusammenbringen; allein gerade in Alter von einem Jahre werde ich durch meinen Vorschlag für die Kinder in solcher Weise sorgen, dass dieselben anstatt ihren Eltern oder der Armenkasse zur Last zu fallen, oder Nahrung und Kleider ihr ganzes Leben lang zu entbehren, im Gegenteil zur Ernährung und teilweise auch zur Kleidung vieler Tausende beitragen werden.

Noch ein anderer großer Vorteil ergibt sich durch meinen Entwurf; es werden nämlich Abtreibungen reduziert, sowie jenes grauenhafte Verfahren behindert, nach welchem Frauen ihre unehelichen Kinder ermorden. Sie opfern auch die armen unschuldigen Geschöpfe zu häufig, wie ich glaube, nicht um sich die Kosten, sondern um sich die Scham zu ersparen, ein Umstand, der Tränen und Mitleid selbst in der wildesten und unmenschlichsten Brust erregen muss.

Die Seelenzahl in Irland wird jetzt (im Jahr 1722) auf anderthalb Millionen berechnet; unter diesen mag es ungefähr 200,000 Paare geben, wovon die Frauen Kinder werfen oder zur Zucht dienen; von dieser Zahl muss ich wohl 30,000 Paar abziehen, die ihre Kinder selbst ernähren können; ich besorge jedoch, dass die Zahl nicht so beträchtlich sein wird, denn die Not ist gar zu groß; wird mir dies zugestanden, so bleiben 170,000 Paare zur Zucht übrig. 50,000 will ich auch noch für diejenigen Weiber abziehen, welche das Unglück einer Fehlgeburt erlitten, oder deren Kinder in Zeit eines Jahres durch Zufall oder Krankheit sterben sollten, alsdann würde die Summe der jährlich von armen Eltern geborenen Kinder 120,000 betragen. Nun ist aber die Frage, wie sollen dieselben aufgezogen und versorgt werden? Wie ich schon sagte, ist dies bei den gegenwärtigen schlimmen Zeiten mit den bis jetzt vorgeschlagenen Methoden durchaus unmöglich. Wir können sie weder in den Gewerben noch im Ackerbau beschäftigen; wir bauen keine Häuser (ich meine auf dem Lande), noch machen wir Ländereien urbar; die Kinder können selten einen Lebensunterhalt durch Stehlen sich hin und wieder erwerben, bis sie das sechste Jahr erreichen, ausgenommen, wenn das eine oder andere besondere Anlagen zeigt, ob ich gleich eingestehen muss, dass sie die Anfangsgründe dieses Gewerbes noch früher zu erlernen pflegen; während jener Zeit können sie aber höchstens als Anfänger zur Probe betrachtet werden, denn, wie mir ein sehr angesehener Herr bestimmt erklärte, findet man kaum ein bis zwei Diebe unter sechs Jahren, sogar in demjenigen Teil des Königreichs, welcher den größten Ruhm in der schnellsten Erlernung dieser Kunst erreicht.

Was ferner den Verkauf der Armen nach den Kolonien als Taglöhner betrifft, so haben mir unsere Kaufleute die Versicherung gegeben, dass ein Knabe oder Mädchen unter zehn Jahren keinen guten Handelsartikel bietet. Sogar wenn sie dies Alter erreichen, sind sie nicht über drei Pfund, oder höchstens drei Pfund eine halbe Krone auf der Börse wert; dieser Preis aber kann weder den Eltern noch dem Staate von Nutzen sein, denn sie haben wenigstens das Vierfache an Ernährung und Lumpen gekostet. Deshalb will ich demütigst meine eigenen Gedanken vorschlagen, welche, wie ich hoffe, auch nicht dem geringsten Einwurf unterworfen sein werden.

Ein sehr kenntnisreicher Amerikaner meiner Bekanntschaft, in London ansässig, hat mir die Versicherung gegeben, dass ein junges, gesundes, wohlgenährtes Kind vom Alter eines Jahres ein höchst schmackhaftes Nahrungsmittel und eine gesunde Speise bietet, ob geschmort, gebraten, gebacken oder gekocht; und ich zweifle gar nicht, dass es ebenfalls als Frikassee oder Ragout sich wird anwenden lassen.

Deshalb mache ich der Überlegung des Publikums den demütigen Antrag, dass von den schon berechneten 120,000 Kindern 20,000 zur Erziehung zurückbehalten werden, wovon ungefähr ein Viertel männlichen Geschlechts sein können; diese Zahl des letzteren ist größer als diejenige, welche wir für Schaf-, Rindvieh- und Schweinezucht bestimmen; da ohnehin diese Kinder selten die Früchte der Ehe sind, ein Umstand, der von den Wilden nicht sehr in Betracht gezogen wird, so kann ein männliches Kind für vier weibliche aufbewahrt werden. Die übrigen 100,000 mögen im Alter eines Jahres den Personen von Stand und Vermögen im Königreiche zum Verkauf angeboten werden; den Müttern muss man hiebei die Anweisung geben, das Kind im letzten Monat reichlich zu säugen, um es fleischig und fett für einen guten Tisch zu machen. Ein Kind kann bei einer Bewirtung von Freunden zwei Gerichte bilden: speist die Familie allein, so wird das Vor- oder Hinterviertel eine gute Schüssel abgeben und, mit Pfeffer und Salz gewürzt, sich noch am vierten Tage, besonders während des Winters, gut kochen lassen.

Ich habe im Durchschnitt berechnet, dass ein neugeborenes Kind 12 Pfund wiegt; in einem Jahre kann dies Gewicht bei gehöriger Säugung sich auf 28 Pfund vermehren.

Allerdings wird diese Speise auf einen ziemlich hohen Preis zu stehen kommen, ist aber desto besser geeignet für die Aristokratie der Grundeigentümer; da diese schon den größten Theil der Eltern gewissermaßen verspeist haben, scheinen sie auch den besten Anspruch auf die Kinder zu besitzen.

Kinderfleisch wird zu jeder Zeit brauchbar, am meisten aber im März, etwas früher oder später, reichlich vorhanden sein. Denn ein sehr bemerkenswerter Schriftsteller, ein ausgezeichneter französischer Arzt, hat den Beweis geliefert, dass mehr Kinder in römisch-katholischen Ländern neun Monat nach der Fastenzeit, wie in irgend einem anderen Zeitraum geboren waren, da die Fische eine sehr fruchtbarmachende Speise bieten. Ein Jahr nach der Fastenzeit wird der Markt deshalb mehr als gewöhnlich gefüllt sein, weil die Zahl der katholischen Kinder sich wenigstens wie drei zu eins im Königreich verhält. Somit wird auch noch ein anderer Nebenvorteil hinzukommen, da die Zahl der Katholiken allmählich sich dadurch bei uns vermindern muss.

Die Kosten, ein Bettlerkind zu ernähren (alle Afterpächter, Taglöhner, und sogar vier Fünfteil der Pächter sind hiermit einbegriffen), habe ich schon mit Inbegriff der Lumpen auf 2 Schilling jährlich berechnet. Wie ich glaube, wird kein Gutsbesitzer 10 Schillinge für den Leib eines guten fetten Kindes verweigern, welches, wie ich schon sagte, vier Schüsseln ausgezeichneten, nahrhaften Fleisches bieten wird, wenn er nur einige genauere Freunde oder nur seine Familie beim Mittagessen hat. Eben dadurch wird auch der Grundbesitzer ein gütiger Herr und bei seinen Pächtern populär werden, denn der Mutter bleiben ja 8 Schillinge reiner Nutzen und sie wird zur Arbeit geeignet sein, bis sie ein anderes Kind zur Welt bringt.

Diejenigen, welche etwas sparsam sind (eine Eigenschaft, welche die schlimmen Zeiten, wie ich gestehen muss, erheischen), mögen den geschlachteten Leib noch ohnedem schinden. Wird die Haut künstlich zubereitet, so lassen sich daraus bewunderungswürdige Damenhandschuhe und Sommerstiefeln für feine Herren verfertigen.

Was nun unsere Stadt Dublin betrifft, so ließen sich Fleischbänke zu dem Zweck an den zweckmäßigsten Orten einrichten, und an Schlächtern, dessen können wir fest versichert sein, wird es niemals fehlen. Jedoch möchte ich empfehlen, die Kinder lebendig zu kaufen und sie noch lebenswarm nach der Abschlachtung zuzurichten, wie wir bei dem Braten von Spanferkeln zu verfahren pflegen.

Ein sehr würdiger Mann, ein wahrer Patriot und Freund seines Vaterlandes, dessen Tugenden ich sehr hoch achte, hatte kürzlich die Güte, als wir über meinen Entwurf uns unterhielten, eine höhere Ausbildung desselben mir vorzuschlagen. Er meinte, da viele vornehme Herren dieses Königreichs seit Kurzem ihr Rotwild ausgerottet hätten, so könne der Mangel an Wildpret durch die Leiber von Knaben und Mädchen nicht über 14 und nicht unter 12 Jahren ersetzt werden; eine große Zahl beider Geschlechter sei ja in vielen Grafschaften bereit, Hungers zu sterben, da Arbeit oder Dienst ihnen fehle; die Eltern derselben, wenn am Leben, oder sonst die nächsten Verwandten könnten ja über sie verfügen. Wie sehr ich aber auch gegen einen so ausgezeichneten Freund und einen so hochverdienten Patrioten die schuldigste Achtung hege, so kann ich doch seiner Meinung nicht durchaus beistimmen; denn was jene Personen männlichen Geschlechtes betrifft, so gab mir mein Bekannter aus Amerika nach häufiger Erfahrung die Versicherung, ihr Fleisch sei im Allgemeinen rau und mager durch häufige Körperbewegung, wie es auch bei unsern Schulknaben der Fall sein wird; der Geschmack ihres Fleisches sei ferner sehr unangenehm, und ihre Mästung würde den Kosten nicht entsprechen. Was aber jene Personen weiblichen Geschlechtes betrifft, so muss ich ihre Benutzung als Speise mit demütigster Untertänigkeit für einen dem Publikum zugefügten Verlust halten, weil dieselben alsbald die Vermehrung der Zucht befördern können. Außerdem würden bedenkliche Leute ein solches Verfahren zu tadeln geneigt sein (obgleich wirklich mit vollkommenem Unrecht) weil dasselbe ein wenig an Grausamkeit zu streifen scheint. Bei mir hat dieser Umstand aber stets einen Einwurf gegen irgendein Projekt gebildet, wie sehr auch dasselbe das allgemeine Beste bezwecken würde.

Damit ich jedoch meinen Freund rechtfertige, muss ich eine Bemerkung von ihm erwähnen. Er gestand mir, jener Gedanke sei ihm durch den berühmten Salmananzor, einen Eingeborenen der Insel Formosa, in den Kopf gekommen. Dieser kam von dort vor ungefähr 20 Jahren nach London und erzählte meinem Freunde im Gespräch, es herrsche in seinem Lande der Brauch, dass der Henker, sobald eine junge Person hingerichtet worden sei, den Leichnam an Personen hohen Standes als auserwählten Leckerbissen verkaufe. Zu seiner Zeit sei der Leib eines fleischigen Mädchens von 15 Jahren, welches wegen eines Versuches, den Kaiser zu vergiften, gekreuzigt wurde, von dem ersten Staatsminister Seiner Kaiserlichen Majestät und von anderen großen Hof-Mandarinen gliederweise vom Galgen zu 500 Kronen erstanden worden. Auch kann ich wirklich nicht leugnen, dass dem Königreiche kein Schaden zugefügt würde, wenn man denselben Gebrauch bei verschiedenen fleischigen Mädchen dieser Stadt anwenden wollte, welche ohne einen Heller im Vermögen zu haben, ihr Haus nicht verlassen können, ohne in einer Portechaise sich austragen zu lassen, die ferner in Schauspielhäusern und in Gesellschaften niemals ohne fremden Putz erscheinen, welchen sie aber auch zu keiner Zeit zu bezahlen pflegen.

Einige Personen von geringem Mut fühlen viel Bekümmernis über die große Zahl armer Leute, die alt, krank oder schon verstümmelt sind. Deßhalb hat man mich gar oft gebeten, meine Gedanken auf die Mittel und Wege zu richten, wodurch der Nation eine so drückende Last abgenommen werden kann. Ich empfand jedoch in dieser Hinsicht durchaus keine Besorgnis, weil es sehr wohl bekannt ist, dass jene alle Tage durch Kälte und Hunger sterben oder in Schmutz und Ungeziefer verfaulen, und zwar in solcher Schnelle, wie es nur irgend aus vernünftigen Gründen sich erwarten lässt. Was aber die jungen Tagelöhner betrifft, so befinden sich auch diese in demselben hoffnungsvollen Zustande. Sie können keine Arbeit bekommen, und magern somit aus Mangel an Nahrung bis zu solchem Grade ab, dass sie, sobald man sie zufällig zu gewöhnlicher Arbeit mietet, nicht mehr Kräfte besitzen, dieselbe zu vollbringen. So wird glücklicher Weise der Staat und sie selbst von kommendem Übel befreit.

Ich habe mich in eine zu lange Abschweifung eingelassen, und werde deshalb zu meinem Hauptgegenstand zurückkehren. Nach meiner Meinung sind die Vorteile des von mir gemachten Vorschlages eben so offenbar und mannigfach, wie auch von der allergrößten Wichtigkeit.

Erstlich, wie ich schon bemerkte, wird derselbe die Zahl der Katholiken sehr vermindern, die uns mit jedem Jahre mehr überlaufen, da von ihnen die hauptsächlichste Zucht der irischen Nation ausgeht. Sie sind ohnedem unsere gefährlichsten Feinde, und bleiben nur in der böswilligen Absicht, Unruhen zu erregen, bei uns zu Hause, indem sie zugleich die Abwesenheit so vieler guten protestantischen Grundbesitzer zu benutzen hoffen, welche ihre Einkünfte außer Landes verzehren, und oft nur deshalb ihr Vaterland verlassen haben, um der Episkopalkirche die Geschenke gegen ihr Gewissen nicht bezahlen zu müssen.

Zweitens werden die ärmeren Bauern etwas Wertvolles als Eigentum besitzen, welches gelegentlich in Zeiten der Not von Gesetzes wegen in Beschlag genommen werden kann, und sie ohnedem in Stand setzt, die Pacht ihrem Gutsherrn zu bezahlen; dies ist aber um so mehr zu berücksichtigen, da ihr Korn und Vieh bereits in Beschlag genommen und Geld ihnen durchaus unbekannt ist.

Drittens wird das Betriebskapital der Nation sich dadurch um 50,000 Pfund jährlich vermehren, da die Ernährung von 100,000 Kindern vom 2ten Jahr an und drüber sich auf nicht weniger als auf 10 Schillinge das Stück berechnen lässt; dabei ist auf den Nutzen noch keine Rücksicht genommen, welcher sich aus der Erfindung eines neuen Gerichtes für die Tafel aller wohlhabenden Herren ergibt, die im Geschmack Verfeinerung besitzen. Geld wird unter uns um so reichlicher im Umlauf sein, da jener Handelsartikel ausschließlich von unserer Produktion ist.

Viertens werden die Zuchtweiber, abgesehen vom Gewinn der 8 Schillinge für den Verkauf der Kinder, der Last, dieselben nach dem ersten Jahre zu ernähren, entbunden werden.

Fünftens wird diese Nahrung auch den Wirtshäusern viel einbringen. Die Wirte werden sicherlich so viel Klugheit besitzen, dass sie sich die besten Rezepte, das Gericht vollkommen anzurichten, verschaffen und folglich für ihre Häuser den Besuch aller feinen Herren erlangen, die sich mit Recht auf ihre Kenntnis trefflicher Speisen Etwas zu Gute tun; ein geschickter Koch, welcher es versteht, die Dankbarkeit seiner Gäste zu erregen, wird schon dafür sorgen, das Gericht so teuer, wie sie wünschen, zu bereiten.

Sechstens wird dies eine große Ermutigung zur Ehe bieten, ein Institut, welches alle weisen Völker entweder durch Belohnungen ermutigt, oder durch Gesetze und Strafen erzwungen haben. Es wird die Sorgfalt und Zärtlichkeit der Mütter gegen ihre Kinder vermehren, sobald Erstere in Betreff des Auskommens ihrer armen Säuglinge auf Lebenszeit versichert sind, welches ihnen gewissermaßen vom Publikum zugleich mit einem jährlichen Profit für sie selbst anstatt der Kosten verschafft wäre. Wir würden bald unter den verheirateten Frauen einen ehrenwerten Wetteifer bemerken, welche von ihnen das fetteste Kind auf den Markt liefern könne. Die Männer würden gegen ihre Frauen während der Schwangerschaft dieselbe Zärtlichkeit fühlen, welche sie gegen ihre Stuten, Kühe und Säue empfinden, wenn sie ein Füllen, Kalb oder Ferkel von denselben erwarten, sie würden alsdann ihre Frauen nicht länger prügeln oder stoßen, wie sie es jetzt nur zu häufig gewohnt sind, denn sie müssten alsdann besorgen, ihre Frauen würden frühzeitig niederkommen.

Viele andere Vorteile ließen sich außerdem noch angeben; z. B. viele Tausend Tonnen gesalzenes Rindfleisch blieben uns zur Ausfuhr übrig; eben so verbliebe uns eine Masse von Schweinefleisch, so dass wir in der Kunst, Schinken zu bereiten, größere Fortschritte machen könnten. Denn hierin sind wir wegen der großen Zerstörung der Schweineherden noch sehr zurück, deren Fleisch auf unsren Tafeln zu häufig gebraucht wird. Schweine aber sind sowohl an Geschmack, wie in guter Beschaffenheit ausgewachsenen, fetten und einjährigen Kindern durchaus nicht zu vergleichen, und ein solches, ganz gebraten, wird sicherlich schon durch das äußere Aussehen bei dem Gastmahl einer Bürgermeisterwahl oder bei andern öffentlichen Festessen eine ausgezeichnete Stelle einnehmen. – Vorausgesetzt, dass tausend Familien in dieser Stadt fortwährend Kunden für Kinderfleisch abgeben, wobei noch außerdem viele andere es gelegentlich bei fröhlichen Zusammenkünften, besonders bei Hochzeiten und Taufen, einkaufen können: – so berechne ich, dass in Dublin ein jährlicher Verbrauch von ungefähr 20,000 Stück Kindern stattfinden wird; die noch übrigen 80,000 werden im andern Königreich, wenn auch zu etwas wohlfeilerem Preise, sich verkaufen lassen.

Ich kann mir keinen Einwurf denken, welcher möglicher Weise sich vorbringen ließe, mit Ausnahme der einzigen Besorgnis, dass die Volkszahl dieses Königreiches dadurch vermindert werden müsste. Die Richtigkeit desselben gestehe ich offen ein; allein darin war zugleich ein Hauptgrund, wie oben bemerkt, geboten, weshalb ich meinen Plan der Welt im Drucke darbiete. Auch bitte ich den Leser, zu bemerken, dass ich dies mein Hilfsmittel allein auf das Königreich, und für kein anderes, welches jemals war, ist, oder wie ich glaube, auf Erden sein wird, berechnet habe. Deshalb spreche mir auch Niemand von andern Mitteln und Wegen uns zu helfen, z. B. von dem Plane, unseren außer Landes lebenden Grundbesitzern eine Abgabe aufzubürden, oder von den Vorschlägen, weder Kleider noch Hausgeräte von fremder Produktion zu gebrauchen, alle Materialien und Werkzeuge, die fremden Luxus verbreiten, zu verweisen, die Verschwendung des Stolzes, die Eitelkeit, Faulheit und Spielsucht bei unsern Frauen zu heilen; Sparsamkeit, Klugheit und Mäßigung zu befördern; Vaterlandsliebe zu erwecken; unsere Parteikämpfe und gegenseitige Erbitterung zu unterlassen; einige Vorsicht darin zu üben, dass wir unser Vaterland und Gewissen nicht länger für Nichts verkaufen; unsern Gutsbesitzern wenigstens Mitleid mit ihren Pächtern einzuschärfen, und endlich unsre Gewerbsleute ehrlich, fleißig und geschickt zu machen.

Niemand spreche mir von den erwähnten und ähnlichen Hilfsmitteln, bis er Grund zur Hoffnung besitzt, sie wirklich ins Werk zu setzen; ich selbst habe mich früher mit solchen Entwürfen abgegeben, bis ich endlich an dem Erfolg gänzlich verzweifelte und glücklicher Weise auf den dargelegten Gedanken geriet; derselbe ist durchaus neu, praktisch und solide, verursacht wenig Kosten und geringe Unruhe und wird sogar diejenigen nicht verdrießlich machen, welche unser ganzes Volk ohne den Vorschlag gerne verspeisen möchten.

Uebrigens bin ich nicht so hartnäckig auf meine eigene Meinung versessen, dass ich alle von weisen Männern gemachten Vorschläge verwerfen sollte, welche man in gleicher Weise als unschuldig, wohlfeil, leicht und wirksam erkennen würde. Bevor jedoch irgend etwas Besseres, wie mein Entwurf, vorgebracht wird, bitte ich die Staatsmänner, vorher zwei Dinge zu überlegen: Erstlich, wie sie wohl bei der jetzigen Lage der Dinge Nahrung und Kleider für hunderttausend nutzlose Mäuler und Leiber finden werden. Zweitens, da sich eine runde Million von Geschöpfen menschlicher Gestalt in diesem Königreiche befindet, deren Existenzmittel in ein gemeinsames Kapital zusammengeworfen, eine Schuldenmasse von 2,000,000 geben würde, mit Inbegriff der Bettler von Profession der Bauern und Taglöhner nebst ihren Kindern, die sämmtlich dem Bettlerstande angehören: so bitte ich die Staatsmänner, welchen mein Vorschlag nicht gefällt, und die vielleicht eine Antwort wagen werden, zuvor die Eltern jener letztgenannten Menschen zu fragen, ob sie es nicht heute für ein großes Glück halten würden, wenn man sie als Nahrungsartikel im ersten Jahr und in der angegebenen Weise verkauft, und ihnen dadurch die fortlaufende Reihe von Elend und Unglück, welche sie seitdem ohne Unterbrechung erfahren mußten, erspart hätte, nämlich die Unterdrückung der Gutsherren, die Unmöglichkeit, ihren Pacht ohne Geld und Handel zu bezahlen, die Entbehrung der Lebensmittel, Wohnung, Kleider, usw. endlich auch die unvermeidliche Aussicht, dasselbe oder noch größeres Elend der nachkommenden Zucht auf immer aufzubürden.

Ich gestehe in der Aufrichtigkeit meines Herzens, dass kein persönliches Interesse mich bewogen hat, jene notwendige Maßregel zu befördern. Mein einziger Beweggrund ist das Wohl meines Vaterlandes, die Vermehrung des Verkehrs, die Versorgung der Kinder, die Erleichterung der Armen und die Erhöhung des Vergnügens für die Reichen. Ich selbst habe keine Kinder, durch die ich einen einzigen Heller mir zu erwerben hoffen könnte, mein jüngstes ist nämlich 9 Jahr alt und meine Frau über die Jahre der Fruchtbarkeit hinaus.

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(TINJS)

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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