Die Kölner Dom-Moschee

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Als das Richter-Fenster von Gerhard Richter im Südquerhausfenster des Kölnern Doms am 25. August 2007 im Rahmen einer Messfeier eingeweiht wurde, da dauerte es nicht lange, bis sich Kardinal Meisner zu dem neuen Fenster äußerte.

„Wenn wir schon ein neues Fenster bekommen, soll es auch deutlich unseren Glauben widerspiegeln. Und nicht irgendeinen“, ließ der Kardinal in einem Interview mit der Express verlauten und fand sogar noch deutlichere Worte. Das Fenster passe „eher in eine Moschee oder ein anderes Gebetshaus“ als in die gotische Kathedrale. Was Kardinal Meisner bei seinen Ausführungen jedoch nicht bedacht hatte: Im Jahr 1965 war der Kölner Dom eine Moschee.

Als in den 1960er Jahren muslimische Gastarbeiter nach Deutschland kamen, gab es in Köln noch kein Haus, wo die Gläubigen zu Allah beten konnten. Darum stellte der Kölner Dom kurzerhand seine beiden nördlichen Seitenschiffe islamischen Gottesdiensten türkischer Arbeitsmigranten zur Verfügung. Die Gebetsbänke wurden weggeräumt und die Gebetsteppiche ausgerollt!

Am 3. Februar 1965 betraten rund 400 türkische Gastarbeiter mit zusammengerollten Gebetsteppichen unter ihren Armen den Kölner Dom, um das Ende des Ramadans zu feiern. Jene Muslime, die sich keinen Teppich leisten konnten, hatten Zeitungen mitgebracht. Auf den Steinfliesen des Kölner Doms breiteten sie ihre Gebetsteppiche und Zeitungen aus und neigten ihr Haupt gen Mekka. Ein Imam leitete den Gottesdienst im Schatten der Kerzen, Kreuze, Altäre, Statuen und in Anwesenheit des Kölner Kardinals Joseph Frings. Am 3. Februar 1965 erschallte erstmals das Gebet „Allahu akbar“ im Kölner Dom. Die ZEIT titelte am 12. Juni 1965:

„Muselmanen beten im Kölner Dom“

Die damalige Dompropstei betonte Journalisten gegenüber, dass das Bereitstellen von Möglichkeiten für die Gottesdienste Andersgläubiger in Kölner Kirchen durchaus „nichts Ungewöhnliches“ sei.

Das Wort Moschee bedeutet „Ort der Niederwerfung“. Der Kölner Dom wurde somit im Jahr 1965 die höchste Moschee Europas mit 157 Metern. Die Muslime nahmen die Moschee dankend an, indem sie nach den Gebeten Geld in den Opferstock warfen. Die Muslime befolgten im Kölner Dom somit vier der fünf Säulen des Islams: Glaubensbekenntnis, Gebet, Fasten und Almosen.

Somit ist der Kölner Dom auch eine Moschee. Das Richter-Fenster mit einer Fläche von 113 m² auf der 11.263 Farbquadrate in 72 Farben mit den Maßen 9,6 cm x 9,6 cm nach dem Zufallsprinzip angeordnet sind, hängt somit durchaus am richtigen Platz.

Gut, die Muslime in Köln haben nun beschlossen, ein eigenes Gotteshaus zu bauen. In Ehrenfeld steht die Baustelle. Die Christen brauchten über 600 Jahre für den Kölner Dom. Mal schauen, ob es die Muslime schneller schaffen. Das böse Wort „Baustopp“ steht im Raum, und wenn die Kölner sagen „Baustopp“, dann meinen sie Baustopp!

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Köln liebt einfach Baustellen. Nicht umsonst sind wohl auch die Farben, die im Straßenverkehr Baustellen anzeigen, auch die Farben im Kölner Stadtwappen.

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Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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