Diese Südländer!

In Offenbach wurde ein Rabbi von einer Gruppe Jugendlicher in einer Einkaufspassage angegangen. Laut Angaben des Rabbis hätten sechs bis acht junge Männer das Wort „Jude“ als Beleidigung gerufen und ihn körperlich bedroht. Der Rabbi sei sogar als „Scheißjude“ bezeichnet worden.

Der Hessische Rundfunk hat von dieser Tat berichtet und hält es an einer Stelle des Berichts für wichtig, folgende Sache zu betonen:

„Die Verdächtigen beschrieb die Polizei als südländisch aussehend.“

Wenn die Herkunft der Verdächtigen für den Hessischen Rundfunk schon erwähnenswert ist, könnte er dann bitte etwas genauer sein? Waren es Italiener, Griechen, Portugiesen oder Spanier? Oder ist der Hessische Rundfunk etwa der Überzeugung, dass alle Südländer gleich seien? Ganz nach dem Motto: „Südländer eben, da kann man nichts machen. Sehen eh alle gleich aus. Wer kann die schon auseinander halten?“

Lieber Hessische Rundfunk,

ich habe da einen Vorschlag. Das nächste Mal, wenn Nazis wieder ihr Unwesen treiben, dann schreiben Sie nicht, dass es Nazis waren. Schreiben Sie lieber: „Die Täter waren Deutsche.“ Die Deutschen sind doch eh alle gleich!

Wenn Mitglieder der NPD etwas verbrechen, dann schreiben Sie auch nicht „Die Täter sind NPD-Mitglieder“, sondern: „Die Täter sind Mitglieder einer bundesdeutschen Partei“. NPD, SPD, FDP, CDU, Grüne, wo ist schließlich schon der Unterschied?

Wenn ein katholischer Priester ein Kind missbraucht, dann schreiben sie: „Der Täter war ein tiefgläubiger Mann.“ Christen, Moslems, Juden, Buddhisten, alles der gleiche Käse!

Und wo wir schon mal dabei sind: Dass Sie bei Berichten über Vergewaltigungen immer das Geschlecht betonen, grenzt an übler Diskriminierung. In Zukunft berichten Sie bitte so:

„Gestern wurde in Haselünne ein Mensch von einem Menschen vergewaltig!“

Nein, lassen Sie besser auch Haselünne weg. Schreiben Sie:

„Gestern wurde in einem Teilbereich der Milchstraße ein Mensch von einem Menschen vergewaltigt.“

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
Dieser Beitrag wurde unter Deutschland veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.