Die Mischpoke von Köln

Am 10. Mai 2020 veröffentlichte die Oberbürgermeisterin von Köln, Henriette Reker, folgende Nachricht:

Mir bereitet diese Aussage großes Unbehagen.

Das Wort Mischpoke kommt aus dem Hebräischen und bedeutet „Familie“. Im 19. Jahrhundert fand der Begriff im Zuge eines massiven Anstiegs des Judenhasses in deutschen Landen Eingang in die deutsche Umgangssprache als abwertende Bezeichnung.

Es ist mehr als nur bedauerlich, wenn die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln im Rahmen einer Debatte rund um eine Epidemie und darauf rekurrierende Verschwörungstheorien ausgerechnet einen jiddischen Begriff als Beleidigung benutzt.

Der Judenhass selbst ist eine Verschwörungstheorie. Außerdem wurden im mittelalterlichen Köln Juden besonders während Epidemien brutal verfolgt und ermordet. Im Jahr 1424 vertrieb der Rat der Stadt Köln alle Juden sogar für mehrere hundert Jahre gänzlich aus der Stadt.

Als Behördenleiterin der Stadt Köln sollte Henriette Reker etwas mehr Sensibilität für die Geschichte ihrer Stadt haben.

Und nein, Frau Reker ist keine Antisemitin. Sie hat nur manchmal Pech bei der Wortwahl.

Es ist ist entschuldbar, wenn man einen fragwürdigen Begriff wider besseren Wissens benutzt. Wenn man den Begriff jedoch verteidigt und weiter benutzt, nachdem man über seine Bedeutung aufgeklärt wurde, handelt man mit Vorsatz.

Frau Reker erklärt, das Wort „Mischpoke“ in der letzteren Bedeutung benutzt zu haben. Es muss daher noch einmal betont werden, dass sich diese abfällige Benutzung des Begriffs in einem judenfeindlichen Kontext gebildet hat. Das Wort „Mischpoke“ sollte daher nie als Beleidigung benutzt werden!

Ich benutze „Mischpoke“ jedenfalls nur in der ersten und eigentlichen Bedeutung. Und ich liebe meine Mischpoke!

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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