Das Auswärtige Amt hat ein Gespür für Timing!

Am 24. November 2016 stand Israel in Flammen. Schon Tage vorher hatte es in dem Land an verschiedenen Orten verheerende Brände gegeben. Am 24. November jedoch eskalierte die Situation. Die drittgrößte Stadt des Landes, Haifa, sowie viele andere Gebiete standen in Flammen. Über 75.000 Menschen waren auf der Flucht. Am genau diesem Tag schrieb das Auswärtige Amt:

„Der Siedlungsbau in den besetzten Gebieten, und damit auch in Ost-Jerusalem, verstößt gegen das Völkerrecht. Siedlungen behindern die Möglichkeit eines Friedensprozesses zusätzlich. Wir verfolgen diese Entwicklungen, die dazu beitragen, die Spannungen zwischen beiden Bevölkerungsgruppen zu erhöhen, und langfristig einen Frieden auf Grundlage ‎einer Zweistaatenlösung untergraben, mit großer Sorge.“

Das Auswärtige Amt hat wirklich ein Gespür für Timing. Israel steht in Flammen und das Auswärtige Amt hat nichts besseres zu tun, als Israel zu kritisieren. Am 24. November ermittelte die Polizei in Israel bereits wegen mutmaßlicher Brandstiftung. Mehrere Menschen waren verhaftet worden. Der Begriff „Feuer-Intifada“ machte die Runde und der Minister für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, erklärte, etwa die Hälfte der Brände seien von Brandstiftern oder aus antiisraelischen Motiven gelegt worden. Das Auswärtige Amt jedoch kritisierte Israel.

Auch auf Facebook wurde heftig „kritisiert“. Auf Seiten wie „Islam Fakten“ freute sich ein hasserfüllter Mob über die zerstörerischen Flammen in Israel. Sprüche wie „Scheiß Juden“, „Israel soll brennen“ und „Verbrennt Ihr Hurensöhne“ wurden laut. Facebook erklärte jedoch, diese Aussprüche verstößen nicht gegen die Gemeinschaftsstandards. Das Auswärtige Amt aber kritisierte Israel.

Das Niederbrennen Israels wurde im November 2016 von Deutschen auf Facebook so gefeiert, wie das Niederbrennen von jüdischen Einrichtungen im November 1938. Das Auswärtige Amt hatte ebenfalls nichts besseres zu tun, als jüdische Siedlungen zu kritisieren.

Am 24. November 2016 wurden israelische Siedlungen gebaut und niedergebrannt. Das Auswärtige Amt kritisiert jedoch nur das Bauen, nicht das Niederbrennen. Wie tief muss der Hass sitzen?

Wer fest davon überzeugt ist, dass die jüdischen Siedler das Hauptproblem für einen Frieden im Nahen Osten sind, sollte einfach mal das Wort „jüdisch“ streichen und durch „muslimisch“, „christlich“ oder „arabisch“ ersetzen und sich dann fragen, warum unter all den Siedlern in Judäa und Samaria nur die jüdischen Siedler das Problem sein sollen.

In den Gebieten Judäa und Samaria siedelten Juden bereits, bevor es Christen und Muslime überhaupt gab. Der Name Judäa ist eindeutig. Daher sprechen jene, die Juden dort für illegal halten, lieber von der Westbank. Wie immer das Gebiet jedoch bezeichnet wird, zur Zeit gehört es zu keinem Nationalstaat.

Einst gehörte das Gebiet zu Jordanien, dem Land, das sich zu über 80 Prozent auf palästinensichem Boden befindet und wo im Gegensatz zu Israel Palästinser nicht die volle Staatsbürgerschaft besitzen. Davor wurde das Gebiet vom Völkerbund verwaltet. Davor gehörte das Gebiet zum Osmanischen Reich, davor zum Römischen Reich und davor, wie das Wort „Judäa“ zeigt, zu einem Jüdischen Reich. Das jüdische Volk ist das älteste noch heute existierende Volk im Nahen Osten.

Obwohl die Gebiete Judäa und Samaria heute zu keinem Staat gehören, siedeln dort Menschen. Manche siedeln in Häusern, andere in Zelten. Es gibt dort arabische, jüdische, staatenlose und viele andere Siedler. Sie siedeln alle in einem Gebiet, das bis heute umstritten ist, weil kein Staatsgebilde dort regiert. Warum aber sind nur die jüdischen Siedler das Problem?

Als „illegal“ werden nur die Siedler bezeichnet, die Juden sind! Das Problem, das diese Menschen mit diesen Siedlern haben, ist somit ihr Jüdischsein!

Am 24. November 2016 kämpften jüdische, muslimische und christliche Israelis gegen die Flammen. Das Feuer kennt keine Religion. Der Israeli Mohammed Kayali erklärt:

„Ich bin Beduin, Muslim und Israeli. Ich leide den ganzen Tag darunter, dass meine Heimat in Flammen steht und meine Familie evakuiert werden musste. Das war aber gar nicht das Schlimmste am heutigen Tag. Nein, das Schlimmste ist dieser widerlicher Hass meiner angeblichen Glaubensbrüder, die sich wünschen, dass meine Familie und Freunde in den Flammen sterben. Ihr seid weder Muslime noch Menschen. Ihr seid erbärmliche Heuchler. Ich bin Muslim und schäme mich für diesen Hass und diese Ignoranz. Ihr wisst nichts über Israel und glaubt einem verrückten Vogel, der Juden wie die Pest hasst. Israel wird es überleben, so wie es jeden Angriff von Terroristen überlebt. Am yisrael chai“

Er schrieb dies am 24. November, als das Auswärtige Amt noch Israel kritisierte. Erst ein Tag später kamen erste Worte der Unterstützung:

„Mit allergrößter Sorge sehen wir auf die vielen Feuer, die seit Tagen in Israel wüten. In tiefer Verbundenheit stehen wir fest an der Seite Israels. Unsere Gedanken sind bei den Verletzten und den Zehntausenden, die ihr Zuhause zurücklassen mussten, nicht wissend, wann eine Rückkehr möglich sein würde. Nun scheint es, als könnten die ersten Bewohner Haifas in ihre Wohnungen und Häuser zurückkehren. Wir wünschen uns, dass sich diese Hoffnung bestätigt, und den Rettungskräften weiter viel Stärke, die sie in diesen schwierigen Tagen so notwendig brauchen, um der Flammen Herr zu werden und die Menschen in Sicherheit zu bringen. Wir stehen bereit, Hilfe zu leisten, wo immer geboten und gewünscht. Die breite Hilfsbereitschaft, die viele internationale Partner Israel entgegenbringen, sendet ein wichtiges Signal.“

Das Auswärtige Amt hat wirklich ein Gespür für Timing. Zu dem Hass und den terroristischen Aspekten der Brände verliert das Auswärtige Amt jedoch nach wie vor kein einziges Wort.

Feuer gehörte schon immer zu den Lieblingswaffen der Nazis. Heute wird das Feuer im November 2016 in Israel von vielen Leuten so gefeiert, wie Nazis einst die Brände im November 1938 feierten und das Auswärtige Amt schweigt dazu. Das ist nicht mehr mit Timing zu erklären. Das ist Tradition!

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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