Jens Riewa ist schwul!

Der Nachrichtensprecher der ARDTagesschau, Jens Riewa, ist schwul, aber so richtig schwul. Ich kenne zur Zeit nur wenige Menschen, die so schwul sind wie Jens Riewa!

Der Begriff „schwul“ hat viele Bedeutungen. Im 17. Jahrhundert wurde das niederdeutsche Wort „schwul“ für „drückend heiß“ benutzt und später ins Hochdeutsche übernommen. Später bekam dieses Wort ebenfalls die Bedeutung „homosexueller Mann“, weil homosexuelle Männer untereinander nicht kühl sondern warm verkehrten. Im späten 20. Jahrhundert wiederum zog das Wort in die deutsche Jugendsprache ein. Dort wird es allerdings wieder im Sinne von „warm“ benutzt, allerdings als Gegenteil von „kühl“ (cool). „Schwul“ bedeutet in diesem Fall „uncool“. In diesem Sinne benutze ich das Wort „schwul“, wenn ich von Jens Riewa spreche.

Der Nachrichtensprecher der ARDTagesschau, Jens Riewa, ist uncool, aber so richtig uncool. Ich kenne zur Zeit nur wenige Menschen, die so uncool sind wie Jens Riewa!

Seit nunmehr knapp zwanzig Jahren ist Jens Riewa schwul, also uncool. Im Jahr 1998 nämlich wurde er in der Februarausgabe der Schwulenzeitschrift „Adam“ des Foerster Verlages als „schwuler Moderator“ bezeichnet. Der Verlag nutzte das Wort „schwul“ im Sinne von „homosexuell“. Das erwärmte Jens Riewa so sehr, dass er dagegen ganz uncool rechtlich vorging. Vor einer Zivilkammer des Hamburger Landgerichts wurde ihm im Rahmen eines Vergleichs ein Schmerzensgeld von 15.000 Mark zuerkannt. Zusätzlich musste der Verlag seine Behauptung als unwahr widerrufen. Vor derselben Kammer begann zugleich auch ein Schadensersatzprozess gegen den Berliner Querverlag, von dem Riewas Anwälte 50.000 Mark Schmerzensgeld forderten. In einem Interview mit dem Focus erklärte Jens Riewa.

„Der Autor des Buchs hat nie mit mir persönlich gesprochen. Er hat wissentlich die Unwahrheit gesprochen und damit mein Persönlichkeitsrecht verletzt. Irgendwann schreibt der nächste, ich wäre pädophil oder rechtsextrem. Es muss eine Grenze geben.“

Ja, das hat Jens Riewa wirklich so gesagt. Schwul, pädophil, rechtsextrem! Das war 1998 die uncoole Dreifaltigkeit des Jens Riewa.

Knapp zwanzig Jahre später spielten Jan Böhmermann und der ARD-Nachrichtensprecher Ingo Zamperoni „Wer bin ich“ in der ZDF-Show „Neo Magazin Royale“. Jan Böhmermann musste raten, dass er Jens Riewa ist und fragte: „Weiß man nicht so ganz genau, ob ich hetero oder homo bin?“ Zamperoni erklärte nach einigem Zögern: „Ich glaub‘, man weiß es eigentlich.“

Am 20. Mai 2017 berichtete das Internet-Magazin queer.de über diese Show und titelte: „Outen Böhmermann und Zamperoni Jens Riewa?“

Diese Überschrift erwärmte Jens Riewa so sehr, dass er ganz uncool der Redaktion von seinen Anwälten eine Unterlassung zusenden ließ:

„Sie geben insofern in ihrer Berichterstattung haltlose Gerüchte über das Privatleben unseres Mandanten wieder. Dies muss unser Mandant nicht hinnehmen.“

Dem Verlag ist es jetzt tatsächlich untersagt, folgenden Satz zu drucken:

„Outen Böhmermann und Zamperoni Jens Riewa?“

Bei Nichtbeachtung wurde vom Landgericht Hamburg in einem Beschluss vom 29. Juni 2017 ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro oder eine Ordnungshaft von höchstens zwei Jahren angeordnet. Ich frage mich, was passieren würde, wenn der Verlag die Überschrift nicht mit einem Fragezeichen versehen würde, sondern mit einem Ausrufezeichen? Dann sähe die Überschrift so aus:

„Outen Böhmermann und Zamperoni Jens Riewa!“

Von dieser Variante steht in der Unterlassung nichts. Gäbe es dafür Knast in Deutschland? Wären wenigstens die Zelleninnenwände rosa?

Es interessiert mich nicht, dass Jens Riewa erklärt, nicht homosexuell zu sein. Mich interessiert es viel mehr, dass es einen ARD-Nachrichtensprecher gibt, der glaubt, die Frage, ob er homosexuell sein könne, sei in irgendeiner Form so ehrrührig, dass eine viertel Million Euro Ordnungsgeld für die Ehre seiner Heterosexualität ausgerufen werden muss. Der taz-Redakteur Jan Feddersen schrieb einst:

„Kann sich ein Mann im Zaum halten, der vor nicht so sehr Angst zu haben scheint wie davor, für schwul gehalten zu werden?“

Darum sage ich ganz eindeutig: Jens Riewa ist kein Hinterlader. Er ist kein Analprinz, kein Arschäologe und kein Torfstecher. Er ist schwul! Schwul im Sinne von uncool! Es ist nämlich mehr als uncool, einem Verlag, der sich seit Jahren für die Rechte von Menschen einsetzt, die noch heute mit erheblichen Diskriminierungen zu kämpfen haben, eine haushohe Unterlassungserklärung in die Redaktion zu senden, die dafür sorgen kann, dass der Verlag in den finanziellen Ruin gerät, nur weil er die Frage gestellt hat, ob Jens Riewa als das geoutet wurde, was jene Menschen sind, für die der Verlag kämpft und die für dieses pure so sein, diskriminiert, unterdrückt, geschlagen, vergewaltigt und ermordet werden. Das Jens Riewa ist uncool!

„Es geht mir um den Respekt voreinander, und übrigens klage ich auch, weil ich der Frauenwelt nicht verlorengehen will“, sagte Jens Riewa einst.

Ich habe ja die Erfahrung gemacht, dass es nicht wenige Frauen gibt, die Männer sehr anziehend finden, wenn sie schwul im Sinne von homosexuell sind. Ich habe allerdings auch die Erfahrung gemacht, dass kaum etwas die meisten Frauen mehr abturned, als ein Mann, der schwul im Sinne von uncool ist.

Einem Magazin, dass für die Menschenrechte für homosexuellen Männern und Frauen kämpft, in den Rücken zu fallen, (kicher, kicher, „in den Rücken fallen“, kleiner warmer Schäker), ist uncool, aber im allerhöchsten Sinne des Wortes. So ein Verhalten ist eiskalt! Es offenbart eine erschreckende Empathielosigkeit! Jens Riewa glaubt, ihm stünde Schmerzensgeld zu, weil ihn jemand als homosexuell bezeichnet hat und geht dabei gegen ein Magazin vor, das Menschen hilft, denen unsäglich Schmerzen zugefügt wurden, weil sie homosexuell sind.

„Ich bin schwul, wenn Du was gegen Schwule hast!“

Das sagte einst Jörg Thadeusz. Er ist Journalist und Kollege von Jens Riewa. So geht ein Mann, auf den die geilen Frauen stehen, mit dem Thema Homosexualität um, wenn er cool ist! Ich jedenfalls kann mir nicht mehr vorstellen, Jens Riewa als Nachrichtensprecher zu sehen, ohne dass es mir dabei eiskalt den Rücken runter läuft.

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
Dieser Beitrag wurde unter Deutschland, Feminismus, Liberalismus, Politik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.