Was Köln gemacht hat, ist in Israel undenkbar

Am 1. Januar 2017 erklärten die Stadt Köln, sowie die Landes- und Bundespolizei bei einer Pressekonferenz, in der Silvesternacht zum 1. Januar 2017 knapp 1700 Identitätsfeststellungen, 29 Gewahrsamnahmen und 6 Festnahmen durchgeführt, sowie 900 Platzverweise ausgesprochen zu haben. An dem Hauptbahnhof zur Domseite gab es zwei Türen. Die Polizei nutzen diese Türen, um die ankommenden Gäste zu selektieren. Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet:

„Die Polizei hat eine Gasse am Eingang gebildet, sortiert ganze Gruppen arabisch aussehender junger Männer und Jugendlichen aus. Anwesende Polizisten sprechen von „selektieren“. Durch die Polizeimaßnahme entsteht ein Stau am Eingang zur Bahnhofshalle (…) Am kleinen Ausgang des Hauptbahnhof zur Domseite ist eine der Türen für Nordafrikaner reserviert (…) Vereinzelte Personen werden direkt in Züge aus der Stadt heraus gesetzt.“

Was in Köln geschehen ist, ist in Israel undenkbar, allein schon deshalb, weil Muslime, Araber, Juden und Israelis nicht nach ihrer Hautfarbe zu unterscheiden sind. Sie sehen sich nämlich oft viel zu ähnlich.

Israel nutzt daher andere Mittel und Wege, um sich vor dem Terrorismus zu schützen, der zum Alltag gehört. Immer wieder muss Israel mörderische Anschläge ertragen. Israels Nachbarn feuern Raketen auf das kleine Land ab und die Hamas in Gaza fordert sogar die totale Vernichtung des jüdischen Volkes! Inmitten dieses Hasses bewahrt sich Israel Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschlichkeit!

Deutschland weigert sich jedoch, von Israels Erfahrungen zu lernen. Stattdessen wird Israel mehrheitlich kritisiert, obwohl das kleine Land eigentlich als Vorbild dienen sollte.

In Israel gibt es kein „racial profiling“. In Israel gibt es ein „ideology profiling“!

Es ist nämlich nicht die Haut-, Augen- und Haarfarbe, die sich in das Hirn eines Täters gefressen hat. Es ist die Ideologie! Teil einer jeden Ideologie ist das Glaubensfundament. Was die Terroristen vereint, ist nicht ihr Äußeres. Es vereint sie ihr Inneres, das, woran sie glauben und dass dieser Glaube auch weiße Menschen vergiften kann, hat die sogenannte Sauerland-Gruppe bewiesen.

Das Problem ist, dass nicht sauber differenziert wird. Für viele umfasst der Begriff „racial profiling“ die Kriterien ethnische Zugehörigkeit, Religion und nationaler Herkunft. Das sind aber drei vollkommen unterschiedliche Dinge, nämlich:

racial profiling
national profiling
ideology profiling

Die meisten Araber aus sämtlichen Ländern sind anständige Menschen, so selbstverständlich wie es anständige Muslime gibt. Die Frage ist jedoch, wenn man nach dem Grund sucht, warum jemand zur Gewalt greift, ist der Grund dann eher in der Hautfarbe zu finden oder in den Überzeugungen?

Rassismus ist die Beurteilung eines Menschen aufgrund seiner völkischen Herkunft. Die Beurteilung eines Menschen aufgrund seiner Überzeugungen und Bekenntnisse nennt sich jedoch Kritik. Wer einen Muslim beurteilt, weil er Araber ist, betreibt Rassismus. Wer jedoch einen Araber beurteilt, weil er einer Ideologie verfallen ist, betreibt Aufklärung.

Deutschland versucht es lieber mit Rassismus. Nach terroristischen Anschlägen in Europa wie dem frauenfeindlichen Anschlag am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht 2015/16 oder dem Anschlag in den Redaktionsräumen von Charlie Hebdo und einem koscheren Supermarkt in Paris Anfang 2015 schrieben selbst seriöse Medien, die Straftaten seien von „Südländern“ oder von „Menschen mit nordafrikanischem“ oder „arabischem Aussehen“ begangen worden! Immer öfter wurden die Täter von einem großen Teil der deutschen Presselandschaft auf ihr Äußeres reduziert. Das ist „racial profiling“!

Im Umgang mit der Terrorschlägen müssen wir uns also entscheiden, wollen wir rassistisch oder aufklärerisch sein. Der Rassist sagt, die Täter waren „Südländer“ oder „Araber“. Der Aufklärer aber konzentriert sich auf ihre Überzeugungen. Es ist erschreckend, wie viele Menschen sich bei der Wahl zwischen Rassismus und Aufklärung für Rassismus entscheiden.

Was wir brauchen sind mehr Menschen, die den Mut haben, Menschen aufgrund ihres Glaubens und ihrer Überzeugungen zu kritisieren. Was wir nicht brauchen, sind Rassisten, die glauben, Taten würden begangen, weil die Täter eine gewisse Hautfarbe haben. Deutschland muss seinen Pfad des Rassismus schnell verlassen, denn „racial profiling“ ist ein No-Go, „national profiling“ vielleicht ein unter eng definierten Umständen nötiges Übel und „ideology profiling“ ist ein unter Umständen notwendiges Mittel der Aufklärung.

Wir sollten Israel daher weniger kritisieren und dafür mehr von dem Land lernen, vor allem, wie man Menschlichkeit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Zeiten des Terrorismus‘ und des Kriegs verteidigt.

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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