Wir wurden alleine gelassen!

Am 17. Juni 2017 war ich auf der Demonstration „Nicht mit uns! Muslime und Freunde gegen Gewalt und Terror“ auf dem Kölner Heumarkt. Ich ging dort hin, um zu tun, was Ralph Giordano bereits im Juni 2007 erklärt hatte:

„Ich jedenfalls stehe an der Seite aller säkularisierten Muslimas und Muslime, die mit Reformen den Weg zu einer Integration frei machen wollen, die diesen Namen verdient – ein Ziel, von dem wir noch weit entfernt sind. Was mich nicht hindert, es mit meinem Molekül näherzubringen. Denn eine friedliche Alternative zur Integration gibt es nicht.“

Wie weit wir zehn Jahre nach diesem Ausspruch noch von dem Ziel entfernt sind, wurde am 17. Juni bitter deutlich. Über 10.000 Menschen wurden erwartet, um gegen Gewalt und Terror im Namen des Islams zu demonstrieren, aber es kamen weniger als 1.000. Die meisten waren keine Muslime. Ich kam mit einer gehörigen Portion Hoffnung zum Heumarkt und ging mit dem Gefühl der bitteren Enttäuschung.

Im Gegensatz zu vielen Besserwissern, die jetzt sagen, sie hätten es kommen sehen und genau gewusst, dass nur so wenige kommen würden, hatte ich tatsächlich damit gerechnet, an dem Tag über 10.000 Menschen auf dem Heumarkt zu treffen. Ich wollte in der Menge singen, lachen und kritisch sein. Ich wollte zeigen, dass es völlig okay ist, einer Religionsgemeinschaft anzugehören, es aber auch wichtig ist, jede Religion zu kritisieren und ihre Prinzipien zu hinterfragen, weil eine Religion mit Absolutheitsanspruch und dem Glauben an die Manifestation der Wahrheit in ihrem Gott, der Gewalt und dem Terror Tür und Tor öffnen können, vor allem, wenn sie zur Mission aufruft, also zur Unterwerfung unter dem Prinzip der göttlichen Wahrheit. Ich wollte zeigen, dass es das Recht eines jeden Menschen ist, sich religiös zu kleiden, so wie es auch das Recht eines jeden Menschen ist, über diese Kleidung zu lachen.

Die Mit-Initiatorin Lamya Kaddor hatte gut für die Demonstration getrommelt und sämtliche großen Medien hatten im Vorfeld darüber berichtet. Dennoch wurden wir alleine gelassen!

Dabei fand die Demonstration doch in Köln statt, wo sich der gemeine Kölner und die gemeine Kölnerin gerne mal auf dem Heumarkt unterhaken und sich gegen Menschen quer stellen, die mehr Hass als Liebe in den Herzen tragen. Als Pegida behauptete, sie seien patriotische Europäer, füllten sich die Plätze Kölns mit Europäern, die sich distanzierten. Als die AfD sagte, sie seien das Volk füllten Deutsche und Freunde den Heumarkt und distanzierten sich lautstark. Nach all den vielen Muslimen aber, die im Namen des Islams hassen und morden, blieb der Heumarkt erschreckend leer. Dabei hatte Lamya Kaddor erklärt:

„Der Terrorismus hat oder der Islamismus hat natürlich etwas mit dem Islam zu tun, in so fern ist es quasi auch mal an der Zeit, das vielleicht nochmal deutlicher, die Abgrenzung noch schärfer vorzunehmen.“

Scharf grenzte sich an dem Tag leider keine muslimische Gemeinde ab. Unter den wenigen Muslimen, die an dem Tag in Köln anwesend war, stellte die deutliche Mehrheit, nämlich über 50% aller anwesenden vermeintlichen Muslime die Ahmadiyya. Ich schreibe „vermeintlich“, weil die meisten Muslime weltweit die Ahmadiyya nicht als muslimische Gemeinschaft anerkennen. Im April 2013 wurde die Gemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat in Hessen zwar als Gemeinde in Deutschland als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt, aber für die deutliche Mehrheit aller Muslime sind die Ahmmadiyya keine Muslime.

Die Demonstration auf dem Heumarkt muss daher als krachende Niederlage gewertet werden.


Albert Einstein soll einmal gesagt haben:

„Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.“

Es ist daher egal, was die Mehrheit der Muslime denkt und wie sie den Islam auslegt. Die Mehrheit ist irrelevant, wenn sie schweigt und die gefährliche Minderheit machen lässt!

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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