Ein 1. April, der kein Scherz war

Am Samstag, 1. April 1933, begann um 10 Uhr der Boykott von jüdischen Geschäften. Überall in deutschen Städten standen uniformierte und teils auch bewaffnete SA-, HJ- und Stahlhelm-Posten vor jüdischen Geschäften, Banken, Arztpraxen und Anwaltskanzleien und hinderten etwaige Kunden daran, diese zu betreten. Schilder, Plakate und Parolen forderten: „Deutsche! Wehrt euch! Kauft nicht bei Juden! – Die Juden sind unser Unglück! – Meidet jüdische Ärzte! – Geht nicht zu jüdischen Rechtsanwälten!“

Auch heute noch ist diese Mentalität aktiv. Tapfer im Nirgendwo präsentiert daher ein paar Artikel zum aktuellen Judenboykott, der sich geschickt als Israelboykott tarnt.

In Israel sind Muslime und Juden Nachbarn. Sie lachen, leben, essen, weinen und streiten zusammen. Sie leben miteinander und teilen sich die selbe Heimat. Sie sind gemeinsam in Treue verbunden mit den Bäumen, Flüssen, Bergen, Meeren, Seen, Städten, Dörfern und Wüsten ihrer Heimat, die sie oft in ihre Gebete einschließen. Sie sind eine Familie! Manche sind entfernte Verwandte, andere wiederum frisch nah Vertraute. All diese Menschen werden von der weltweit agierenden Kampagne des Hasses BDS diskriminiert. Der Name BDS steht für „Boycott, Divestment and Sanctions“. BDS wendet sich gegen ganz Israel und kulturell gegen alles, was israelisch ist. Die Politik von BDS lässt sich auf diese Formeln bringen:

„Kauft nicht bei Israelis!“
„Israel ist unser Unglück!“
„Kein Dialog mit Israel!“

Mit einer Person, die man boykottiert und mit der man nicht redet, kann man keinen Frieden schließen. BDS will keinen Frieden! (BDS- Eine Kampagne des Hasses)

Warum boykottierst Du das Land, das mich leben lässt, wie ich bin und nicht viel mehr all die Länder, in denen ich verfolgt werde, weil ich so bin, wie ich bin? (Warum boykottierst Du Israel?)

In Bonn marschierten drei in weißen Schutzanzügen gekleidete Trupps in das Geschäft Galeria Kaufhof und nahmen dort die Produkte ganz genau unter die Lupe. In ihren Händen hielten sie Formulare auf denen zu lesen war: „Deutsche Zivilgesellschaft – Inspektion der Produkte israelischer Unternehmen“. Auf den Zetteln standen die Namen diverser israelischer Unternehmen mit Angabe der Herkunft und dem Barcode, sowie einer Spalte mit dem Vermerk „Verdacht“. In dieser Spalte galt es für die willigen Vollstrecker einzutragen, ob die Waren in dem Geschäft gefunden wurden. Die deutschen Zivilinspektoren gingen mit einer geradezu gespenstigen bürokratischen Genauigkeit vor. (Deutschlands willige Vollstecker)

Am 28. November 2015 liefen sechs in gespestigem Weiß gekleidete willige Vollstrecker über den Weihnachtsmarkt von Bremen auf der Suche nach jüdischen Produkten. Auf ihren Kostümen stand:

Inspektion
Kennzeichnungspflicht
von Waren aus den illegalen
israelischen Siedlungen

Der Weihnachtsmarkt in Bremen erinnert (wie alle Weihnachtsmärkte der Welt) an ein jüdisches Paar, das vor gut zweitausend Jahren einen Jungen in einer Krippe in Bethlehem zur Welt gebracht hat. Bethlehem wird heute von der sogenannten palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet. Heute wären Maria und Josef daher für viele Menschen nichts weiter als illegale jüdische Siedler, die dort nichts zu suchen haben und Jesus wäre ein illegaler Siedlerjunge und würde keine Sympathien bekommen. Die Vereinten Nationen würden vermutlich Resolutionen gegen Maria und Josef verhängen und deutsche Dichter würden Jesus kritisieren, weil es gesagt werden muss und man das ja wohl noch sagen darf! (Die willigen Vollstrecker von Bremen)

Jede Stadt, die eine Partnerstadt in Israel hat, jeder Veranstalter, der mit Israelis kooperiert und jeder Mensch, der mit israelischen Partnern zusammenarbeitet, muss einfach nur folgendes erklären: „Gerne nehmen wir Ihren Wunsch an und beenden jede Zusammenarbeit mit Ihnen. Sie wollen Israel boykottieren und wir sind durch Zusammenarbeit mit Israel ein Teil dessen, das sie boykottieren! Wir akzeptieren Ihren Wunsch, uns zu boykottieren und stellen Ihnen daher unsere Räume, Bühnen und Orte nicht zur Verfügung.“ (Eine Antwort auf BDS)

Liebe Emma,
Liebe Caryl,

das Stück, das das Habima Ensemble aus Tel Aviv in Israel Ende Mai beim Festival im Globe Theatre zeigen möchte und das Sie von der englischen Bühne vertreiben wollen, ist „Der Kaufmann von Venedig“ von William Shakespeare! Es ist ein Stück über einen Juden, der aus Venedig vertrieben wird, weil er nicht besser sein kann und will als alle Christen der Stadt. Sie wollen jetzt Juden von der Bühne des Globe Theatre vertreiben, weil das Land, aus dem sie kommen, nicht besser ist als alle anderen Länder auch. Gerade Menschen wie Sie sollten sich dieses Stück ansehen! (Die Vertreibung des Juden von der englischen Bühne)

Menschen, die vor einem McDonald’s Thesen über den Status von Hawai in ein Megaphon brüllen und dabei eine illegale Besatzung der Inselgruppe durch die Amerikaner anprangern, sind Spinner! Menschen, die vor einem chinesischen Restaurant lauthals „Freiheit für Tibet“ skandieren, sind Spinner! Menschen, die vor einem persischen Restaurant gegen den Iran demonstrieren und aufgrund der Politik im Iran zum Boykott des Restaurants aufrufen, sind Spinner! Selbiges gilt für alle Menschen, die glauben, vor jüdischen Restaurants oder Geschäften Politik gegen Israel betreiben zu müssen. Es sind Spinner!

Immer mal wieder wird zum Boykott Israels aufgerufen und dabei ein dämonisierendes Bild von dem Land gezeichnet. Stellen wir uns mal vor, Deutschland würde so behandelt wie Israel. Ein Boykottaufruf sähe wie folgt aus: Boykott Deutschland!

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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